"Nur Kanaken": Ermittlungen gegen Polizisten nach der Krawallnacht
Stuttgart - Die Straßenschlachten am vergangenen Wochenende in Stuttgart (TAG24 berichtete) haben weltweit für Aufsehen gesorgt, die Republik debattierte ob der verstörenden Bilder. Für einen Polizisten hat die Sache nun ein Nachspiel.
Am Tag nach den Ausschreitungen wimmelte es etwa auf Twitter von Videos der nächtlichen Randale.
Junge Männer (überwiegend mit Migrationshintergrund) schrien etwa "Allahu Akbar", "Fuck the Police" oder beschimpften die Polizeibeamten schlicht als "Hurensöhne". Dazwischen flogen Steine, wurden Schaufenster zerstört und Geschäfte geplündert.
Jetzt sorgt wieder eine Aufnahme für Wirbel. Die Tonspur wird derzeit fleißig auf Plattformen wie YouTube oder Vimeo hochgeladen, dort gelöscht und an anderer Stelle wieder hochgeladen. Zu hören ist angeblich ein Polizist.
Der Mann beschreibt mit unüberhörbar schwäbischem Dialekt die Lage in der Nacht auf Sonntag: "Teile der Innenstadt... Königstraße, Rotebühlplatz sind entglast. Die Kollegen sind massiv mit Steinen, Flaschen beworfen worden." Im Hintergrund sind immer wieder Stimmen zu hören. Offenbar Polizeifunk.
"Das sind Krawalle wie in Amerika." Der Mann appelliert: "Leute, bleibt bloß daheim." In seinen Augen sei es ein Wunder, dass es noch keine toten Kollegen gebe: "Das ist Krieg. Wir befinden uns gerade heute Nacht wirklich im Krieg." Die Führung sei hilflos. "Alles in allem ist es eine Katastrophe."
Polizist warnt: "Da kommt noch was auf uns zu"
Seine Kollegen warnt er an anderer Stelle: "Also hier in Stuttgart ist Krieg. Wenn Du 'ne Uniform trägst... gute Nacht. Dann bist Du nur Opfer." Es sei ein Wunder, dass keiner erschossen wurde.
Und er prophezeit angesichts der Krawalle: "Da kommt noch was auf uns zu." Es sei erst "der Auftakt von dem, was man geholt hat."
Ärger droht dem Mann wegen einer anderen Aussage. Als er darüber spricht, wer den Einsatzkräften gegenüberstehe, sagt er: "Nur Kanaken."
Beim Stuttgarter Polizeipräsidium bestätigt man gegenüber TAG24, dass auf der Aufnahme tatsächlich ein dortiger Polizeibeamter zu hören ist.
Man habe den Beamten identifiziert, berichtet Pressesprecher Stephan Widmann unserer Redaktion: "Wir wissen, wer es war."
Und: "Wir prüfen zusammen mit der Staatsanwaltschaft, ob ein strafrechtliches Vergehen vorliegt und entsprechend diszipliniert werden muss."
Wie erfuhren die Ordnungshüter von der Tonspur? "Sie wurde uns zugespielt. Nach dem Wochenende haben wir eine Flut von Videos und Hinweisen bekommen. Meines Wissens war die Aufnahme dort dabei."
Der Kollege sei weiterhin im Dienst. Näher möchte man sich dazu nicht äußern.
Bei den Krawallen waren 19 Beamte verletzt worden, bei insgesamt 26 Personen klickten die Handschellen. Die Hälfte davon hat keinen deutschen Pass, kommt etwa aus dem Irak, Somalia oder Afghanistan.
Titelfoto: Simon Adomat/dpa