Eine Woche mit Elden Ring: Warum ich ständig verdroschen werde und es trotzdem liebe
Zwischenland - Wer in den vergangenen Wochen nicht gerade hinter dem Mond wohnte und nur ein klein wenig etwas mit Videospielen anfangen kann, dürfte an "Elden Ring" nicht vorbeigekommen sein. Tests voller Lobpreisungen, YouTuber, die in Live-Streams auf den Hype-Zug aufspringen wollen und ich, der für diesen Test in schöner Regelmäßigkeit komplett zerlegt wurde. From Software, was habt ihr nur getan?
Dabei sollte doch eigentlich klar gewesen sein, was da auf die Gaming-Gemeinde zukommt. Bei mir und sicherlich vielen anderen Spielern stand der Titel in der Liste der meist erwarteten Spiele 2022 ganz oben.
Und das, obwohl im Vergleich zu früheren Souls-Werken im Grunde genommen nur an einer Komponente wirklich geschraubt wurde: der Spielwelt.
Die ist jetzt in Elden Ring komplett offen und nicht durch schlauchige Abschnitte verzweigt. Und so passiert es, dass Ihr als Befleckter ohne Fähigkeiten wie gewohnt in eine riesige Welt gesetzt werdet, die Euch mit aller Macht vernichten möchte.
Ihr seid noch keine zwei Minuten im Zwischenland angekommen, da seht Ihr eine weite grüne Fläche mit einem gigantischen gelb leuchtenden Baum im Hintergrund. Von der Schönheit überwältigt, freut Ihr Euch zudem, dass From Software endlich eine richtige Sprungtaste integriert hat und hüpft den ersten Abhang hinunter.
Mit einem kleinen rostigen Schwert bewaffnet, fragt Ihr Euch, wer der erste Gegner sein wird. Neulinge, die nicht wissen, dass man manchen Feinden vorerst lieber aus dem Weg gehen sollte, legen sich wagemutig direkt mit einem berittenen Ritter an, der Euch mit einem Schlag durchbohrt oder gehen direkt zu einem nahen Drachen in den Sumpf, der kein Problem damit hat, Euch mit einem gewaltigen Atemzug zu verbrennen.
Wie gesagt: Das alles zwei Minuten, nachdem Ihr im Zwischenland angekommen seid.
Elden Ring: Wie man überlebt
Wem diese Ausgangslage feuchte Träume beschert, der ist in "Elden Ring" genau richtig. From Software erzählt wie so oft alles recht kryptisch, schnell wird jedoch klar, wie der Hase grob läuft.
Zwar sind direkt fast alle Gebiete der Karte erkundbar, Ihr merkt jedoch flink, mit welchen Gegnern Ihr Euch vorerst anlegen solltet und mit welchen lieber nicht.
Mit der Zeit fällt Euch eine geeignete Waffe in die Hand, mit der Ihr halbwegs umgehen könnt. Aufwerten lässt sich diese in gewohnter Weise beim Schmied, der Euch im weiteren Verlauf wie andere NPCs unterstützen wird.
Ihr findet goldene Saat, die Euch mehr Heiltränke spendiert, schaltet Geistergehilfen und sogenannte Kriegsasche frei, die Euren Waffen Spezialfähigkeiten geben. Insgesamt werden dem Spieler mehr Hilfen an die Hand gegeben, als beispielsweise in "Demon's Souls".
Ein Spaziergang wird es definitiv trotzdem nicht. Wer beispielsweise direkt zu Beginn gutgläubig einem goldenen Schimmer folgt, der Euch eigentlich grob die Richtung zeigen soll, wird über kurz oder lang bei Margit, dem grausamen Mal, landen - und ein ebenso grausames Ende finden.
Sagen wir es so: Wer tief im Inneren keine Lust auf diese Art Spiel hat, wird es spätestens hier merken.
Elden Ring ist riesig und wunderschön!
Man könnte Bücher füllen, um zu beschreiben, was "Elden Ring" alles ausmacht. Besser ist jedoch, wenn man es selbst erlebt.
Was mein Test gezeigt hat, ist, dass man optisch eine Welt geschaffen hat, die Original aus einem Fantasy-Film stammen könnte. "Game of Thrones"-Autor George R. R. Martin hat bei der Beratung ganze Arbeit geleistet. Ständig taucht im Nebel ein neues, imposantes Bauwerk auf. Überall lauern optionale Bosse in dunklen Gruften und das Design der Gegner wechselt zwischen grotesk und atemberaubend.
Selbst wenn man glaubt, alles gesehen zu haben, belehrt Euch das Spiel eines Besseren. Beispiel? Auf der Flucht vor einem gewaltigen Bären lande ich mitten im Wald in einem unauffälligen Gebäude mit einem Fahrstuhl.
Der brachte mich aber nicht wie erwartet nur in den Keller, sondern in einen Unterwelt-Bereich, der locker die bereits bekannte Karte noch einmal um ein Fünftel erweitert.
Ich brauchte einen kurzen Moment, um das zu realisieren - ich bin mir sicher, damit bin ich nicht allein.
Fazit zu Elden Ring
Ich hatte riesige Erwartungen an "Elden Ring" und sie wurden alle übertroffen. Was From Software hier gezaubert hat, entzieht sich jeder Beschreibung. Der Umfang ist milde gesagt gigantisch, ständig passieren Dinge, mit denen man nicht rechnet und in regelmäßigen Abständen, in denen Ihr glaubt stark genug zu sein, belehrt Euch ein turmhoher Endgegner das Gegenteil.
Klar, ganz ohne Schwächen kommt auch dieses Soulslike nicht aus. Performance-Probleme und leichte Schwierigkeiten bei den Eingaben stören das Immersions-Gefühl. Die offene Welt und der Faktor, dass man nicht weiß, wohin man gehen soll, könnten einige Spieler überfordern. Mich hat beispielsweise gestört, dass ich später in einige Gegenden kam, für die ich dann schon viel zu stark war. So waren die dortigen Bosse, die eigentlich etwas besonderes sein sollen, kein Problem mehr.
Aber das ist wirklich jammern auf allerhöchsten Niveau. "Elden Ring" ist ein Must-Have für jeden, der auch nur im Ansatz etwas für diese Art von Fantasy-Spiel übrig hat. Für mich wird es jeder Titel in diesem Jahr schwer haben, da ranzukommen.
Titelfoto: From Software/Bandai Namco Games