FIFA 21 im Test: Coole Neuerungen für die Karriere, doch der Wow-Effekt fehlt

Leipzig/Stuttgart - Freie Fahrt für EA und "FIFA 21": Der ewige Konkurrenzkampf mit "Pro Evolution Soccer" bleibt in diesem Jahr aus. Konami veröffentlichte dieses Mal nur ein Update für "PES 2020". Damit steht Electronic Arts' Vollpreistitel allein in den Läden und wird vermutlich wieder viele Fußballbegeisterte an die Bildschirme heften. Ob das jährliche Update gelungen ist, erfahrt Ihr im Test.

Topstar Kylian Mbappé von Paris Saint-Germain ziert das Cover von FIFA 21.
Topstar Kylian Mbappé von Paris Saint-Germain ziert das Cover von FIFA 21.  © EA

Starten wir mit dem Karrieremodus, denn der hat erfreulicherweise im Gegensatz zum Vorgänger FIFA 20 die größten Neuerungen erhalten. Die erste kleinere davon sieht man gleich zu Beginn: Wir können unserem Verein nämlich zusätzlich zum vorgegebenen Transferbudget eine Finanzspritze in Höhe von bis zu 500 Millionen (!) Euro verpassen. 

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Nun aber zu den größten neuen Features. In FIFA 21 sind wir auch an spielfreien Tagen gefragt. Im neuen "Wochen-Terminplan" planen wir jeden einzelnen Tag durch, ob die Mannschaft trainiert, sich ausruht oder komplett erholt.

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Dabei ist es entscheidend, die richtige Balance zwischen den Werten Fitness, Bissigkeit und Moral zu finden. 

Trainieren die Spieler, steigt zum Beispiel ihre Bissigkeit, sie verlieren aber auch an Fitness. Ein Ruhetag hat den umgekehrten Effekt. Kicker, die nicht bissig genug sind, entfalten auf dem Platz nicht ihr volles Potenzial, demoralisierte sowieso nicht und auf dem Zahnfleisch gehende halten bekanntlich nicht lange durch - ein interessantes Vabanque-Spiel, das Abwechslung reinbringt.

Auch beim Training unserer Spieler entdecken wir allerlei Neues. Wir können jetzt für jeden in unserer Profi- und Jugendmannschaft einen "Entwicklungsplan" festlegen. Bildet man einen Leon Goretzka z.B. zum "Allrounder" aus, fokussiert er sich beim Training vor allem auf sein Tempo und das Passspiel, während andere Fähigkeiten auf der Strecke bleiben.

Gameplay: Flanken macht wieder Spaß, "kreative Läufe" als neues Tool

Der Franzose Eric Cantona ist einer der neuen Ikonen-Spieler im Spielmodus "Ultimate Team".
Der Franzose Eric Cantona ist einer der neuen Ikonen-Spieler im Spielmodus "Ultimate Team".  © EA

Außerdem ist es möglich, einem Spieler eine andere Position beizubringen, damit er dort effektiver wird. 

Sehen wir bei Goretzka also das Potenzial, hinter der Spitze spielen zu können, "bauen" wir ihn zum zentralen offensiven Mittelfeldspieler um. Das Training wird so viel individueller und wir können vor allem bei jungen Spielern deutlich spezifischer Einfluss auf ihre Entwicklung nehmen als in den vergangenen Jahren.

Ebenfalls neu: Wir sind jetzt in der Lage, Spiele nicht mehr nur schnell simulieren zu lassen, sondern können das Spielgeschehen im schnellen Minutentakt verfolgen. Bei Bedarf können wir sogar mittendrin eingreifen und die Kontrolle übernehmen, um aus einem Rückstand vielleicht noch einen Sieg zu machen.

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Etwas schade: Der durch das Coronavirus beeinflusste Spielplan wurde nicht berücksichtigt. 

Man startet z.B. mit dem FC Bayern München wie gewohnt Anfang Juli, spielt den deutschen und europäischen Supercup bereits vor dem ersten Bundesligaspiel, das dann nicht wie in der Realität gegen den FC Schalke 04, sondern gegen Union Berlin stattfindet. Außerdem schließt das Transferfenster Ende August und nicht Corona-bedingt Anfang Oktober.

So viel zum Karrieremodus. Was das reine Gameplay betrifft, halten sich die Änderungen in Grenzen. Zu erwähnen sind die neuen "kreativen Läufe", mit denen ihr die Kontrolle über euren ballführenden Spieler kurzzeitig dem Computer überlassen könnt, während ihr z.B. mit einem Stürmer in eine Lücke lauft und dort den Pass fordert. Das Ganze fordert Übung, im richtigen Moment angewandt kreiert Ihr so aber völlig neue Chancen.

