Kraftlose Samurai- und Ninja-Action: Darum ist "Assassin's Creed Shadows" mehr Schein als Sein

Deutschland - Mit "Assassin's Creed Shadows" will Ubisoft nach Jahren der Mittelmäßigkeit endlich wieder schwarze Zahlen schreiben. TAG24 durfte den brandneuen vierzehnten Titel der Reihe vorab testen, um die Frage zu klären: Was lange währt, wird endlich gut - oder nicht?!

Naoe und Yasuke gehen mit verschiedensten Waffen gegen ihre Gegner vor. Das Kampfsystem funktioniert wie gewohnt flüssig und dynamisch.
Naoe und Yasuke gehen mit verschiedensten Waffen gegen ihre Gegner vor. Das Kampfsystem funktioniert wie gewohnt flüssig und dynamisch.  © Ubisoft

Schon Monate vor dem "Shadows"-Release - welcher mehrmals nach hinten verschoben werden musste - wurden die kritischen Stimmen rund um die befürchtete fehlende historische Genauigkeit laut. So wurde infrage gestellt, ob Ubisoft der japanischen Geschichte und Kultur ausreichend Respekt zollen kann.

Bereits nach wenigen Spielstunden kann aber eindeutig festgehalten werden: Japan-Liebhaber werden definitiv auf ihre Kosten kommen. Das liegt nicht nur an der wirklich atemberaubend schönen Spielwelt, die sich keinesfalls hinter anderen Open Worlds der vergangenen Jahre verstecken muss.

Durch rotierende Jahreszeiten muss man weder auf die Kirschblüten im Frühling noch auf die knallroten Herbstbäume verzichten und kann somit so immersiv wie wohl noch nie in die verschiedenen Facetten der japanischen Landschaften eintauchen.

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Ein kleines, aber feines Detail, das besonders gut gefallen hat, ist der bei Wetterumschwüngen immer wieder auffrischende Wind, der den Charakteren um die Ohren weht. Das hat ein wenig an "Ghost of Tsushima" erinnert. Feinheiten wie diese verleihen der Spielwelt einen lebendigen und realistischen Schliff, der zeigt: In dieses Spiel haben die Entwickler ihr ganzes Herzblut gesteckt.

Das wird auch durch die gewaltige Flut an Informationen deutlich, die man überall auf der Map sammeln kann und die den Spielern die Geschichte bekannter Bauwerke, die Bedeutsamkeit bestimmter Regionen oder kulturelle Bräuche näherbringt. Wer will, kann also durchaus tief in die Vergangenheit des feudalen Japan im 16. Jahrhundert eintauchen.

Während Yasuke mit Bärenkraft kämpft, wählt Naoe eher den unauffälligen Schleichweg.
Während Yasuke mit Bärenkraft kämpft, wählt Naoe eher den unauffälligen Schleichweg.  © Ubisoft
Im Bau-Modus kann man sein Lager nach seinen eigenen Vorstellungen gestalten.
Im Bau-Modus kann man sein Lager nach seinen eigenen Vorstellungen gestalten.  © Ubisoft

Assassin's Creed Shadows: Oberflächlicher Spaß ohne viel Substanz?

Die Open World mit der wunderschönen japanischen Natur kann sich sehen lassen.
Die Open World mit der wunderschönen japanischen Natur kann sich sehen lassen.  © Ubisoft

Am Look und an der Atmosphäre gibt's also erst mal nichts zu meckern. Doch wie sieht es mit der Story rund um die Protagonisten Naoe und Yasuke aus?

Nach mehr als 30 Stunden Spielzeit ist leider festzustellen: Enttäuschend. Obwohl das Game mit emotionalem Storytelling und interessanten Ansätzen beginnt, lässt es bedauerlicherweise nach dem Prolog stark nach.

Die Nebenmissionen sind so monoton, dass man sie nach wenigen Minuten bereits wieder vergessen hat. Das altbekannte Muster: Schleich dich hier rein, töte diese Banditen, klau diese Lieferung.

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Und auch die Hauptstory gibt nur wenig Tiefgang und Emotionalität her. So arbeitet man quasi einfach nur eine Todesliste nach der nächsten ab. Die politischen Intrigen der Elite bieten zwar eine gewisse Komplexität, im Großen und Ganzen waren die Machtspielchen und die eindimensionalen Figuren aber total egal.

Zumindest Ninja-Hauptcharakter Naoe mit ihrer impulsiven und pragmatischen Art ist nach einer Weile ans Herz gewachsen - während Yasuke hingegen kaum Ecken und Kanten zeigen darf und eher zur Randfigur verblasst. Darüber hinaus wird der aus Afrika stammende Yasuke im Spielverlauf immer wieder als "Samurai" bezeichnet - ob seine historische Vorlage diesen Titel tatsächlich innehatte, ist bis heute Gegenstand hitziger Diskussionen. Die kritischen Stimmen werden also wohl auch nach dem Release des Spiels nicht verstummen.

Fazit: "Assassin's Creed Shadows" ist kein Meisterwerk. Aber das muss es auch nicht sein. Ubisoft liefert hier ein bildgewaltiges Japan-Abenteuer, das zum stundenlangen Erkunden animiert - perfekt also für Momente, in denen man einfach mal den Kopf ausschalten und in eine andere Welt entfliehen will.

Wer als eingefleischter Franchise-Fans aber eine tiefgründige Story oder eindrückliche Emotionen erwartet, wird am Ende des Tages wohl eher ernüchtert zurückbleiben.

Titelfoto: Ubisoft

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