Leipzig - Mit "Dragon Age: The Veilguard" liefert Entwickler Bioware zehn Jahre nach Erscheinen des Vorgängers "Inquisition" endlich einen neuen Ableger seiner Fantasy-Reihe. Dabei wurde der Titel im Vorfeld bereits zu einer Art "letzter Chance" für das gebeutelte Studio erklärt und die Meinung vieler im Internet schien schnell klar. Auf das Geplärre sollte man aber nicht immer hören.
Das soll nicht etwa heißen, dass "Veilguard" gänzlich perfekt ist, aber fangen wir von vorn an - bei der Story.
Die startet zunächst mit Eurem einstigen Begleiter Solas, Elfengott, der nun den Schleier (engl: "Veil"), eine Art Schutzschild, der die Welt vom Reich der Dämonen trennt, zerstören will. Interessant dabei: Den Schleier hatte Solas zuvor selbst erschaffen, um andere, noch viel üblere Elfengötter zu verbannen. Die Heldentat sorgte jedoch auch dafür, dass seine Mit-Elfen ihrer Magie beraubt wurden, weshalb diese ein Dasein als Sklaven und Ausgestoßene führen. Von Schuldgefühlen geplagt will er seine Taten nun wiedergutmachen.
Als Solas versucht, den Schleier zu lüften, hindert Euer Held ihn jedoch daran, was wiederum dazu führt, dass Euer alter Begleiter verbannt und zwei der richtig üblen Götter befreit werden. Genau da beginnt jedoch Euer eigentliches Abenteuer.
Ihr seht: Ziemlich viel Story, die die Entwickler jedoch gut verpacken. Zwar reicht die Qualität nie an Bioware-Meisterwerke wie "Mass Effect 2" ran. Unterhaltsam ist sie jedoch allemal und dank zahlreicher Entscheidungen habe zumindest ich mich schnell wieder wie zu Hause gefühlt.
Einen Kritikpunkt habe ich dann allerdings doch, und zwar in Bezug auf die Entscheidungsmöglichkeiten, die mir weit weniger Freiraum und somit weniger Gelegenheiten für wirklich irrsinnigen Kram geboten haben, als ich das von Rollenspielen (RPGs) gewohnt bin. Das Spiel wirkt dadurch überraschend zahm und zurückhaltend, was die Entscheidungen manchmal ernüchternd machte. Hier hätte es wirklich gern mehr der alten Bioware-Formel sein können.
Test zu "Dragon Age: The Veilguard": Knackige Action und, ja, schicke Grafik
Was die Entwickler meiner Meinung nach gut hinbekommen haben, ist das Kampfsystem, das sich für ein RPG angenehm schnell und fluffig anfühlt. Bioware-typisch habt Ihr bis zu zwei Begleiter bei Euch, über deren Attacken Ihr über ein Steuerrad entscheiden und so nun sogar direkte Combos heraufbeschwören könnt. Die knallen nicht nur zusätzlich rein, sondern sehen auch schick aus.
Richtig schick ist auch die Welt wieder geworden! Die verschiedenen Gegenden und Umgebungen strotzen dank der Frostbite-Engine nur so vor Details und weckten zumindest in mir immer wieder das Entdeckerherz. Statt auf eine offene Welt setzt das Spiel dabei auf das Metroidvania-Leveldesign, wie man es auch aus "God of War" kennt. Möglichkeiten zum Erkunden gibt es dadurch immer noch. Gleichzeitig habe ich mich nicht so verloren in der Welt gefühlt und konnte mich jederzeit auf die Story konzentrieren.
Und weil wir schon beim im Vorfeld großen Kritikpunkt sind: Nein, der Look der Figuren hat mich nicht gestört. Klar, der Stil ist nicht mehr ganz so ernst und düster wie in alten Dragon-Age-Spielen. Das heißt jedoch nicht, dass "Veilguard" es nicht sein kann, und hat man sich einmal an den Look gewöhnt, bemerkt man ihn gar nicht mehr.
Das Gemecker im Netz über die Grafik sollte man an dieser Stelle wirklich ignorieren, denn es täuscht über ein grundsolides Spiel hinweg, das bei Weitem nicht Biowares letzte Chance sein sollte.
Fazit
"Dragon Age: The Veilguard" ist ein solides Spiel, das zwar nie an frühere Bioware-Meisterwerke herankommt, sich vor diesen allerdings keineswegs verstecken muss.
Dank einem größeren Fokus auf Kämpfe und Story wirkt das Spiel deutlich aufgeräumter als seine Vorgänger und bietet ein angenehm kurzweiliges Erlebnis, in das Ihr trotzdem einige Stunden investieren könnt - vorausgesetzt, Ihr könnt das Geplärre und Gemecker im Netz über die Grafik ignorieren.