Jetzt gibt's die Autobahn GmbH: Neue Herren für unsere Highways

Dresden/ Berlin - Unsere Autobahnen sollen künftig schneller und effizienter gebaut, die oft jahrelangen Planverfahren verkürzt werden. Eine bundeseigene Autobahn GmbH soll's richten. Bislang standen für Betrieb, Erhalt und Autobahnausbau die Länder in der Pflicht. Das Geld kam vom Bund, dem die Autobahnen auch gehören. Jetzt liegt alles in einer Hand. Doch wird damit alles nur teurer statt besser? Der Übergang ging jedenfalls fix, sonst änderte sich fast nix.

Deutschlands Autobahnen werden seit dem 1. Januar 2021 von der Autobahn GmbH verwaltet.
Deutschlands Autobahnen werden seit dem 1. Januar 2021 von der Autobahn GmbH verwaltet.  © imago stock&people/ Sebastian Kahnert/dpa-Zentralbild/dpa

Von vielen unbemerkt ist zum Jahreswechsel die größte Reform in der Geschichte der Autobahn über die Bühne gegangen.

Am 1. Januar 2021 hat die Autobahn GmbH mit Zentrale in Berlin und deutschlandweit zehn Niederlassungen Planung, Finanzierung Bau, Erhaltung und Betrieb aller Autobahnen übernommen.

Das Staatsunternehmen soll einmal bis zu 15.000 Mitarbeiter haben.

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Nach dem Sächsischen Landesamt für Straßenbau und Verkehr (LASuV) ist jetzt die Dresdner Außenstelle der Niederlassung Ost mit sechs Autobahnmeistereien in Sachsen für 500 Autobahnkilometer im Freistaat verantwortlich.

Lücke zwischen A 72 und A 38 soll geschlossen werden

Etwa 60 Kilometer auf der A 72 im Zuständigkeitsbereich der Autobahnmeisterei Plauen wurden der Niederlassung Nordbayern zugeschlagen.

Auch mit dem neuen Autobahn-Bauherren soll das derzeit größte sächsische Projekt nicht ins Stocken kommen - der rund sieben Kilometer lange Lückenschluss zwischen A 72 und A 38 im Leipziger Süden. Alle Verträge mit Baufirmen und Ingenieurbüros sind an die Autobahn GmbH übergegangen. Die Fertigstellung des Abschnitts war vom LASuV bis Ende 2026 geplant.

Der Winterdienst hat auf den Autobahnen meist ordentlich zu tun.
Der Winterdienst hat auf den Autobahnen meist ordentlich zu tun.  © PR

Winterdienst zum Jahresbeginn im Dauereinsatz

Die erste Bewährungsprobe der neuen Autobahn GmbH rieselte zum Jahreswechsel als Schneeflocken vom Himmel. Im Gebirge fielen in kürzester Zeit auch mal bis zu 10 Zentimeter Neuschnee. Der Winterdienst ist im Dauereinsatz.

Allein die sechs sächsischen Autobahnmeistereien bunkerten dafür insgesamt 14.100 Tonnen Streustoff. Außerdem steht eine Salzreserve von weiteren 10.000 Tonnen bereit. "Bei uns sind insgesamt 53 klassische Räum- und Streufahrzeuge, vier Randwallfräsen, drei Schneefrässchleudern und vier Feuchtsalz-Streufahrzeuge im Einsatz, um die sächsischen Autobahnen schneefrei zu halten", sagt Außenstellenleiter Christian Milster (49).

Durch den Übergang zur Autobahn GmbH hat sich an den Arbeitsprozessen grundsätzlich nichts verändert. Doch dieses Jahr erschwert neben Väterchen Frost auch die Corona-Pandemie die Einsätze. Christian Milster, Leiter der Dresdner Autobahn-GmbH-Außenstelle dazu: "Die einzelnen Schichten, die rund um die Uhr im Einsatz sind, müssen strikt voneinander getrennt werden."

Auch sogenannter Beton-Krebs - die Zerstörung der Fahrbahn durch eine chemische Alkali-Kieselsäure-Reaktion - macht der Autobahnverwaltung zu schaffen. Zwischen 2017 und 2019 mussten 36 Kilometer krebsbefallene Fahrbahnen erneuert werden - im vergangenen Jahr weitere 2,3 Kilometer an der Pleißetalbrücke auf der A 4 Richtung Görlitz.

