Posieren und provozieren: "Car-Freitag" ruft Autoposer im Südwesten an den Start!

Stuttgart - Während der Karfreitag für die Christen als stiller Feiertag zelebriert wird, ist er für die Autotuning-Szene der Startschuss in die Saison.

Am "Car-Freitag" posieren viele Autoposer mit ihren aufgemotzten Schlitten.
Am "Car-Freitag" posieren viele Autoposer mit ihren aufgemotzten Schlitten.  © Felix Kästle/dpa

Am sogenannten Car-Freitag treffen PS-Liebhaber in Baden-Württemberg Jahr für Jahr auf ein Großaufgebot der Polizei. Die macht zwar stets bereits im Vorfeld klar, dass sie gegenüber Rasern und Posern keine Toleranz zeigen wird. Sogenannte Tuner und Poser kommen dennoch immer wieder in größerer Zahl zusammen.

Innenminister Strobl vertritt eine deutliche Meinung: "Motorleistung und Hirnleistung stehen zuweilen in einer erschreckenden Disproportionalität."

"Und wenn ein schwaches Hirn ein PS-starkes Auto steuert, ist das oft keine gute Kombination", kritisiert er.

Was ist der "Car-Freitag"?

An Karfreitag verabreden sich vor allem sogenannte Autoposer traditionell an szenetypischen Orten und präsentieren ihre aufgemotzten Fahrzeuge. Es ist nach den dunklen Wintertagen der Saisonauftakt für die Motor-Liebhaber. Da lässt dann der eine seinen auf über 300 PS aufgemotzten Sportwagen aufheulen, ein anderer dreht mit driftenden Hinterreifen seine Runden.

Hier lässt sich ein Motorradfahrer auf dem Hinterrad fahrend filmen, dort quietscht ein Fahrer mit den Reifen an der roten Ampel. Tiefer müssen die Motorräder und Autos der Poser- und Tuningszene sein, breiter, vermeintlich schöner, lauter und schneller auch.

"In den Szenen hat sich der Karfreitag als Startschuss in die Saison herauskristallisiert", teilt das Innenministerium mit. Nach den früheren Worten von Landesinnenminister Thomas Strobl ist es der "unselige Saisonbeginn" einer "überflüssigen Szenerie".

Probleme mit Autoposern gibt es auch in anderen Jahreszeiten und immer wieder dann, wenn die Szene zusammenkommt.

Die Polizei kontrolliert die oftmals manipulierten Wagen der Poser-Szene.
Die Polizei kontrolliert die oftmals manipulierten Wagen der Poser-Szene.  © Felix Kästle/dpa

Autotuner oder Poser: Gibt's da einen Unterschied?

Tuner und Poser werden häufig mit Rasern in einen Topf geworfen. Tuner legen jedoch Wert darauf, dass es ihnen um das Veredeln ihrer Autos geht, sie wollen ihre Wagen qualitativ und handwerklich auf einem hochwertigen Niveau haben.

Probleme mit der Polizei versuchen die Autoenthusiasten aus dem Weg zu gehen, wenn sie - meistens im Rahmen der geltenden Regeln - ihrem Hobby nachgehen.

Als "Poser" hingegen bezeichnen die Behörden Autofahrer, die mit aufheulenden Motoren an belebten Plätzen vorbeirollen, um mit ihren oft manipulierten Schlitten zu posieren und zu provozieren. Während Poser nicht vernetzt sind und es nur vereinzelte Treffs gibt, sind Tuner oft in Clubs organisiert und treffen sich.

Was tut die Polizei gegen die Szene?

Landesweit geht die Polizei strenger gegen Fahrer vor, die mit aufgemotzten Fahrzeugen und mächtig Lärm gesehen und gehört werden wollen. Und sie tut dies nach Angaben des Innenministeriums seit drei Jahren auch besser vorbereitet.

Spezialisten aller Polizeipräsidien und Experten der Hochschule für Polizei tauschen seit 2021 in einem "Kompetenzteam" Erfahrungen aus. So sollen Konzepte der örtlichen Polizei verbessert und gemeinsame Kontrollen organisiert werden.

Vom angekündigten "Ausbremsen" der Szene kann mit Blick auf die Zahlen allerdings noch keine Rede sein. Innenminister Thomas Strobl wirft der Szene "rücksichtsloses Imponiergehabe und verantwortungsloses Verhalten" vor.

Im vergangenen Jahr wurden bei Kontrollen in der Autoposer- und Tuning-Szene rund 1260 Fahrzeuge kontrolliert, es wurden allein am Karfreitag 361 Verstöße festgestellt und 79 Fahrzeuge aus dem Verkehr gezogen.

Traditionell trifft sich die Szene der Autotuner und Autoposer am Karfreitag im Raum Villingen-Schwenningen und Singen am Hohentwiel.
Traditionell trifft sich die Szene der Autotuner und Autoposer am Karfreitag im Raum Villingen-Schwenningen und Singen am Hohentwiel.  © Uwe Anspach/dpa

Gibt es Hotspots in Baden-Württemberg?

Vor allem in Mannheim gilt die Szene als Phänomen. Eigens dazu wurde 2016 eine Polizei-Ermittlungsgruppe gegründet. "Wir haben hier eine Lage, die für Poser günstig ist", sagt Polizeisprecher Wilhelm. Das Areal rund um Fressgasse, Wasserturm und Kunststraße biete sich an.

Dort hielten sich viele Leute auf, es gebe Cafés, vor denen man die Autos präsentieren könne. Zuletzt konnte die Stadt mit einer installierten Schranke aushelfen, die in den Abend- und Nachtstunden den Verkehr abhielt und für Ruhe sorgte.

In diesem Jahr sei das nach derzeitigem Stand wegen einer fehlenden Erlaubnis nicht mehr möglich, sagte eine verantwortliche Sprecherin der Stadt.

Titelfoto: Felix Kästle/dpa

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