Alone in the Dark lehrt Euch endlich wieder das Fürchten!
Leipzig - Was haben eine Psychiatrie, ein Gruselfriedhof und die Grabstätte eines bösartigen Pharaos gemeinsam? Genau, an diesen und noch vielen weiteren Schauplätzen dürft Ihr in der Neuauflage des inzwischen 32 Jahre alten "Alone in the Dark" auf Mensch und Monster einprügeln.
Als ich damals das erste Mal vor dem Original saß, war ich mächtig beeindruckt.
Eine düstere Atmosphäre, Soundeffekts zum Erschrecken und eine ganze Ladung an spannenden Rätseln ließen mich mit einem tagelangen Lächeln zurück. Seitdem hat es zwar an Ablegern des Titels nicht unbedingt gemangelt, doch im gleichen Maße überzeugen konnte für mich leider keines mehr.
Umso größer war meine Aufregung, als das Reboot der Reihe vor zwei Jahren angekündigt wurde. Und dann auch noch mit einem meiner Lieblingsdarsteller David Harbour (48), bekannt als Polizist Jim Hopper aus dem Streaming-Hit "Stranger Things". Aber kann ein Neustart die Serie tatsächlich retten?
Bedauerlicherweise machte sich schon nach der Startsequenz die erste Enttäuschung breit. Zwar kann ich wie im Original entscheiden, ob ich mit Privatermittler Edward Carnby (David Harbour) oder seiner Klientin Emily Hartwood (Jodie Comer, 31) ins Spiel starte, doch werden auch sofort die teils trostlosen und matschigen Gesichtstexturen und -animationen deutlich. Kleines Trostpflaster dann aber direkt danach – die Charakterwahl hat einen deutlichen Einfluss auf die erlebbare Geschichte.
Beide wählbaren Helden sind in der psychiatrischen Einrichtung Derceto auf der Suche nach Emily Hartwoods Onkel Jeremy, erleben aber größtenteils sehr unterschiedliche Abenteuer und Abschnitte. Um wirklich jeden Winkel des Gebäudes zu sehen und jeden sammelbaren Gegenstand mitzunehmen, müsst Ihr das Spiel also definitiv mit beiden Protagonisten beenden.
Alone in the Dark leidet an Kinderkrankheiten
In den knapp zwölf Stunden bis zum ersten Ablaufen der Credits hatte ich tatsächlich aber eine Menge Spaß. Die Geschichte hat definitiv ihre Stärken, das Gameplay wirkt größtenteils durchdacht und die Atmosphäre angenehm dicht.
Sobald man die maue Grafik einmal ausgeblendet hat, kann man die abwechslungsreichen Schauplätze wirklich genießen. Mehr Gegnervarianten hätten sicher nicht geschadet, aber das Repertoire an Nah- und Fernkampfwaffen macht das locker wieder wett.
Besonders Fans der früheren Ableger wird in einem Abschnitt ein Schmunzeln entlockt. Stichwort: feste Raumausschnitte!
Wenn die losen Enden der Story im Laufe des Spiels dann langsam zu einem großen Ganzen zusammengeknüpft werden, nimmt das Spiel in meinen Augen gerade im letzten Drittel immer mehr an Fahrt auf. Wer sich in einer immer psychotischer werdenden Welt wohlfühlt, wird an den Orten außerhalb von Descento besonders viel Spaß haben.
Zum Starttag folgte ein Day One Patch, den das Spiel dringend nötig hatte. Abgesehen von mehrfachen Abstürzen gab es einige massive Übersetzungsfehler. Oft fehlte die deutsche Übersetzung auch vollständig, was manche Rätsel ohne Englischkenntnisse fast unlösbar machte. Zusätzlich kamen noch Tonausfälle und Fehlgeräusche dazu, die einen aus der sonst akzeptablen Immersion herausrissen.
Fazit zu Alone in the Dark
Das Reboot des damaligen Survival Horror Klassikers macht vieles richtig. Wem das Original gefiel, der wird allein durch die vielen Verbindungen und Querverweise auf das Ursprungsspiel an der Stange gehalten. Auch die Stimmung dessen, was "Alone in the Dark" früher ausmachte, wird gut eingefangen. Wären da nur nicht all die kleinen Macken, die sich ein Spiel im Jahr 2024 eigentlich nicht mehr leisten darf.
Keine zeitgemäße Grafik, schlechte Ausleuchtung oder einfache Bugs mit auftauchenden Sammelitems. All das hinterlässt die Wirkung einer unfertigen Hülle, mit viel Potenzial. Denn das Grundkonzept funktioniert definitiv, wird nur durch diese vielen Kleinigkeiten immer wieder ins Wanken gebracht.
Titelfoto: THQ Nordic