Überraschungs-Hit des Jahres! Wer Gaming liebt, muss "Blue Prince" spielen
Leipzig - Rätseln hat schon lange nicht mehr so viel Spaß gemacht: Das Indie-Game "Blue Prince" lädt die Spieler dazu ein, mal wieder so richtig die Gehirnzellen arbeiten zu lassen. Hinter alledem steckt ein großes Geheimnis, dem man nur stückweise und mit einer Prise Glück auf die Spur kommt.

Alles beginnt mit dem Tod von Onkel Herbert, der seinem Neffen Simon sein Anwesen Mt. Holly vererbt - mit einem kleinen Haken: Um sich dieses Erbe zu "verdienen", muss Simon erst den versteckten Raum 46 auf dem riesigen Grundstück finden. Ganz schön blöd also, dass Mt. Holly keinen festen Grundriss hat, da sich die Anordnung der einzelnen Zimmer jeden Tag ändert.
Will der Spieler also einen Raum verlassen, werden ihm per Zufallsprinzip drei mögliche Zimmer zum Weitergehen vorgeschlagen - jedes von ihnen mit einer unterschiedlichen Anzahl an Ein- und Ausgängen, gelagerten Items oder Auswirkungen. So gibt es beispielsweise Räume, die Simons Ausdauer verbessern bzw. verschlechtern, ihm Schlüssel für verschlossene Türen geben oder wichtige Dokumente bereithalten.
Beim Auswählen des nächsten Zimmers muss man also höllisch aufpassen, sich nicht versehentlich eine Sackgasse zu bauen oder anderweitig zu behindern. Hier spielt der Glücksfaktor eine ziemlich große Rolle, aber natürlich auch Köpfchen und Vorausdenken.
Kommt man bei der Erkundung von Mt. Holly nicht weiter oder hat die verfügbare Ausdauer aufgebraucht, wird der In-Game-Tag beendet und der nächste Morgen bricht an - mit einem komplett neuen Grundriss, neuen Zimmern und neuen Items. Seid also gewarnt: Hier ist Frustration vorprogrammiert!

Blue Prince: So simpel und doch so ausgeklügelt!

Trotz aller Rückschläge, dummen Entscheidungen und Pech beim Auswürfeln der Räume, die ein natürlicher Bestandteil von "Blue Prince" sind, hat mich inmitten des wirren Labyrinths allerdings nie die Motivation verlassen.
Dank der vielen kleineren Rätsel - mal muss man Matheaufgaben, dann Puzzles lösen -, die überall verteilt sind, hat man auch abseits des großen Ziels "Finde Raum 46" eigentlich immer etwas zu tun.
Vergleichbar mit den einzelnen Schichten einer Zwiebel kommt man den Geheimnissen hinter Onkel Herberts Haus und damit Simons eigener Familiengeschichte schrittweise auf die Spur, wobei man immer wieder kleine Teilerfolge feiern darf.
Über den Plot und die Hintergründe des Anwesens sei hier noch nicht zu viel verraten. Am meisten Spaß macht "Blue Prince", wenn man komplett ohne Vorwissen an die Sache rangeht und sich alles selbst erarbeitet. So fühlt sich das Ende dann auch unglaublich befriedigend an.
Fazit: Mit diesem Überraschungshit hat wohl wirklich niemand gerechnet. Die Simplizität, die an klassische Deck-Builder-Brettspiele erinnert, geht mit einer erfrischenden Kreativität einher, die man in der heutigen Gaming-Landschaft leider oft vermissen muss. "Blue Prince" muss sich vor anderen Indie-Spielen keineswegs verstecken - im Gegenteil: Hier kann durchaus von einem kleinen Meisterwerk gesprochen werden.
Titelfoto: Montage Raw Fury Games