"The Quarry" im Test: Mörderischer Spaß ist auch ohne viel Horror möglich!

Leipzig - Nach dem riesigen Erfolg von "Until Dawn" (2015) durften sich Horror-Fans nun endlich über den Release des spirituellen Nachfolgers "The Quarry" freuen. Neue Charaktere, neue Story, altbewährtes Konzept. Doch geht die Rechnung ein zweites Mal auf? TAG24 hat's getestet.

"The Quarry" wurde von Supermassive Games entwickelt. Das Studio war zuvor unter anderem auch für den Horror-Hit "Until Dawn" verantwortlich.
"The Quarry" wurde von Supermassive Games entwickelt. Das Studio war zuvor unter anderem auch für den Horror-Hit "Until Dawn" verantwortlich.  © 2K Games

Gleich die erste Szene schafft es, den Spieler in den Bann zu ziehen und eine unglaublich unheimliche Atmosphäre zu kreieren, die einen Vorgeschmack auf die kommenden Ereignisse gibt: Ein Pärchen fährt mit dem Auto durch den dunklen Wald, plötzlich springt etwas (oder jemand?) auf die Straße. Und dann geht alles gehörig schief.

Was genau hinter all den merkwürdigen Vorkommnissen steckt, erfährt man natürlich noch nicht. Die Neugierde ist aber so was von geweckt.

Nach bester Teenie-Horror-Manier drehen sich die darauffolgenden Geschehnisse des rund zehnstündigen Games um die Betreuer eines Sommercamps im waldigen Nirgendwo. Die Taten, Worte und Entscheidungen dieser Teenager werden dabei ganz allein vom Spieler bestimmt.

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Die Betreuer müssen dank eines - nicht so ganz zufälligen - Motorschadens eine Nacht länger im Camp bleiben. Während diese Aussicht auf eine letzte Party bei ihnen für Vorfreude sorgt, steht dem Grundstücks-Besitzer die Angst ins Gesicht geschrieben: Er möchte auf gar keinen Fall, dass die Teenager in dieser Vollmond-Nacht hier sind.

Bevor man allerdings erfährt, warum dem so ist, geht's erstmal an die Party-Vorbereitungen, Flirt-Versuche und Erkundungstouren. Wer also erwartet hat, sofort Antworten zu bekommen und in die Action geworfen zu werden, könnte eine Enttäuschung erleben: So richtig geht's mit den (leider viel zu seichten) Horror-Elementen erst ab Mitte des Spiels los. Es ist also Geduld angesagt.

Es muss aber hinzugefügt werden, dass der Reiz von "The Quarry" meiner Meinung nach nicht nur im Gruseln liegt. Was das Spielerlebnis stattdessen super spannend macht, ist die Story: Was steckt hinter den Vorkommnissen? Wem kann man vertrauen, wer ist gut und wer ist böse? Allein um der Geschichte auf den Grund zu gehen und mit jedem neuen Hinweis eigene neue Theorien aufzustellen, macht den wirklichen Spaß aus.

Wie viele von den Camp-Betreuern die Nacht überleben, hängt einzig und allein vom Spieler ab.
Wie viele von den Camp-Betreuern die Nacht überleben, hängt einzig und allein vom Spieler ab.  © 2K Games

Wenig Horror, aber trotzdem reichlich Spannung

Lieber Hammer oder Schraubenschlüssel? "The Quarry" zwingt den Spieler, kleine und große Entscheidungen zu treffen - mit Auswirkungen auf Leben oder Tod!
Lieber Hammer oder Schraubenschlüssel? "The Quarry" zwingt den Spieler, kleine und große Entscheidungen zu treffen - mit Auswirkungen auf Leben oder Tod!  © 2K Games

Wie bereits oben erwähnt, könnte "The Quarry" in Sachen Grusel allerdings ruhig einige Schippen drauflegen. Abgesehen von ein paar Jumpscares, Verfolgungsjagden und schaurigen Geräuschen wird hier wirklich nicht allzu viel geboten.

Am gruseligsten waren da teilweise noch die unfreiwillig bizarr animierten Gesichter der Charaktere, die manchmal schön lebensnah aussehen, im nächsten Moment dann plötzlich komische Fratzen an den Tag legen. Insbesondere Laura und Emma fielen diesbezüglich negativ auf.

Ich kann also an einer Hand abzählen, wie oft ich mich erschreckt oder gegruselt habe - für ein Game im Horror-Genre leider deutlich zu wenig.

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Auch die QuickTime-Events, bei denen man über Stufen springen, Angreifern ausweichen oder sich ducken muss, sind kinderleicht und stellen keine wirkliche Herausforderung dar. In diesen Punkten hätten die Entwickler ihrer Spielerschaft ruhig ein bisschen mehr zutrauen können.

Während diese Punkte beim Spielen also für Stirnrunzeln sorgen können, gibt es so viel, was "The Quarry" richtig macht: Da sind zum einen die facettenreichen Charaktere, die einem im Verlauf immer mehr ans Herz wachsen und trotz der düsteren Vorkommnisse sogar zum Schmunzeln bringen können. Vor wunderschöner Natur-Kulisse wird geflirted, gestritten und gelacht - genauso, wie man sich ein Sommercamp vorstellt.

Das Herzstück des Games, wie schon bei "Until Dawn", ist aber nach wie vor die Entscheidungsmacht der Spieler. Egal, ob man strategisch, aggressiv oder defensiv vorgeht - die Konsequenzen unserer Taten und Worte folgen sofort und können entweder zum Erfolg oder aber zum gewaltsamen Tod deiner Figur führen. Besonders in Situationen, in denen man innerhalb weniger Sekunden wichtige Entscheidungen treffen muss, lassen die Köpfe ganz schön rauchen. Großes Lob für diese Zwickmühlen!

Zur Verteidigung haben einige Figuren auch Waffen zur Verfügung. Es muss ganz genau gezielt werden.
Zur Verteidigung haben einige Figuren auch Waffen zur Verfügung. Es muss ganz genau gezielt werden.  © 2K Games

Fazit

In Sachen Horror kann "The Quarry" leider absolut nicht mit "Until Dawn" mithalten, vielmehr spielt sich die Handlung durch Entdecken und Erzählen ab. Obwohl natürlich dennoch eine gruselige Grundstimmung vorhanden ist, bin ich überzeugt davon, dass dieses Game auch problemlos von Angsthasen bewältigt werden kann.

Im einem brandneuen Modus gibt es zudem die Option, sich einfach zurückzulehnen und den Geschehnissen wie in einem Film passiv zuzusehen. Meiner Meinung nach wäre das aber wirklich eine Verschwendung - dafür macht es viel zu viel Spaß, die Gegend rund um das Camp zu erkunden, frei mit anderen Figuren zu interagieren und vollkommen in die Story einzutauchen.

Es dauert eine Weile, bis die Handlung wirklich ins Rollen kommt. Nimmt "The Quarry" aber einmal Fahrt auf, hat es den Spieler bereits so sehr in seinen Bann gezogen, dass man den Controller nicht mehr weglegen und stattdessen allen Geheimnissen auf den Grund gehen will. Klare Empfehlung!

Titelfoto: 2K Games

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