Auch in Ostdeutschland gab's Computer-Technik: Hier werden einmalige Erinnerungen gezeigt
Halle (Saale) - Ein Museum in Halle bewahrt die Anfänge der Computerentwicklung in Ostdeutschland vor dem Vergessen. Über 2000 Objekte gehören zum Bestand. Viele jahrzehntealte Geräte sind auch noch funktionstüchtig.
Auch im Osten Deutschlands gab es viel Computertechnik: Der Verein Rechenwerk präsentiert in seinem Museum in Halle auf 640 Quadratmetern die nach eigenen Angaben größte ostdeutsche Sammlung bis etwa 1990.
"Auch Sammlungen von anderen Museen wurden übernommen, weil die aufgaben", sagt Constanze Czech von der "Digital Computer- und Elektronik Arbeitsgemeinschaft" (Digital AG). "Wir erinnern hier an einen besonderen Teil regionaler Entwicklung und bewahren die Objekte für die Nachwelt."
Das Thema historische Computer ist Czechs Hobby und das ihrer fünf technikbegeisterten Mitstreiter. "Das Museum, ein ehemaliger Getränkemarkt, existiert seit November 2014", sagt Czech. "Wir bieten Gruppenführungen und vor Corona kamen rund 500 Besucher im Jahr."
Die Dauerausstellung präsentiert über 2000 Schreib- und Rechenmaschinen, mechanische Rechenmaschinen, Großrechner, Taschenrechner, Spielautomaten und Fernschreiber, Telefone, Abrechnungs- und Buchungsautomaten sowie Module und Anlagenfragmente. "Die Anfänge gehen mit mechanischen Apparaten bis 1917 zurück, der Schwerpunkt ist die Zeit der ehemaligen DDR", sagt die Fachfrau.
"Die Bandbreite der technischen Entwicklungen war für die damaligen Möglichkeiten enorm", sagt die Expertin. Es sind die speziellen Geschichten zu den jeweiligen Stücken, die für das Museum relevant sind. "Warum wurden sie entwickelt und welche technischen Schwierigkeiten mussten die Ingenieure überwinden", sagt Czech.
Ostdeutsches Pendant zu "Pacman": Auf einem "Polyplay" kann wieder "Hase und Wolf" gespielt werden
"Interessant sind auch die Einsatzgebiete der Rechner. Zum Beispiel in Kraftwerken, im Verkehrswesen zur Ampelsteuerung und auch bei der Bahn, arbeiteten DDR-Computer noch Jahre nach der Wende. Das spricht für ihre Robustheit und geringe Störanfälligkeit", sagt Czech. Das sei schon kurios, bei der Schnelllebigkeit der Branche.
Das Museum bedient eine Nische und der Fachaustausch ist wichtig. "Die Eigenentwicklung eines 35-Nadelkopfdruckers war eine technische Meisterleistung. Was andere für unmöglich hielten, wir haben es geschafft", sagt stolz der ehemalige Entwickler für PC-Technik Sigmar Radestock beim Büromaschinenwerk im thüringischen Sömmerda.
Beim Anblick des winzigen Druckkopfes ahnt selbst der Laie den damaligen technischen Aufwand. "In Sömmerda wurde Anfang der 1980er-Jahre auch ein eigener Thermodrucker entwickelt", sagt sein ehemaliger Kollege Rolf Heiligenschmidt. Beide betreuen heute das Computermuseum "Schaudepot" der Stadt Sömmerda.
Die Bewahrung alter Technik erfordert ein Verständnis der besonderen Art. Rechts und links der schmalen Gänge reihen sich die mechanischen, elektrischen und elektronischen Maschinen aneinander. Wer schon etwas älter ist und die Ausstellung besucht, erinnert sich möglicherweise noch an das eine oder andere Stück, das er irgendwo schon mal sah. Jüngere nehmen das Ganze wahrscheinlich als Antiquitäten wahr.
Jährlich kommen 100 bis 200 Objekte hinzu und ein Hochregalsystem hilft den Platzbedarf zu optimieren. "Neben dem Inventarisieren besteht die Arbeit auch darin, die Geräte wieder funktionstüchtig zu machen", sagt Czech. Unter anderem der Spielautomat "Polyplay". Er stand damals in Ferienheimen der DDR und begeisterte die Menschen. Nach über einem Jahr Komplettrestaurierung kann jeder wieder "Hase und Wolf", das ostdeutsche Pendant zu "Pacman" darauf spielen.
Titelfoto: Heiko Rebsch/dpa