Kein Schatz! "Der Herr der Ringe: Gollum": Werft diesen Mist in den Schicksalsberg
Mordor - Als das Pressemuster für den von mir lang erwarteten Titel "Der Herr der Ringe: Gollum" im Postfach lag, schlug mein Herz - so offen möchte ich sein - ein paar Takte höher. Endlich.
Der Trailer versprach viel - das Spiel bricht alles. Nur leider keine positiven Rekorde.
Langsam bekommt man immer mehr den Eindruck, dass Lizenzinhaber sich denken: "Haut den Mist einfach zur Deadline raus, Hauptsache die Kohle kommt pünktlich."
Halbfertige Spiele, eine dahingerotzte Grafik und gleich zu Beginn die Ankündigung, dass man mit Patches nachjustieren muss. Was für eine - verzeiht den Ausdruck - gehirnamputierte Denke hat sich da inzwischen als Standard bei Leuten etabliert, die uns Vollpreis-Titel aufquatschen?
Unternehmen wie Rockstar Games oder Naughty Dog sorgten in der Vergangenheit für rollende Augen, weil sie Deadlines verschieben mussten. War nicht geil, klar, aber man bekam am Ende ein fertiges Spiel.
Entwickler Daedalics nimmt sich lieber EA oder CD Projekt zum Vorbild. Abstürze, verschwundene Spielstände (ach ja: getestet wurde auf der PS5) eine Grafik, bei der man sich die PlayStation 3 zurückwünschen würde, Gameplay-Abschnitte gegen die 80er-Jahre-Games komplexer wirken und teilweise nicht fertig geladene Details. Danke auch.
Wäre diese gefühlte Vollpreis-Beta-Version ein Auto, hätte man es nicht lebend vom Gelände des Autohauses geschafft.
Ich wollte dem Spiel die Chance geben: Liegt der Fehler an mir?
Zum ersten Mal habe ich mir bei diesem Spiel auch die Meinungen von Kollegen - vorher - durchgelesen.
Das vermeide ich eigentlich, um nicht beeinflusst zu werden und keine Punkte zu übernehmen, die ich gar nicht priorisieren wollte.
Aber in diesem Fall musste ich mich fragen: liegt der Fehler bei mir? Hatte ich falsche Erwartungen und urteile unfair? Hab ich vielleicht technische Probleme und daher einen falschen Eindruck? Nein. Von allen Seiten hagelt es Kritik.
Das Entwicklerstudio reagierte, wie jeder Dorfpolitiker, der bei einer Trunkenheitsfahrt nach der Kirchweihe in der Lokalpresse auf Seite 8 auftaucht: Entschuldigung aus dem PR-Baukasten und eine Wiedergutmachungsspende, die nicht weh tut.
Doch langsam ist es an der Zeit, dass es weh tun muss - schließlich leiden ja auch diejenigen, die den Geldbeutel aufmachten. Es ist Zeit, dass sich die Kunden bewusst werden, wer die Ansagen macht. Titel kaufen und auf Patches warten oder sagen: "Nicht fertig? Dann behaltet es und lernt daraus. Es gibt noch andere Games."
Zum Glück sind Rezensionen ja persönliche Meinungen - aus diesem Grund schreiben wir unsere Namen drüber. Und meine persönliche Meinung: Wenn ihr euch selber hasst, ja, dann tut euch das Spiel gerne an.
Das ideale Geschenk für Freunde, die ihr loswerden wolltet
Oder wenn ihr nicht wisst, wie man eine nervige Freundschaft am besten beendet: verschenkt einfach dieses Game.
Ich hatte mich extrem auf den Titel gefreut und was mir ausgehändigt wurde, ist keine Enttäuschung, es ist eine Beleidigung.
Lieber würde ich zusammen mit Heidi Klum und Jeremy Fragrance drei Stunden lang einen Michael-Wendler-Karaoke-Marathon vor dem Wacken-Publikum abhalten, als mir auch nur eine Minute länger, diese Helms-Klamm-Ausgeburt antun zu müssen.
Fazit: Vermutlich bestrafe ich den Gollum-Titel stellvertretend härter, weil ich es sinnbildlich für viele andere Videospiele sehe, die unfertig abkassiert werden. Und ja, hier und da gab es Momente, wo ich mich weniger dafür verabscheute, es immer noch zu spielen.
Aber ganz ehrlich: Mein großer Finanztipp! Die Kohle, die ihr für dieses Spiel ausgeben wolltet (wie gesagt, ich kenne nur die PS5-Variante) ist vermutlich besser angelegt, wenn ich euch dafür neue Skins für "Knockout City" kauft - und da werden die Server in gut einer Woche abgeschaltet.
Für den Versuch, etwas Gutes zu schaffen, gebe ich noch augenzudrückende 3/10 Fischköpfe - und verlange meine investierte Lebenszeit zurück.
Titelfoto: Screenshot/Daedalics/LOTR:Gollum