3D-Technik: Jetzt kommen sogar die Brüste aus dem Drucker!

Leipzig - Die Leipziger Firma BellaSeno arbeitet derzeit an einer neuen Technik für Brustrekonstruktionen: Brustimplantate aus dem 3D-Drucker. Das eingesetzte Implantat löst sich im Körper auf. Was bleibt, ist eine körpereigene neue Brust.

Dank moderner Medizin können Krebspatientinnen ihre Brust kosmetisch rekonstruieren lassen.
Dank moderner Medizin können Krebspatientinnen ihre Brust kosmetisch rekonstruieren lassen.  © PantherMedia / Volodymyr Melnyk

Dank Brustimplantaten können Patientinnen, die ihre Brust durch eine Krebserkrankung verloren haben, diese kosmetisch rekonstruieren lassen. Nachteil der üblichen Silikonimplantate ist, dass sie der Körper als fremd erkennt. Das kann zu einer sogenannten Kapselfibrose führen: Der Körper entwickelt eine innere Kapsel um die Implantate herum. Dadurch kann sich die Brust verhärten und verformen.

Gemeinsam mit Partnern in Sachsen und Australien hat das Leipziger Unternehmen BellaSeno ein Brustimplantat aus einem Kunststoff entwickelt, der sich nach zwei bis drei Jahren selbst auflöst. Hergestellt wird es in einem 3D-Drucker.

"Die Idee ist, dass das Implantat vom Körper als natürlich angesehen wird", sagt der Chief Medical Officer Dr. Tobias Grossner (41) und Manager im Unternehmen.

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Ihm zufolge könne das Material im Körper abgebaut werden, während es dem Körper gleichzeitig als Leitstruktur (Scaffold) für den Wiederaufbau dient. Die Polymerstruktur wird während der Operation mit körpereigenem Fett gefüllt. Nachdem sich das Implantat aufgelöst hat, bleibt eine rekonstruierte Brust aus Eigengewebe.

Implantat soll noch in diesem Jahr zum Einsatz kommen

Die Implantate lösen sich nach zwei Jahren im Körper auf.
Die Implantate lösen sich nach zwei Jahren im Körper auf.  © Ralf Seegers

Der Stoff, aus dem das Implantat gedruckt wird, heißt Polycaprolacton, kurz PCL. Das sogenannte "Biomaterial" kann sich rückstandslos verstoffwechseln. "Das Produkt wird schon seit Jahrzehnten als äußerst verlässlicher Werkstoff in der Medizin genutzt", sagt Grossner. PCL dient beispielsweise als Nahtmaterial.

Noch in diesem Jahr soll das 3D-Druck-Brust-Implantat zum ersten Mal bei einem Menschen zum Einsatz kommen, im Rahmen der weltweit ersten klinischen Studie mit dieser Technologie – diese wird in Australien durchgeführt. "Derzeit sind wir noch in der Phase der Forschung und Entwicklung. Wir rechnen in etwa zwei oder drei Jahren mit der Marktzulassung."

BellaSeno arbeitet derzeit noch an einer weiteren Produktlinie – 3D-gedruckte Scaffolds zur Knochenregeneration für Patienten, bei denen aufgrund von Unfall, Infektion oder Tumor der Knochen nicht wieder von selbst zusammenwächst. Hierbei wird das Produkt nicht wie bei der Brustrekonstruktion mit Fett, sondern mit Knochenmark gefüllt.

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Ein nicht heilender Knochen kann mit dieser Technologie wieder zusammenwachsen.

Kurz erklärt: So funktioniert die Technik

Dr. Tobias Grossner (41).
Dr. Tobias Grossner (41).  © Montage: PR + Ralf Seegers

Bei einem herkömmlichen Drucker wird eine Textdatei ausgedruckt. Auch für den Druck in drei Dimensionen (Länge, Breite, Tiefe) braucht man spezielle Dateien.

Dann kann ein 3D-Drucker aus schmelzbaren Materialien wie Kunststoffen, Metallen, Keramiken, Acrylharzen, Pulvern oder auch aus einer bestimmten Flüssigkeit Schicht für Schicht ein Objekt erschaffen. Die dünnen Schichten werden jeweils einzeln ausgehärtet, bis ein räumlicher Körper fertig ist - mit vorbestimmter Länge, Breite und Tiefe.

Auch für den Hausgebrauch gibt es inzwischen günstige 3D-Drucker. Mit dem Anycubic i3 Mega S ab 189 Euro können zum Beispiel Modelle oder Figuren bis zu einer Größe von 21 × 21 × 20 cm "gebaut" werden. Man könnte damit Deko-Objekte herstellen, Haushaltsutensilien kreieren, nicht mehr hergestellte Ersatzteile "nachbauen" oder Spielzeug und Figuren drucken lassen.

Mit ihrer Technik können die Entwickler von BellaSeno sogar Knochen nachwachsen lassen.
Mit ihrer Technik können die Entwickler von BellaSeno sogar Knochen nachwachsen lassen.  © Ralf Seegers

Die 3D-Drucker müssen mit Filament (Textilfaser) "gefüttert" werden, das als Kiloware aufgewickelt und in vielen Farben auf Spulen (F.) erhältlich ist (ab 19 Euro/kg).

Titelfoto: Montage: PantherMedia / Volodymyr Melnyk + Ralf Seegers + PR

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