S-Bahn der Zukunft? Verkehrsverbund testet modernen Akku-Zug in Sachsen
Dresden - Der Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) will ökologischer unterwegs sein und testet dafür nun verschiedene Züge. Den Anfang machte ein Verkehrsmittel mit herkömmlichem Stromabnehmer und zusätzlicher Batterie.
Rund um die sächsische Landeshauptstadt Dresden gibt es zahlreiche Strecken, auf denen Nahverkehrsdienstleister momentan mit Diesel-Zügen fahren müssen, da keine Oberleitungen vorhanden sind. Dieses VVO-Dieselnetz betreibt momentan die Mitteldeutsche Regiobahn, ab Ende 2021 für zehn Jahre die Deutsche Bahn.
Doch der Kraftstoff setzt der Umwelt zu und soll deshalb nicht mehr lange zum Einsatz kommen, wenn es nach dem VVO geht. Das Problem dabei: "Man kann nicht jeden Streckenabschnitt elektrifizieren und somit Fahr-Strom bereitstellen", erklärte Professor Arnd Stephan von der TU Dresden am Mittwoch in Königsbrück. "Unser Fokus liegt auf dem gesamtwirtschaftlichen Vergleich. Immerhin geht es um Geld vom Steuerzahler." Alternativen müssen also her.
Aus diesem Grund testet der VVO in den nächsten Monaten verschiedene Zugmodelle mit anderen Antriebsarten und führt entsprechende Machbarkeitsstudien mit Akku- und Wasserstoff-Hybriden durch.
"Damit für den Aufbau der nötigen Infrastruktur, egal ob für Wasserstoff- oder Batterie-Züge, ausreichend Zeit bleibt, wollen wir bis Ende 2021 eine Entscheidung treffen", erklärte VVO-Geschäftsführer Burkhard Ehlen den zeitlichen Plan.
Am heutigen Mittwoch fand aus diesem Grund eine erste Erprobungsfahrt auf der rund 35 Kilometer langen Strecke von Dresden nach Königsbrück mit einem Akku-Zug statt.
Fortschrittlicher Antrieb für neue S-Bahn-Strecken um Dresden
Der VVO lieh sich dafür von den Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) einen sogenannten Cityjet Eco aus, der bereits seit 2018 in Betrieb ist.
Der Zug bezieht seinen Fahr-Strom aus der Oberleitung, wo es sie gibt, und aus einem Akku. Dieser benötigt lediglich zwanzig Minuten Leitungs-Strom, um komplett aufgeladen zu werden. Beim Bremsen wird zudem zusätzliche Energie gewonnen. Wann immer keine Oberleitung an der Strecke anliegt, treibt die Batterie den Triebwagen an.
Auf der Strecke nach Königsbrück wurde der Akku am Mittwochmittag maximal halbleer. Da stellenweise Oberleitungen vorhanden waren, lud der Zug in der Fahrt seinen Akku wieder auf.
Dass solch ein Triebwagen nicht auf der Strecke liegen bleibt, versicherte Burkhard Ehlen am Zielbahnhof. Die Kapazität der Batterie ließe sich je nach Bedarf bei der Bestellung dem Bedarf anpassen.
Hoher Komfort für Fahrgäste
Da der Akku-Zug einmal als S-Bahn durch Dresden und das Umland fahren soll, soll das Fahrzeug den Reisenden auch einen hohen Komfort bieten. So werden beispielsweise behindertengerechte Toiletten eingebaut.
Aber auch Strom für die Fahrgäste könnte über herkömmliche Steckdosen oder USB-Buchsen bereitgestellt werden. Im ÖBB-Cityjet-Eco wurden zudem Leselampen verbaut und jeder Sitz ließ sich verstellen.
Weiterhin soll der Tageszeit entsprechendes LED-Licht dafür sorgen, dass die Augen nicht zu sehr angestrengt werden. In großzügigen Mehrzweckbereichen lassen sich Kinderwagen, Fahrräder und andere sperrige Gegenstände ohne Probleme transportieren.
Die genauen Details der zukünftigen S-Bahnen für Dresden werden jedoch noch genauso über die nächste Zeit ermittelt wie die Antriebsart.
Mehr Fotos vom Akku-Zug
Der umweltfreundliche Antrieb soll ab 2031 zur Bedingung bei Ausschreibungen des bisherigen VVO-Dieselnetzes werden. Spätestens dann werden die Dieseltriebwagen aus dem Verkehr gezogen und neue Technologien erhalten Einzug im Dresdner Umland. Auch für die Strecken in die Oberlausitz kommen die neuen Züge infrage.
Bis dahin soll zudem aus dem Dieselnetz ein größeres S-Bahn-Netz mit etwa acht Linien werden. Die Fahrzeiten sollen sich auf vielen Strecken, darunter auch der nach Königsbrück, verkürzen. Über 30 Millionen Euro werden dafür nach und nach investiert.
Titelfoto: Max Patzig