"Game of Thrones"-Star Tom Wlaschiha im TAG24-Interview: "Glaube nicht, dass mich eine KI ersetzt!"
Leipzig - Bekannt vor allen Dingen wegen seiner Rollen in "Game of Thrones" und "Stranger Things" ist Schauspieler Tom Wlaschiha (51) vielen ein Begriff. Der gebürtige Sachse stellt sich gern neuen Herausforderungen. TAG24 hat mit ihm über sein neues außergewöhnliches Projekt gesprochen: eine Synchronsprechrolle im Shooter "Call of Duty: Black Ops 6".
TAG24: Als Du FIFA 97 damals noch bis zur Besinnungslosigkeit gespielt hast, wie Du einmal in einem Interview sagtest, war es da schon der Traum, mal Synchronsprecher in einem Spiel zu werden? Vielleicht nicht als Sportkommentator, aber in einem Shooter?
Tom Wlaschiha: Die ersten Jahre in meinen Zwanzigern hab ich schon viele Nächte durchgezockt und Sachen gespielt wie FIFA 97 und Tropico, da kann ich mich dran erinnern. Seit 30 Jahren ist da natürlich auch wahnsinnig viel passiert bei den Spielen.
Die sind ja mittlerweile so komplex, dass das wirklich ganz eigene Welten sind, in die man eintauchen kann, in denen man sich verliert. Als Schauspieler so eine Rolle zu sprechen, das macht natürlich Spaß. Aber es ist auch anspruchsvoll, weil die Spiele eben wirklich sehr vielschichtig sind.
TAG24: Durch Deine Rolle in "Battlefield 1" hast Du ja bereits Erfahrung in dem Bereich. Ist es trotzdem noch etwas Besonderes, einer Videospielfigur seine Stimme zu geben, als tatsächlich selbst vor der Kamera zu stehen?
Wlaschiha: Ja klar, du hast halt in dem Moment wirklich nur deine Stimme, um die Figur so zum Leben zu erwecken, und das ist schon 'ne Herausforderung. Das macht auch Spaß, weil man eigentlich dann freier ist und mehr machen kann, als wenn man vor der Kamera steht. Da ist es ja immer relativ minimalistisch, weil die Kamera alles sieht, und dann ist die Regel eigentlich immer: Weniger ist mehr.
TAG24: In einer Zeit, wo aktuell auf der Welt sehr viel Krieg geführt wird, denkt man da noch einmal besonders darüber nach, so eine Rolle in so einem Spiel anzunehmen? Hattest Du Bedenken?
Wlaschiha: Nee, überhaupt nicht. Es gibt Filme, die sich mit diesen Themen beschäftigen, es gibt Spiele, die sich mit diesen Themen beschäftigen. Das ist ja keine Abbildung von realpolitischen Geschehnissen oder Ereignissen im Moment.
Schauspieler Tom Wlaschiha macht sich keine Sorgen um KI
TAG24: Die Kampagne von "Black Ops 6" beschreibt eine fiktive Geschichte in den frühen 90er-Jahren, wo es um eine geheime Verschwörung rund um die US-Regierung gehen soll. Kennt Ihr als Sprecher tatsächlich die ganze Rahmenhandlung mit jeglichem Inhalt? Ist dir so was vorher wichtig zu wissen?
Wlaschiha: Es gibt eine Figurenbiografie, die relativ detailliert ist und wo sein Werdegang steht, was er für eine Karriere gemacht hat, was für Stärken und Schwächen er hat. Das als Sprecher zu wissen, ist wichtig, weil man eben nicht das Spiel bis ins kleinste Detail kennt, wenn man es einspricht.
Ich muss auch sagen: Die Figur, die ich hier gesprochen habe, Felix Neumann, das ist ja wirklich einer, der eher auf der intellektuellen Ebene operiert, weil er als Ex-Stasi-Agent für Undercover-Einsätze trainiert ist und versucht, mit oder gegen den Spieler zu intrigieren und seine Ziele durchzusetzen.
TAG24: Jetzt spendierst Du einem Videospielcharakter Deine Stimme. Das Thema AI/KI wird immer größer. Macht man sich als Schauspieler Sorgen, dass man irgendwann komplett ersetzt werden könnte?
Wlaschiha: Es gibt natürlich eine große Diskussion, auch in der Branche, aber ich persönlich mach mir da eigentlich weniger Gedanken. Vielleicht auch, weil ich technisch nicht so den absoluten Durchblick habe, aber auch gerne in Filme gehe, wenn ich weiß, dass da echte Menschen mitspielen. Weil es da eben auch immer um Kreativität und den menschlichen Faktor der Unberechenbarkeit geht. Von daher: Ich glaube nicht, dass mich eine KI demnächst ersetzt.
Tom Wlaschiha genervt von "Game of Thrones"?
TAG24: Viele Fans sprechen Dich sicher vor allem wegen Deiner Rolle aus "Game of Thrones" an und wollen dann gern so was wie "Valar Morghulis" von Dir hören. Wünscht man sich da manchmal, tatsächlich sein Gesicht wechseln zu können?
Wlaschiha: Nee, erkannt zu werden, ist ja ein Kompliment. Diese Serie war damals ein Glücksfall für mich. Keiner wusste, dass das so ein weltweiter Erfolg werden würde, und in meiner weiteren Karriere habe ich natürlich davon profitiert. Deswegen kann ich da auch gern mal drüber sprechen. Es muss jetzt aber nicht jeden Tag den ganzen Tag sein.
Titelfoto: Activision Blizzard/André Röhner