"Street Fighter VI" ist ein großartiger Einstieg in das Fighting-Game, für den ich leider zu alt bin
Leipzig - "Street Fighter" existiert gefühlt schon, seit es Videospiele gibt. Das hält Publisher und Entwickler Capcom jedoch nicht davon ab, der Reihe immer wieder neues Leben einzuhauchen. So auch mit Teil 6, dem bisher ambitioniertesten Ableger des Franchises. Schade, dass der für unseren Tester Eric auch mit einer harten Lektion daherkam.
Um es gleich vorweg zu nehmen: "Street Fighter" hat mir gezeigt, dass ich schlichtweg zu alt für diese Art von Spiel bin. So gern ich mich da reingefuchst hätte und so oft ich es in den letzten zwei Wochen auch versucht habe, die Moves zu lernen, so kläglich bin ich am Ende immer wieder gescheitert und war irgendwann frustriert. Das liegt aber nicht daran, dass "Street Fighter VI" ein schlechtes Spiel ist, ganz im Gegenteil.
An der grundlegenden Formel des Urgesteins der Fighting Games hat sich auch nach drei Jahrzehnten nichts geändert: "Kampfsportprofis" treten meist im Eins-gegen-Eins gegeneinander an und versuchen dabei, mit mächtigen Spezialattacken die Oberhand zu gewinnen.
Was für mich - in den drei Runden "Street Fighter", die ich vor meinem Test vielleicht gespielt habe - bisher nur chaotisches Buttonmashing war, strotzt in der Realität vor unglaublicher Tiefe. Teil 6 bietet so viele Möglichkeiten für mächtige Attacken, dass es zu Beginn fast schon ein wenig überwältigend wirkt.
Da wären die bekannten Spezialattacken für jeden der zu Beginn verfügbaren 18 Charaktere. Obendrauf kommt noch die sogenannte Drive-Gauge, eine Anzeige, die Euch in drei verschiedenen Intensitätsstufen im Grunde noch doller zuhauen lässt.
"Street Fighter VI": Mit Chun-Li & Co. zum Champion werden
Während Genre-Veteranen wahrscheinlich schon das Wasser im Mund zusammenläuft beim Gedanken, noch mehr aus Helden wie Ryu, Cammy oder Chun-Li rauszuholen, brauchen Anfänger nicht besorgt zu sein.
Tatsächlich bietet "Street Fighter VI" den wahrscheinlich besten Einstieg in die Reihe, denn zusätzlich zum bekannten Gekloppe hat Capcom dem Spiel jetzt auch noch mit der "World Tour" eine offene Welt spendiert. Hier erstellt Ihr Euch einen eigenen Charakter und trefft auf Serienhelden wie Chun-Li, um deren Skills zu erlernen und so Euren ganz eigenen Platz im "Street Fighter"-Olymp zu finden.
Auch eine Story hat die offene Welt bekommen, dank der Ihr allmählich in alle Systeme eingeführt werdet. Die Geschichte ist dabei meist ziemlich Banane. So müsst Ihr an einer Stelle eine falsche Tasche basteln, um damit die Bösewichte auszutricksen. Für das Leder nehmt Ihr irgendwelchen Schlägern auf der Straße kurzerhand die Jacken ab. Für den Verschluss geht es dann aber extra nochmal ins Kolosseum nach Rom, wo Ihr es mit der neuen Kämpferin Marisa zu tun bekommt.
Ein wenig mehr Ernst hätte da nicht geschadet. Letztendlich passt es aber auch zum Stil des Spiels und ich kann nicht behaupten, dass mich die Story nicht trotzdem unterhalten hätte.
Habt Ihr die Geschichte durch, geht es mit Eurer Figur in den "Battle Hub", dem Online-Treffpunkt von "Street Fighter VI". Hier könnt Ihr nicht nur Eins-gegen-Eins-Kämpfe mit anderen Spielern starten, sondern auch einfach mit ihnen Zeit verbringen und sogar Minispiele zocken. Künftig sollen hier auch Turniere stattfinden. Für Unterhaltung scheint also gesorgt.
Fazit
"Street Fighter VI" strotzt nur so vor Inhalten und auch wenn nicht jedes Feature gleich wie Ryu's "Hadoken" ins Schwarze treffen mag, lässt sich an Capcoms neuestem Ableger kaum etwas aussetzen. Erfahrene Straßenkämpfer frohlocken sicherlich bei all den neuen Kampfsystemen. Ich als Anfänger war froh, gerade mit der "World Tour" auch endlich mal ein wenig "Street Fighter"-Luft atmen zu können.
Ohnehin: Für unerfahrene Kämpfer hätte Capcom den Einstieg kaum besser machen können. Es gibt so viele Möglichkeiten, in Teil 6 zu üben, nicht nur während der "World Tour", sondern auch in separaten Tutorials und Trainings. Wer schon immer mal in das Genre einsteigen wollte, ist hier genau richtig.
Ich als alter Mann muss da leider passen. Mit über 30 sind die Gelenke wohl dann doch schon zu verkalkt, um noch "Lightning Kicks" und Co. auf den Bildschirm zu zaubern.
Titelfoto: Capcom