500 Jahre alte Mumie: Wissenschaftler haben neue Erkenntnisse
Arequipa (Peru) - Sie ist die wohl bekannteste Inka-Mumie überhaupt: Das Mädchen Juanita wurde vor mehr als 500 Jahren bei einem grausamen Ritual getötet und auf dem heiligen Berg Ampato bestattet. Nun haben Wissenschaftler mit einem besonders aufwendigen Verfahren ihr Gesicht rekonstruiert.
Als 1995 ein Team von Archäologen um Doktor Johan Reinhard den schneebedeckten Gipfel des erloschenen Anden-Vulkans Ampato (6318 Meter) bestieg, machten die Wissenschaftler eine spektakuläre Entdeckung. Nahe dem Gipfel entdeckten sie die gefrorene Mumie eines Mädchens, eingehüllt in ein farbenfrohes Grabtuch, um den Hals einen Schal aus Alpaka-Wolle. Dazu reichlich Silberschmuck und kostbare Grabbeilagen.
Ihre Entdecker gaben der Mumie den Namen Juanita und brachten sie zur Katholischen Universität von Santa Maria (Peru), wo sie seitdem erforscht wird.
Vieles deutet darauf hin, dass Juanita vor mehr als 500 Jahren zur Zeit der Inkas lebte und bei einem grausamen Ritual zur Besänftigung der Götter sterben musste. Beim Capacocha-Ritual opferten die Inkas Kinder und Jugendliche auf dem Gipfel heiliger Berge. Die Geopferten wurden immer mit wertvollen Kultgegenständen - wie Edelsteinen, Keramikminiaturen oder auch Muscheln - bestattet und stammten wohl aus der Oberschicht.
Nach dem Glauben der Inkas starben die geopferten Kinder nicht, sondern wurden wieder mit ihren Vorfahren vereint, die von den Gipfeln der hohen Berge aus zusahen.
Juanita, die "Dame von Ampato", wurde beim Capacocha-Ritual geopfert
Nun haben Wissenschaftler neue Erkenntnisse zu Juanita bekannt gegeben. 28 Jahre nach ihrer Entdeckung ist es ihnen gelungen, in einem aufwendigen Verfahren das Gesicht der Mumie zu rekonstruieren. Fünf Jahre lang arbeitete ein polnisch-peruanisches Team am Projekt.
Dazu nutzten die Mumien-Forscher unter anderem Daten, die auf einer Computertomografie des Körpers, DNA-Studien und ethnologischen Erkenntnissen basieren. Auch moderne forensische Methoden kamen zum Einsatz.
Demnach war Juanita zum Zeitpunkt ihres Opfer-Todes gerade einmal 13 bis 15 Jahre alt, heißt es in einer Mitteilung. Sie war ein gesundes Mädchen und starb wohl durch einen gezielten und sofort tödlichen Schlag auf den Hinterkopf. Außerdem weise Juanita die "typischen weiblichen Gesichtsproportionen der Hochandenregion" auf.
Die Mumifizierung erfolgte aufgrund der Kälte und der klimatischen Bedingungen auf natürliche Weise. Aus der Region sind Dutzende solcher Mumien bekannt, von denen Juanita als die am besten erhaltene gilt.
Titelfoto: Montage: Universidad Católica de Santa María, Frank R 1981, CC BY-SA 4.0 via Wikimedia Commons