"Ori and the Will of the Wisps" im Switch-Test: Ein absoluter Pflichtkauf!
Wien - Als die Nintendo-Direct am 18. September schon fast vorbei war, wurde der Bildschirm plötzlich noch einmal schwarz. Dann endlich die langersehnte Neuigkeit: Nach "Blind Forest" hat auch Oris zweites und zunächst Microsoft-exklusives Abenteuer "Will of the Wisps" seinen Weg auf die Nintendo Switch gefunden! Der Titel unseres Tests spricht dabei bereits Bände. Wofür es die Vorschusslorbeeren jedoch gab, das erfahrt Ihr in unserem Test.
"Ori and the Blind Forest" war 2015 ein richtig dickes Brett! Das Jump-’n’-Run-Spiel heimste weltweit Traumwertungen ein und brachte dem Metroidvania-Genre einen lange vermissten zweiten Frühling.
Besonders Atmosphäre, Sound und nicht zuletzt die traumhaft schöne Grafik machten Oris Auftritt zu etwas Besonderem.
Im Frühjahr 2020 brachten die Moon Studios schließlich ihre Fortsetzung auf den Markt, die Kritiker zu Freudentänzen animieren ließ. Das gefeierte Abenteuer findet nach der Veröffentlichung auf Xbox- und PC nun seinen Weg auf Nintendos Switch. Und wie nicht anders zu erwarten war, ist auch diese Portierung, wie schon beim Erstlingswerk, absolut gelungen.
Natürlich kann das Flaggschiff der Japaner nicht die Leistung von Microsofts Vorzeigemodell erzielen. Im Docked-Modus läuft das Spiel lediglich mit 900p, im Handheld-Modus löst das Spiel mit 720p auf. Auch minimale Ruckler gab es beim Test - im Netz ist zudem von einigen Spielabstürzen zu lesen. Im Vergleich zur Originalfassung sind einige Details, gerade bei schnellen Bewegungen, etwas unscharf.
Und das war es auch schon an "Negativpunkten". Solltet Ihr mit diesen minimalen Wermutstropfen leben können, dann bleibt Euch nichts anderes übrig, als "Ori and the Will of the Wisps" sofort zu kaufen. Denn dieses Spiel ist ein absolutes Meisterwerk!
Fast unmöglich, die Konsole aus der Hand zu legen
Es ist in meinen Augen fast schon unverschämt, wie unfassbar motivierend Oris zweiter Auftritt ist. Das fängt natürlich bereits an bei der zauberhaften Geschichte rund um und mit Oris Zieh-Familie Gumo und Naru, die gemeinsam Baby-Eule Ku aufnehmen.
Klein Ku begibt sich nach anfänglichen Flugschwierigkeiten mit Ori auf einen Ausflug, der durch einen Sturm ein jähes Ende nimmt. Fortan ist Ori auf einer Rettungsmission, die durch herausragend animierte Zwischensequenzen und einem orchestralisch treibenden Soundtrack mit so viel Herz in Szene gesetzt ist, dass man aus dem Staunen nicht herauskommt.
Kaum lässt die Freude über eine neu errungene Fähigkeit langsam nach, liefert euch das Spiel sofort wieder einen weiteren Grund, die gut 12-stündige Kampagne weiterzuführen.
Wie schon im Vorgänger kann Ori auf zahlreiche Tricks beim Erkunden der abwechslungsreichen Areale zurückgreifen. Ihr schwingt, taucht, springt und gleitet durch Wälder, Höhlen, Berge, einem Strandareal und einer Wüste.
Die Umgebungen strotzen nur so vor Details - ständig will man stehen bleiben, um alles genau zu untersuchen. Versteckt sich hinter dieser Wand doch noch ein weiterer Abschnitt? Führt mich diese Liane vielleicht an mehr Orte, als in die eine vorgegebene Richtung?
Der Entdeckerdrang kommt nicht ohne Grund immer wieder auf: Ori findet im Laufe des Abenteuers nicht nur versteckte Lebenscontainer und Energiekugeln. An manchen Orten sind gut platzierte Scherben versteckt, die euer Kampfrepertoire gehörig aufstocken. Egal, ob Windstoß, Lichtbogen oder Energiehammer: Mit der Zeit steht Ori ein ganzes Kampfarsenal zur Verfügung, um seinen Gegnern die Lichter auszupusten.
Neu dabei: Bosskämpfe!
Und das wird es brauchen, denn Oris zweiter Ausflug ist wie schon sein Vorgänger immens fordernd. Zwar stehen dem Spieler nun drei verschiedene Schwierigkeitsgrade zur Verfügung, und so hart wie ein Hollow Knight ist es noch lange nicht, dennoch wird die kleine Lichtgestalt sehr oft das Zeitliche segnen. Durch die fair gesetzten automatischen Checkpoints fällt das jedoch kaum ins Gewicht.
Was dem Vorgänger allerdings fehlte, waren pompös in Szene gesetzte Bosskämpfe. "Will of the Wisps" schafft da Abhilfe. Beim Kampf gegen Riesenspinne und allerlei anderes, meist übergroßes Gegnergetier, wünscht sich eure Switch sicherlich schnell die Möglichkeit der Schweißabsorbtion.
Das Ganze gestaltet sich allerdings nie unfair. Meist ist recht schnell klar, wie ihr selbst diese fiesen Schergen mit der richtigen Technik verkloppt.
Wieder mit an Bord sind allerdings auch die viel umstrittenen Trial&Error-Fluchtsequenzen, die schon bei "Blind Forest" für gemischte Gefühle gesorgt haben. Den Parcours beim ersten Versuch zu meistern, ist nahezu unmöglich.
Ansonsten gibt es noch zahlreiche Nebenmissionen, mithilfe von speziellem Erz könnt Ihr ein Dorf wieder aufbauen und in fest vorgelegten Abschnitten gilt es, ein Wettrennen zu absolvieren, um letztendlich eure Fähigkeiten und Waffen weiter aufwerten zu können. Das alles passt so gut zusammen und ist derart rund und stimmig, wie ich es zuvor selten in einem Spiel dieser Art gesehen habe.
Fazit zu "Ori and the Will of the Wisps":
Wer auch nur ansatzweiße mit Metroidvanias etwas anfangen kann und eine Switch sein Eigen nennt, macht mit dem Kauf dieses Spiels absolut keinen Fehler. Schon Oris erster Auftritt hatte mir sehr gut gefallen - Teil 2 setzt aber in allen Punkten noch einen drauf. "Will of the Wisps" steuert sich geschmeidig, motiviert an allen Ecken und Enden und bietet mit wundervoll passender musikalischer und grafischer Untermalung ein Gesamtpaket ab, an dem sich kommende Vertreter dieses Genres messen müssen.
Titelfoto: Microsoft/Moon Studios