Drei Fragen an Christian Milster (49), Leiter der Außenstelle in Dresden

Christian Milster (49) ist Leiter der Außenstelle Dresden.
Christian Milster (49) ist Leiter der Außenstelle Dresden.  © PR

Herr Milster, kann die neue Autobahn GmbH den Ausbau des Autobahnnetzes beschleunigen?

"Durch die Bündelung in einer Hand wird unsere Leistungsfähigkeit gestärkt. Dank der bundesweiten Strukturreform können wir über Ländergrenzen hinweg effizienter bauen, betreiben, erhalten und neue Projekte planen. Die Außenstelle Dresden ist für Projekte in Sachsen zuständig. Wir profitieren von gemeinsamen Beschaffungs- und Planungsprozessen und behalten gleichzeitig unsere regionale Expertise."

Wie viele Mitarbeiter aus Sachsen wurden übernommen?

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"Es sind rund 300 Mitarbeiter aus der Landesstraßenbauverwaltung übergegangen. Das betrifft vor allem Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der sechs sächsischen Autobahnmeistereien und Außenstellen. Die Wechselbereitschaft war enorm."

Was ist Ihr persönliches Ziel der nächsten Jahre im Amt?

"Ich möchte die Autobahn GmbH in Sachsen als verlässlichen Ansprechpartner für alle Fragen rund um Planung, Bau, Unterhaltung und Betrieb der Autobahnen in unserem Gebiet etablieren. Besonders wichtig ist mir dabei eine offene Kommunikation auch kritischer Themen. Nur mit einer frühzeitigen und offenen Einbeziehung aller Beteiligten können allseits befriedigende Lösungen oder zumindest Verständnis für notwendige Maßnahmen, wie beispielsweise Verkehrseinschränkungen, erreicht werden."

Zahlen und Fakten zu Sachsens Autobahnen

Ein Blick von der Heideschanze auf die Weißeritzbrücke der A17 zwischen dem Tunnel Coschütz und dem Tunnel Dölzschen, Autobahn A17.
Ein Blick von der Heideschanze auf die Weißeritzbrücke der A17 zwischen dem Tunnel Coschütz und dem Tunnel Dölzschen, Autobahn A17.  © Steffen Füssel

Sachsen Autobahnen in Zahlen:

● 586 Brücken überspannen die Autobahn-Fahrbahnen

● 11 Autobahnkreuze, -dreiecke oder große Anschlussstellen verbinden das sächsische Autobahnnetz miteinander

● An 73 Anschlussstellen kann man in Sachsen auf Autobahnen auf- oder abfahren

● 8 Tank- und Rastanlagen sorgen dafür, dass Tank und hungrige Mägen der Autobahnnutzer gefüllt werden können

● 2 weitere Rastanlagen bieten keine Tankmöglichkeiten für Benzin oder Diesel: Rabensteiner Wald an der A 4 in Richtung Görlitz und Hansens Holz auf der A 14 (in Richtung Magdeburg gibt es hier jedoch E-Ladestationen)

● 43 Parkplätze an den Autobahnen sind mit einem WC ausgestattet

● 348 Regenrückhalte-, -klär- und -versickerungsbecken stellen sicher, dass Niederschlag von den Fahrbahnen abfließen kann

● 6 Tunnel mit einer Gesamtlänge von 7,44 Kilometern gibt es auf den Autobahnen - in Dölzschen, Coschütz, Altfranken, an der Meuschaer Höhe und Harthe auf der A 17 sowie in Höhe Königshainer Berge auf der A 4

● 57 Kilometer Schneeschutzzäune werden zwischen Oktober/November und März/April aufgestellt

● 21 Glättemeldeanlagen sind in den Fahrbahnen eingelassen. Sie messen Temperatur und Feuchtigkeit, warnen Autofahrer über Schilderbrücken vor Glättegefahr

Titelfoto: imago stock&people/ Sebastian Kahnert/dpa-Zentralbild/dpa

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