"Wie im Krieg": Heftige Ausschreitungen bei Eritrea-Veranstaltung
Stuttgart - Es kracht in der baden-württembergischen Landeshauptstadt! In Stuttgart ist es im Zusammenhang mit einer Eritrea-Veranstaltung zu heftigen Ausschreitungen gekommen. Augenzeugen sprachen von kriegsähnlichen Zuständen.
Bis zu 200 Personen hätten Teilnehmer der Veranstaltung und Polizisten mit Steinen, Flaschen und Holzlatten angegriffen, teilte ein Polizeisprecher am heutigen Samstag mit.
Zehn Beamte seien verletzt worden. Vier Menschen seien bislang festgenommen worden.
Zu einer Veranstaltung des Verbands eritreischer Vereine in Stuttgart und Umgebung seien 200 Menschen zusammengekommen. Die Vereine sympathisierten mit der Regierung in Eritrea, sagte der Sprecher.
Zur Mittagszeit hätten sich mehrere Kleingruppen am Bahnhof Bad Cannstatt und am Stuttgarter Hauptbahnhof versammelt.
Sie seien dann am Römerkastell auf die Teilnehmer der Veranstaltung losgegangen, hätten sie mit Flaschen und Steinen beworfen. Auch mit Holzlatten hätten sie die Teilnehmer attackiert.
Ordnungshüter gehen konsequent gegen Randalierer vor
Die Polizei sei mit Schlagstöcken und Pfefferspray gegen die Angreifer vorgegangen, so der Sprecher. Die Ausschreitungen liefen noch. "Es gibt nach wie vor Scharmützel", sagte er am Nachmittag. Man habe Kräfte aus umliegenden Polizeipräsidien beordert und vom Polizeipräsidium Einsatz und der Bundespolizei. Auch würden Kräfte mit dem Hubschrauber eingeflogen. Die Lage sei laut Polizeiangaben zunächst unübersichtlich, am Abend dann jedoch weitgehend stabil gewesen.
Eritrea mit seinen gut drei Millionen Einwohnern liegt im Nordosten Afrikas am Roten Meer und ist international weitgehend abgeschottet. Seit einer in einem jahrzehntelangen Krieg erkämpften Unabhängigkeit von Äthiopien vor 30 Jahren regiert Präsident Isaias Afewerki in einer Ein-Parteien-Diktatur das Land.
Andere Parteien sind verboten, die Meinungs- und Pressefreiheit ist stark eingeschränkt. Es gibt weder ein Parlament noch unabhängige Gerichte oder zivilgesellschaftliche Organisationen. Zudem herrscht ein strenges Wehrdienst- und Zwangsarbeitssystem, vor dem viele Menschen ins Ausland fliehen.
Titelfoto: Thomas Niedermueller/dpa