Im Test: Exoprimal ist eine echte Überraschung! Aber bitte zahlt dafür nicht den Vollpreis
Leipzig - Wie verteidigt man sich am besten vor der Dino-Apokalypse? Klar, mit einer Auswahl bis an die Zähne bewaffneter Kampfanzüge. Klingt verrückt, ist aber genau die Grundlage für "Exoprimal". Der neue Live-Service-Shooter aus dem Hause Capcom entpuppt sich im Test als ziemliche Gameplay-Überraschung. Dass einige Spieler dafür allerdings 60 Euro zahlen sollen, ist eine ziemliche Frechheit.
Denn im Grunde bietet "Exoprimal" nicht mehr als mancher Free2Play-Titel. Ihr ballert Euch als Teil eines Fünfer-Teams durch den immer gleichen Modus, nehmt es dabei sowohl mit den besagten Dinos als auch anderen Spielern auf und bekommt nebenbei eine ziemlich verworrene Story präsentiert.
Die entpuppt sich - wie sollte es auch anders sein - als feinster Trash: Als Dinosaurier, die in Heerscharen aus einer anderen Dimension einfallen, drohen die Erde zu überlaufen, setzt die Menschheit zur Verteidigung auf übermächtige Kampfanzüge, die sogenannten Exosuits. Eine KI namens Leviathan soll diese weiter verbessern, doch genau da gehen die Probleme für den Spieler los.
Denn um genau dies zu tun, verfrachtet uns Leviathan kurzerhand in eine andere Dimension und lässt uns dort in dem, wie gesagt, immer gleichen Szenario ums Überleben kämpfen, um daraus Daten zu sammeln. So etwa die Kurzform.
Das Ganze wird Euch häppchenweise meist als Videosequenzen zwischen den Spielrunden erzählt und wirkt sich im Grunde nur minimal auf das Gameplay aus. Ja, die Präsentation stimmt dabei und die Videos sehen ziemlich gut aus. Am Ende wirkt die Story aber ziemlich aufgesetzt und bei mir kam schnell die Frage auf, wozu es sie überhaupt braucht.
"Exoprimal" im Test: Hier ist Chaos vorprogrammiert
Nun muss man dazu sagen, dass das Gameplay von "Exoprimal" durchaus Spaß macht.
Gleich zu Beginn stehen Euch zehn Suits mit verschiedenen Rollen (Angreifer, Verteidiger, Unterstützer) zur Verfügung, die jeweils ihre eigenen Fähigkeiten mitbringen und sich dadurch allesamt einzigartig spielen. Deadeye ist der klassische Soldat und zieht mit einem Sturmgewehr in den Kampf, bei Barrage dreht sich alles um Explosionen, Roadblock kann dank einem Riesen-Schield seinem Team schutz bieten, während Witchdoctor Mitglieder heilt und Gegner mit Elektroschocks lahmlegt.
Gespielt wird im sogenannten "Dino Survival"-Modus, in dem Ihr zum Überleben Ziele erfüllen und dabei schneller als das gegnerische Team sein müsst. Die Ziele sind dabei recht einfach. Ihr kloppt unzählige Dinos weg, verteidigt Punkte oder nehmt diese ein. Habt Ihr alle Ziele erreicht, gilt es, die gesammelten Daten sicher zum Ende der Karte zu transportieren. Dazu müsst Ihr den Transporter verteidigen und auch diesmal wieder schneller als Eure Gegner sein, während Leviathain immer wieder Dinos auf Euch hetzt.
Besonders cool dabei: Zum Ende einer Mission trefft Ihr auf das gegnerische Team, das sich von der anderen Kartenseite genähert hat und nehmt es nun sowohl mit ihnen als auch den Sauriern auf. Und als ob das noch nicht genug wäre, könnt Ihr zwischendurch sogar noch selbst in die Haut eines Dinos schlüpfen und Euren Kontrahenten dadurch ordentlich das Leben schwer machen.
Chaos und Effektgewitter sind dabei fast immer vorprogrammiert, wobei "Exoprimal" wirklich punkten kann. Die Entwickler scheinen ihr Spiel vorab wirklich optimiert zu haben. Technische Probleme hatte ich während meines Tests nie. Das Spiel läuft flüssig und sieht dabei ziemlich gut aus.
Neuer Shooter "Exoprimal": Noch eine Runde, dann gibt's Story
Das täuscht jedoch nicht darüber hinweg, dass es "Exoprimal" schlichtweg an Inhalt mangelt, um einen Vollpreis von 60 Euro zu rechtfertigen.
Selbst die Karte ist im Grunde immer die gleiche. Klar, es wechselt mal zwischen Innenstadt und Flughafen, aber ob ich nun zwischen Hochhäusern oder Hochhäusern und Hangars Dinos umhaue, macht letztlich auch keinen Unterschied. Hier und da bekommt ihr mal ein paar neue Gegner spendiert. Das war's auch schon.
Abgesehen davon setzt das Spiel auf alle Elemente aus der Free2Play-Hölle. Es gibt unzählige Level-Systeme - für Euch als Spieler, Eure Suits und, klar, auch für den Season-Pass, den Ihr zusätzlich erwerben könnt. Hinzu kommen unterschiedliche virtuelle Währungen, die ihr unter anderem nutzen könnt, um Eure Anzüge zu verbessern, denn nein, es genügt nicht, sie hochzuleveln.
Neue Skins könnt Ihr damit übrigens ebenfalls erwerben, aber nicht alle. Die coolsten gibt es natürlich als Teil des Season Pass oder direkt im In-Game-Shop zu kaufen. Und klar, vor Loot-Boxen wurde auch nicht Halt gemacht. Man kennt das alles. Aber es so dreist in ein Vollpreis-Spiel zu packen, das im Grunde kaum mehr zu bieten hat als Apex Legends zu seinem Start, ist mehr als dreist.
Die Entwickler haben für Ende Juli einen neuen Modus namens "Savage Gauntlet" angekündigt, im Oktober soll eine neue Karte folgen. Davon abgesehen werden neue Cosmetics ins Spiel geknallt. Auch das rechtfertig noch lange nicht den Vollpreis.
Fazit
Ich hatte es bereits in meinem Ersteindruck geschrieben, dass mir der Inhalt von "Exoprimal" etwas Sorgen bereitet. Mittlerweile steht für mich fest: "Exoprimal" ist ein solides Spiel, dem es aber schlichtweg an Inhalt mangelt, um einen Vollpreis dafür zu verlangen. Dass Capcom darüber hinaus auch noch alle Elemente eines Free2Play in seinen neuen Shooter gepackt hat, setzt dem Ganzen noch die Krone auf. 60 Euro für einen Spielmodus, zwei Karten und eine Story, auf die man im Grunde auch verzichten kann? Nein, das kann man nun wirklich niemandem empfehlen.
Es muss aber auch nicht jeder den Vollpreis für "Exoprimal" zahlen. Besitzer des Xbox-Game Pass können das Spiel bereits seit Release für lau zocken und genau da lohnt es sich, mal reinzuschauen, denn das Gameplay ist wirklich gelungen und macht durchaus Spaß.
Warum Capcom daraus allerdings nicht gleich ein Free2Play gemacht hat, ist mir wirklich ein Rätsel.
Original-Artikel vom 18. Juli, 6.16 Uhr. Text aktualisiert am 21. Juli, 11.56 Uhr.
Titelfoto: Capcom