Endlich wieder "Life is Strange"! Aber kann "Double Exposure" Hardcore-Fans überzeugen?
Leipzig - Auch fast zehn Jahre nach seinem Release gehört der erste "Life is Strange"-Teil noch immer zu den meistgeliebten Spielen aller Zeiten. Kein Wunder - für das Genre des Choose-your-own-Adventure-Games gibt es kaum gelungenere Beispiele. Jetzt ist die Protagonistin Max Caulfield endlich zurück. TAG24 hat sich im Test die Frage gestellt: Kann "Life is Strange: Double Exposure" genauso überzeugen wie der Vorgänger?
Max Caulfield hat die dramatischen Ereignisse des ersten Abenteuers (mehr oder weniger) hinter sich gelassen und arbeitet nun als Fotografie-Dozentin an der renommierten Caledon-Universität.
Als sie ihre beste Freundin Safi erschossen im Schnee findet, entdeckt sie ihre Kräfte wieder - die sich allerdings verändert haben: Anstatt die Zeit zurückzudrehen, kann Max jetzt zwischen zwei parallelen Zeitlinien hin und her wechseln.
Während in der einen Welt also um Safi getrauert wird, gilt es in der anderen Welt auf sie aufzupassen und nebenbei herauszufinden, wer ihr schaden will.
Bei der Gestaltung dieser beiden Paralleluniversen haben sich die Entwickler wirklich was einfallen lassen: Die Trauer um Safi ist dank der trüben Farben und gedrückten Stimmung sofort spürbar, während sich die andere Zeitlinie durch Partys, laute Musik und lebhafte Gespräche auszeichnet. Zwischen den Welten zu hüpfen und so immer wieder den Kontrast zu erleben, verleiht dem Spiel eine komplexe emotionale Tiefe.
Die Universität sowie die Kneipe Snapping Turtle bilden die Hauptschauplätze, wobei vor allem die Erkundung der Bar Spaß macht, da hier viele kleine Easter Eggs und Gimmicks eingebaut wurden. Im direkten Vergleich mit beispielsweise der wunderschönen Kleinstadt Haven Springs aus dem "True Colors"-Game empfand ich die Caledon-Spielwelt allerdings als recht eintönig und ohne diesen gewissen magischen Charme, der "LiS" ja eigentlich ausmacht.
Zumindest mit dem stimmungsvollen Indie-Soundtrack wurde aber mal wieder der Nagel auf den Kopf getroffen.
"Life is Strange: Double Exposure": Ist das finale Kapitel der große Knackpunkt?
Zur Story will ich aufgrund der Spoilergefahr nicht allzu viel sagen. Fest steht aber, dass die Entwickler von Deck Nine ein spannendes Murder-Mystery-Abenteuer auf die Beine gestellt haben, dessen Auflösung definitiv Spaß macht. Ohne zu viel zu verraten, wird auch das Thema der übernatürlichen Kräfte auf interessante Weise erweitert.
Überraschungs- oder Schockmomente bleiben aus, wobei ich vor allem das finale Kapitel als sehr klischeebehaftet und melodramatisch wahrnahm.
Tiefe Emotionen wurden bei mir kaum geweckt - was aber auch daran liegen könnte, dass ich keine wirkliche Bindung zu den Charakteren aufbauen konnte. Ich muss zugeben, dass mir ein Großteil von ihnen leider total egal war. Da halfen auch die ständig aufploppenden Social-Media-Posts der NPCs nicht, welche ich eher als nervig empfand.
Fazit: Im Großen und Ganzen kann man bei "Life is Strange: Double Exposure" nicht meckern. Für rund 50 Euro bekommt man hier ein stimmiges Story Game, bei dem die Liebe und Leidenschaft der Entwickler deutlich spürbar ist. Auch die Entscheidungen, die es zu treffen galt, waren herrlich knifflig und haben mich in die ein oder andere moralische Zwickmühle gebracht. Max Caulfield darf sich also ebenso wie ihre Fans über ein gelungenes zweites Abenteuer freuen.
Für mich mangelte es aber alles in allem leider an dem Tiefgang und der Emotionalität, die ich von dem Franchise eigentlich gewohnt war. Besonders lange wird mir das Game also wohl nicht im Gedächtnis bleiben. Das Ende hat aber trotzdem definitiv Lust auf eine weitere Fortsetzung geweckt.
Titelfoto: MSM Digital