Von Deutschland nach Afghanistan: Abgeschobene Straftäter leiden im Taliban-Knast

Kabul - Ende vergangener Woche läutete die Bundesregierung mit der ersten Abschiebung nach Afghanistan seit einigen Jahren eine kleine Wende in der Flüchtlingspolitik ein. 28 Straftäter wurden per "Qatar Airways"-Boeing in Richtung Kabul befördert. Wie nun bekannt wurde, sollen sie dort aktuell im berüchtigten Pul-e-Charkhi-Gefängnis einsitzen.

Die Abgeschobenen sollen im Pul-e-Charkhi-Gefängnis einsitzen. (Archivbild)
Die Abgeschobenen sollen im Pul-e-Charkhi-Gefängnis einsitzen. (Archivbild)  © dpa/Jawad Jalali

"Unsere Sicherheit zählt, unser Rechtsstaat handelt", verkündete Innenministerin Nancy Faeser (54, SPD) am Freitag. In der Maschine, die vom Flughafen Halle/Leipzig aus startete, saßen afghanische Schwerkriminelle aus verschiedenen Bundesländern.

Mittlerweile wurden sie in einen Kabuler Knast verfrachtet. "Wir haben diejenigen, die aus Deutschland abgeschoben wurden, in ein Gefängnis gebracht", sagte ein Vertreter der islamistischen Taliban, die seit dem Abzug der internationalen Truppen im Jahr 2021 wieder die Kontrolle über Afghanistan haben, gegenüber der Bild-Zeitung.

Demnach sollen sie im Pul-e-Charkhi-Gefängnis, dem größten des Landes, im Osten Kabuls festgehalten werden. "Hier wird jetzt jeder einzelne Fall untersucht. Danach entscheidet ein Gericht darüber, was mit ihnen passiert."

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Im Pul-e-Charkhi saßen lange tausende Taliban ein. Mittlerweile hat die Terrororganisation auch dort die Kontrolle übernommen. Einige ehemalige Gefangene sollen zu Gefängnisaufsehern aufgestiegen sein. Die Bedingungen in dem Horror-Knast gelten als miserabel.

28 Straftäter wurden am Freitag in Richtung Kabul befördert. (Symbolbild)
28 Straftäter wurden am Freitag in Richtung Kabul befördert. (Symbolbild)  © dpa/Sebastian Gollnow

Das droht den abgeschobenen Straftätern im Pul-e-Charkhi-Gefängnis

In dem Gefängnis fanden in der Vergangenheit auch Hinrichtungen statt.
In dem Gefängnis fanden in der Vergangenheit auch Hinrichtungen statt.  © dpa | Jawad Jalali

Laut der afghanischen Frauenrechtsorganisation RAWA soll das Gefängnis in der Vergangenheit massiv überbelegt gewesen sein, Hygiene-Standards seien kaum vorhanden. Es kam zu Vergewaltigungen der weiblichen Insassen und auch die Todesstrafe wurde in der Strafanstalt mehrfach vollstreckt.

Die Taliban ließ die meisten Insassen frei, doch für die verbliebenen (und neuen) verbesserte das die Situation kaum. Laut den Islamisten erfroren im Winter 2022 mehr als 120 Gefangene! Wie Bild berichtet, finden auch weiterhin Hinrichtungen statt.

Wie die Taliban mit den aus Deutschland abgeschobenen Personen umgeht, ist indes völlig unklar. Was mit den 1000 Euro Handgeld passierte, das den Straftätern mit auf den Weg gegeben wurde, ist ebenfalls nicht bekannt.

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Das Geld wurde den Abgeschobenen laut Bundesinnenministerium gezahlt, "um das menschenwürdige Existenzminimum für einen Übergangszeitraum (sechs bis neun Monate) zu gewährleisten und so die Feststellung eines Abschiebungsverbotes zu vermeiden."

Titelfoto: Montage: dpa | Jawad Jalali, dpa | Sebastian Gollnow

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