Wer gegen den Computer eine waschechte Herausforderung sucht, findet diese auf der neuen höchsten Schwierigkeitsstufe "Ultimativ". Außerdem lässt sich dabei genau wie auf der Stufe "Legende" der ebenfalls neue Wettkampfmodus aktivieren. Dabei simuliert die KI das Spielverhalten von FIFA-eSportlern und Ihr bekommt eine Idee, wie es ist, gegen die Besten der Welt anzutreten.

Ansonsten fühlt es sich nach einigen Teststunden so an, dass Flanken in FIFA 21 wieder effektiver sind, was im Vergleich zum Vorgänger auch bitter nötig war. Ebenfalls positiv: Die KI agiert im Sturm deutlich variabler, was von uns mehr Initiative in der Defensive erfordert. Ahnen wir Pässe aber voraus, werden wir durch gutes Zustellen dafür oft mit dem Ballgewinn belohnt.

Ultimate Team und Online-Saisons

Dortmunds Erling Haaland (rechts) sieht den grätschenden Marquinhos von Paris Saint-Germain heranrauschen.
Dortmunds Erling Haaland (rechts) sieht den grätschenden Marquinhos von Paris Saint-Germain heranrauschen.  © EA

Diese Änderungen finden sich natürlich auch in dem wohl wichtigsten Modus, "FIFA Ultimate Team", wieder. EA's Gelddruckmaschine erfreut sich schon seit Jahren größter Beliebtheit und wurde natürlich auch in der "21"er Variante gepimpt. 

Genau wie im "Volta"-Modus können TV-Kicker im Koop jetzt gemeinsam in der Online-Rangliste antreten. Einige der Belohnungsherausforderungen lassen sich sogar nur so abschließen. 

Richtig gut fanden wir außerdem die neue Möglichkeit, über Sitzplatzfarbe bis hin zu Fanchoreografien unser eigenes Stadion zu kreieren. Die geeigneten Anpassungen dafür gibt es, ebenso wie die Spieler, in Lootboxen oder dem Auktionshaus. 

Dass der Lootboxen-Faktor weiterhin das größte Manko des Spielmodus darstellt, ist kein Geheimnis. Der Fakt, sich mit Echtgeld innerhalb kürzester Zeit ein absolutes Spitzenteam zusammenstellen zu können, ist für Menschen mit weniger reichen Eltern weiterhin keine Spielspaßgranate.

Da sorgen die normalen "Online-Saisons" schon für mehr Ausgeglichenheit. Auch hier hat sich Spielmodus-technisch zwar nicht viel getan - die Änderungen am eigentlichen Fußballspiel gewinnen aber gerade hier an großer Bedeutung. Das Offensivspiel ist nicht nur durch die angesprochenen "Kreativen Läufe" variabler geworden. Auch eure KI-Mitstreiter verhalten sich deutlich sinnvoller im Bezug aufs Tore schießen. 

In der Abwehr ist dagegen mehr Einsatz gefragt. Nach den ersten Partien war eine gut platzierte Grätsche wichtiger denn je. Im Vergleich zu "FIFA 20" erweist sich die CPU im neusten Ableger nämlich recht gegnerfreudig. Noch ist es zwar nicht so, dass dem Robert Lewandowski des Kontrahenten ein Tee mit Kuchen beim Vorbeigehen gereicht wird.

Ihr könnt aber versichert sein, dass ihr im Gegensatz zum Vorgänger deutlich mehr tun müsst, um gegnerische Einschläge zu verhindern.

Fazit Michi Heymann: Meiner Meinung nach ist "FIFA 21" das erwartet laue Update. Für mich stand schon vor Release fest, dass sich EA voll und ganz auf den ersten echten Next-Gen-Titel "FIFA 22" konzentrieren würde um dort womöglich für "Aha"-Momente auch bei eingefleischten Fans zu sorgen. FIFA 21 sieht aus wie sein Vorgänger, klingt und spielt sich in den meisten Teilen auch so. 

Natürlich ist es weiterhin eine fantastische Fußballsimulation, die an einigen Ecken ordentlich feinpoliert wurde. Mich als Online-Spieler freut es sehr, dass das Angriffsspiel wieder variabler geworden ist. Die "Kreativen Läufe" integrieren sich perfekt in den bereits vorhandenen Skill-Pool. Ob man jedoch für diese marginalen Änderungen noch einmal den Vollpreis zahlen möchte, sollte jeder selbst für sich entscheiden.

Fazit David Frey: Wer wie ich gerne den Karrieremodus zockt, bekommt in "FIFA 21" spannende Neuerungen an die Hand. Der Management-Faktor bei der Wochenplanung und vor allem die individuelle Weiterentwicklung von Spielern bringen frischen Schwung rein. 

Auch das Gameplay mit effektiveren Flanken, neuen Angriffsmustern und Möglichkeiten in der Verteidigung macht aus meiner Sicht deutlich mehr Spaß als noch beim Vorgänger. Dennoch erwarte ich wie mein Kollege Michi in einem Jahr dann für "FIFA 22" einen richtigen Knaller, der den Next-Gen-Konsolen würdig ist.

Titelfoto: EA

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