Generation Anspruchslos? Darum hat das neue Pokemon-Spiel einen schweren Stand

Leipzig - Nintendo wärmt einmal mehr alte Kamellen neu auf und spendiert der vierten Generation ihrer immens beliebten "Pokemon"-Reihe ein Remake. "Strahlender Diamant" und "Leuchtende Perle" sollen das Weihnachtsgeschäft ordentlich ankurbeln und wenn möglich für einen weiteren Kaufgrund der OLED-Switch sorgen. Ob die beiden Titel dafür geeignet sind, erfahrt Ihr im TAG24-Test.

Plinfa ist eines der drei Starter, die Euch zu Beginn des Spiels zur Verfügung stehen. Da der erste Arenaleiter auf Stein-"Pokemon" setzt, ist Wasser eine gute Wahl.
Plinfa ist eines der drei Starter, die Euch zu Beginn des Spiels zur Verfügung stehen. Da der erste Arenaleiter auf Stein-"Pokemon" setzt, ist Wasser eine gute Wahl.  © Nintendo

Ich will gar nicht wissen, wie viele unendliche Stunden ich bei der Veröffentlichung 2007 in die DS-Originale "Pokemon Diamant" und "Pokemon Perle" gesteckt habe. Zu gut war der Sprung weg vom Gameboy auf die neue Konsole.

Kein Wunder also, dass die Japaner knapp 14 Jahre später ihren Drang nach Zweitveröffentlichungen fortsetzen und Plinfa und Co. einen zweiten Frühling bescheren.

Auf den ersten Blick sollte jedem "Pokemon"-Liebhaber auch sofort das Herz aufgehen: Die Grafik wurde entsprechend an die heutige Zeit angepasst und präsentiert sich quietschbunt solide, aber mit dem chibi-ähnlichen Look für manche vielleicht gewöhnungsbedürftig.

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Ansonsten wurde penetrant darauf geachtet, bei den Wurzeln zu bleiben: Als Mädchen oder Junge startet Ihr in der Sinnoh-Region, wählt aus einem von drei Starter-Tierchen und und helft Professor Eibe dabei, den Pokedex zu vervollständigen.

So weit, so bekannt. Neu in der vierten Generation war und ist mit den Remakes die Möglichkeit, an Wettbewerben teilzunehmen, an bestimmten Stellen in den Untergrund zu schlüpfen und an manchen Orten von vorbestimmten Trainern begleitet zu werden, die Euch im Kampf unterstützen.

Für den Untergrund hat man sich für die strahlende und leuchtende Variante sogar einen Kniff einfallen lassen: An mit einem Fragezeichen gekennzeichneten Bereichen besteht nun die Möglichkeit, auch im Untergrund "Pokemon" zu fangen, die ähnlich wie in "Schild" und "Schwert" bereits auf der Karte sichtbar sind. Eine gute und sinnvolle Neuerung!

Pokemon Strahlender Diamant und leuchtende Perle: Nintendo traut seinen Spielern nichts mehr zu

Im Untergrund gibt es jetzt einzelne Abschnitte, in denen Ihr neue "Pokemon" fangen könnt. Diese sind dabei so frei sichtbar, wie es schon im vorherigen Teil der Fall war.
Im Untergrund gibt es jetzt einzelne Abschnitte, in denen Ihr neue "Pokemon" fangen könnt. Diese sind dabei so frei sichtbar, wie es schon im vorherigen Teil der Fall war.  © Nintendo

Wer von den Neuauflagen nichts anderes erwartet, als das Abenteuer in kunterbunt noch einmal zu erleben, wird vermutlich bedenkenlos zugreifen können. Alle anderen könnten aber aufgrund der altbackenen Praktiken etwas vor den Kopf gestossen werden.

Der Sinnoh-Dex zeigt sich anfangs nicht besonders vielfältig. Viele "Pokemon" begegnen euch gerade zu Beginn immer wieder - die Auswahl auf den ersten Routen ist nicht besonders groß.

Ganz schlimm ist mir beim Spielen aufgefallen, dass der sowieso schon in die Kritik geratene EP-Teiler inzwischen nicht mehr optional einsetzbar ist. Fangt oder besiegt Ihr ein "Pokemon", erhalten automatisch alle sechs Begleiter Erfahrungspunkte, ohne dass sich das abstellen lässt.

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Zwar sind die Zeiten berechtigterweise vorbei, als man noch Stunden lang im hohen Gras verbracht hat, um seine ganze Partie auf ein adäquates Level zu hieven. Dass sich Nintendo aber der schnelllebigen Handygeneration anschließen würde und man somit selbst ohne Training in Windeseile viel stärker ist als jeder dahergelaufene Ingame-Trainer, wird den wenigsten Veteranen gefallen.

Seit Ewigkeiten hoffen Fans zumindest auf einen optionalen höheren Schwierigkeitsgrad. Mit solch unnötigen Änderungen steuert man jedoch absolut in die Gegenrichtung.

Fazit zu Pokemon Strahlender Diamant und Leuchtende Perle

Ich möchte eigentlich gar nicht so viel meckern: Die Remakes zu "Pokemon Diamant" und "Pokemon Perle" sind liebevoll gemacht und erwecken schöne Erinnerungen an alte Zeiten. Es wurde viel Wert darauf gelegt, sich möglichst an die Originale zu halten und lediglich durch Quality-of-Life-Verbesserungen kleine Akzente zu setzen. So ist es beispielsweise wie in den letzten Editionen möglich, überall Euer Team gegen Monster aus Eurer Box zu tauschen.

Rein objektiv betrachtet sind die beiden Neuauflagen demnach wirklich grundsolide. Was mir jedoch sauer aufstößt, ist, dass der grundsätzlich kinderleichte Schwierigkeitsgrad noch einmal einfacher gemacht wurde. Dass der EP-Teiler nicht mehr ausgestellt werden kann und Nintendo somit jeglichen Anspruchsglauben an seine Spieler verloren zu haben scheint, ist völlig unverständlich. Ohne Probleme werdet Ihr somit bis zur "Pokemon"-Liga absolut keine Probleme mit einem Gegner haben, auch wenn ihr kein einziges Mal im hohen Gras trainiert.

Somit wird sich vielleicht die ganz junge Zielgruppe unbesorgt über einen vielleicht unbekannten Teil freuen. Die Veteranen, die alles schon einmal gesehen haben und eine Herausforderung suchen, greifen vielleicht dann doch lieber zu "Shin Megami Tensei V".

Titelfoto: Nintendo

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