"Der Euro wird bis 2023 scheitern": TAG24-Interview mit Besteller-Autor
Stuttgart - Die Bestseller-Autoren und Betriebswirtschaftler aus Baden-Württemberg rechnen mit einem Crash und zwar dem größten Crash aller Zeiten. In ihrem gleichnamigen Buch beschreiben sie ein Zukunfts-Szenario und gehen davon aus, dass der Euro bis 2023 gescheitert sein wird. Wir haben Marc Friedrich gefragt, wie wir unser Geld schützen können.
TAG24: Was erwarten Sie für ein Szenario in den kommenden Jahren?
Marc Friedrich: Ich erwarte, dass die Wirtschaft sich abschwächen wird, wir also in eine Rezession schlittern. Die Notenbanken werden weitere Zinssenkungen vornehmen und die damit einhergehende Enteignung der Sparer einläuten, denn das gesparte Geld wird durch Inflation immer weniger wert sein.
Die Menschen werden weniger ausgeben. Dann wird noch mehr Geld gedruckt und mehr Geld ins System gepumpt. Daraufhin wird unser Geldsystem an die Wand fahren. Ich gehe von einer Inflation von 10 bis 20 Prozent pro Monat aus. Das heißt, das Geld wird entwertet und man kann immer weniger damit kaufen.
Die Zombie-Unternehmen werden keine Kredite mehr bekommen und dadurch Pleite gehen. Arbeitsplätze sind in Gefahr. Renten und Versicherungen können ihre Leistungen nicht mehr bezahlen. Eine Teufelsspirale nach unten.
TAG24: Was sind Zombie-Unternehmen oder Zombie-Banken?
Marc Friedrich: Das sind Unternehmen oder Banken, die in der freien Marktwirtschaft nicht mehr überleben würden. Sie leben nur, weil die Zinsen für Kredite so günstig sind. Sobald diese keine Kredite mehr bekommen, gehen sie pleite.
Der Euro scheitert bis 2023
TAG24: Sie schreiben in ihrem Buch, dass der Euro bis spätestens 2023 scheitern wird, warum?
Marc Friedrich: Wenn man in die Vergangenheit schaut, sind alle Währungsunionen gescheitert. Es war volkswirtschaftlicher Wahnsinn, starke Länder wie Deutschland oder Österreich mit Ländern wie Griechenland oder Italien in eine Währungsunion zu packen. Die Unterschiede sind einfach zu groß.
In Griechenland brauchen wir einen anderen Zinssatz als in Irland. Wir schaffen damit soziale Ungerechtigkeit. Daher gehen die Leute in Frankreich oder auch Deutschland auf die Straße, weil sie sich durch Arbeit keine Immobilien mehr leisten können. Wer kann sich in Stuttgart als Gutverdiener noch eine Immobilie leisten? Wir sind in der Endphase. Es läuft etwas gewaltig schief.
Wir sind im Dauerkrisenmodus: Griechenland, der Euro und Banken müssen gerettet werden.
Eine Krise ist ein Anzeichen, dass etwas falsch läuft. Der Euro wird bis 2023 scheitern. Die Politik hält ihn nur noch durch Finanzspritzen auf Zeit am Leben. Man sollte den Euro lieber heute als morgen abschaffen, denn die Kollateralschäden werden jeden Tag größer - auch politisch und gesellschaftlich.
TAG24: Was wird konkret mit dem Währungssystem passieren und welche Folgen hat das?
Marc Friedrich: Der Euro wird scheitern und wir werden eine neue Währung bekommen. Ich erwarte weitere Negativzinsen. Das heißt, Menschen werden Geld dafür bezahlen müssen, dass sie Geld auf dem Konto haben.
Wer unvorbereitet ist, also meistens die breite Masse, wird ins offene Messer laufen. Wenn die Währungsreform kommt, werden viele 50 bis 100 Prozent ihres Vermögens verlieren. So war es immer in der Vergangenheit.
Meiner Ansicht nach wird anschließend ein digitales Währungssystem kommen.
Sachwerte sind die Rettung
TAG24: Welche Anlagen sind krisensicher? Wie können wir unser Geld schützen?
Marc Friedrich: Durch die Natur limitierte Sachwerte sind Trumpf. Dahingehend sollte man sich vorbereiten und sein Vermögen in verschiedene Anlagen aufteilen.
Edelmetalle, wie Gold und Silber, sind beispielsweise eine sichere Anlage. Sogar die Deutsche Bundesbank hat Gold in ihrem Schließfach, weil sie weiß, dass es seit 5000 Jahren bewährt ist und seinen Wert behält. Sie trauen ihrem Papiergeld anscheinend selbst nicht mehr so richtig.
Diamanten, abbezahlte Immobilien, Acker und Wald, Aktien, aber auch Whisky, Kunst oder Bitcoins können eine sinnvolle Wertanlage sein.
Wenn die Krise kommt, wird es vermutlich auch zu sozialen Unruhen kommen. Im schlimmsten Fall gehe ich sogar von Millionen Arbeitslosen in Deutschland aus. Dann ist auch das Sozialsystem in Deutschland am Ende.
Geld gehört überall hin, aber nicht aufs Konto
TAG24: Warum halten Sie es für sinnvoll, das Geld vom Konto abzuheben?
Marc Friedrich: Geld auf dem Konto gehört niemals ihnen selbst, sondern sie haben der Bank einen günstigen Kredit gegeben. Nur wenn Sie es in den Händen halten ist es juristisch ihr Eigentum. Im Notfall könnten Sie sogar enteignet werden.
Die Griechen können ein Lied davon Singen: In der Krise konnten sie Ihr Geld nicht mehr abheben. Zudem besteht das Risiko, dass Steuern auf Bargeld eingeführt werden.
Die Griechen müssen seit 1. Januar 2020 bis zu 30 Prozent ihres Einkommens pro Monat digital bezahlen, also mit einer Überweisung beispielsweise, ansonsten müssen 22 Prozent Strafe bezahlt werden.
TAG24: Sie haben Politik und Wirtschaft mit ihren Befürchtungen konfrontiert. Wie war die Reaktion?
Marc Friedrich: Verhalten. Es gibt ein schönes Zitat: "Zuerst ignorieren sie dich, dann belächeln sie dich, dann bekämpfen sie dich und dann gewinnst du.“ Das Buch ist faktenbasiert, die Zukunft wird es zeigen. Ich bin sicher, dass es so kommen wird.
TAG24: Viele ihrer Prognosen sind eingetreten. Welche sind beispielhaft?
Marc Friedrich: Viele leider: Nullzinspolitik und Negativzinsen haben wir bereits 2012 prognostiziert. Den Brexit und die Wahl von Trump haben wir ebenfalls vorausgesagt, sowie der Anstieg extremistischer Kräfte wie Front National oder auch der AfD.
Zum Buch: "Der größte Crash aller Zeiten - Wirtschaft, Politik, Gesellschaft; Wie sie jetzt noch Ihr Geld schützen können" von Marc Friedrich und Matthias Weik ist im eichborn Verlag erschienen und unter der ISBN 978-3-8479-0669-8 für 20 Euro erhältlich.
Titelfoto: Christian Stehle, Asperg