"Trek to Yomi" im Test: Cooler Look, leider kaum Inhalt
Leipzig - Ein Side-Scroller, angelehnt an klassische Samurai-Filme und vollgepackt mit ebenso viel Action. Als "Trek to Yomi" bei der E3 2021 angekündigt wurde, brachte dies jede Menge Begeisterung mit sich. Mittlerweile können Spieler selbst in den neuesten Titel aus dem Hause Devolver Digital eintauchen. Stellt sich nur die Frage: Lohnt sich das?
Tatsächlich hat mir "Trek to Yomi" diese Entscheidung nicht leicht gemacht, aber fangen wir bei den Grundlagen an.
"Trek to Yomi" ist ein Side-Scroller, der in der japanischen Edo-Zeit spielt. Als junger Samurai Hiroki müsst Ihr Euch den Mächten des Bösen stellen und dabei sogar den Tod besiegen, um diejenigen zu schützen, die Euch wichtig sind. "Yomi" bezeichnet in der japanischen Shinto-Mythologie das Jenseits. Der Titel greift also schon vorweg, was Euch in der rund sechsstündigen Story erwartet.
Das Besondere an "Trek to Yomi" sind sein Look und die damit einhergehende Atmosphäre. Das Spiel ist komplett in Schwarzweiß gehalten, wobei sich die Entwickler die Kontraste immer wieder für stimmungsvolle Momente zunutze machen. Kämpfer zeichnen sich als Silhouetten ab, ein Dorf im Sonnenlicht erinnert eher an ein Landschaftsbild als an ein Spiel.
Die Inspiration für all das stammt aus klassischen Samurai-Filmen, speziell denen des Regisseurs Akira Kurosawa (1910-1998). Diese zeichneten sich nicht nur durch ihre Schwarzweiß-Optik, sondern auch ihre Experimente mit Perspektiven aus.
Im Spiel wird dies aufgegriffen, indem Ihr Euch durch "Erkundungs-Passagen" wie in den alten "Resident Evil"-Spielen bewegt. Die Kamera wechselt also ins Dreidimensionale, ist dabei allerdings relativ fest und springt zwischen den Räumen von einer Ansicht zur anderen.
"Trek to Yomi" ist in seinem Look und seiner Aufmachung ein Liebesbeweis, wie er originalgetreuer nicht hätte gelingen können. Leider fällt der Rest des Spiels deutlich dahinter ab.
Immer wieder die gleiche Leier
Mein größtes Problem hatte ich mit den Kämpfen, die sich durchgängig nach dem Prinzip "Blocken, blocken, draufhau'n, draufhau'n" meistern lassen. Das Spiel bietet zwar ein paar ziemlich coole Kombos. Die meisten Gegner bieten jedoch gar keinen Raum, diese wirklich anzuwenden. Attacken sind kaum vorhersehbar, die Steuerung viel zu schwammig, um darauf zu reagieren. Also prügelt man sich in stets derselben Manier von einem Gebiet ins nächste. Ich weiß nicht, wann ich das letzte Mal so gelangweilt von Kämpfen in einem Spiel war.
Der Todesstoß kam für mich, als ich merkte, dass "Trek to Yomi" immer in die Side-Scroller-Perspektive wechselte, sobald der nächste Kampf ansteht. Überraschungsmomente? Fehlanzeige. Die nächste anstrengende Passage schreit einem drei Meilen gegen den Wind.
Das "Erkunden" beschränkt sich indes darauf, dass es hier und da einen Abzweig zum sonstigen Schlauchlevel gibt, in dem man Munition, Upgrades oder Collectibles findet. Das Ganze ist so rudimentär, dass man kaum von Erkunden sprechen kann, weshalb ich es bewusst in Anführungszeichen gesetzt habe.
Die Story um Hiroki und seinen Kampf gegen das Böse lässt Euch hier und da zwar ein paar Entscheidungen treffen und bietet nette Samurai-Momente in einer düsteren Welt. Gerade durch die Kämpfe hatte ich irgendwann jedoch keine Lust mehr, mich damit tiefer auseinanderzusetzen, und wollte eigentlich nur fertig werden. Ein Bezug zu den Figuren entstand dabei jedenfalls nicht.
Fazit
Ich würde "Trek to Yomi" wirklich gern gut finden, wirklich. Der Look und die Aufmachung sind absolut einzigartig, großartig gelungen und umgesetzt. Leider lässt sich das nicht für den Rest des Spiels sagen.
Es ist schade, zumal andere Titel wie "Ghost of Tsushima" oder "Katana Zero" in den letzten Jahren eindrucksvoll gezeigt haben, wie gute Samurai-Spiele aussehen können. Und auch "Trek to Yomi"-Entwickler Flying Wild Hog ist mit Titeln wie "Shadow Warrior" und "Evil West" längst kein namenloses Studio mehr im Spiele-Sektor. Hier haben sie sich allerdings nicht mit Erfolg bekleckert, zu repetitiv und belanglos wirkt die Story dazu.
Wer unbedingt mal wieder ein Katana schwingen möchte, kann gern in die genannten Titel reinschauen. "Trek to Yomi" kann ich an dieser Stelle leider nicht empfehlen - auch wenn ich es gern würde.
Titelfoto: Devolver Digital/Flying Wild Hog