Freude, Wut und Häme: So reagiert das Netz auf das Ergebnis der Stuttgarter OB-Wahl

Stuttgart - Am Ende wurde es recht knapp, doch CDU-Mann Frank Nopper (59) entschied am gestrigen Sonntag das Rennen für sich. Im Netz fielen die Reaktionen auf die Wahl des neuen Stuttgarter Rathauschefs gespalten aus.

Frank Nopper (59) nebst Gattin Gudrun (51).
Frank Nopper (59) nebst Gattin Gudrun (51).  © Andreas Rosar/Fotoagentur Stuttgart

Es wurde nochmal richtig spannend: Frank Nopper und der als parteiloser Kandidat angetretene Marian Schreier (30) lagen am Sonntag dichtauf. Schließlich holte der CDU-Kandidat 42,3 Prozent der Stimmen, Schreier immerhin 36,9. Mehr als ein Achtungserfolg allemal.

Im ersten Wahlgang Anfang November war der Abstand noch wesentlich größer gewesen. Nopper kam damals auf 31,8 Prozent, Schreier auf 15.

Die OB-Wahl in Stuttgart fand deutschlandweit Beachtung. So blickte auch Fernsehkomiker Jan Böhmermann (39) via Tweets in den Südwesten der Republik.

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Denn im grün-schwarz regierten Baden-Württemberg stehen im März Landtagswahlen an. Und die Wahl in der Landeshauptstadt galt vielen als Gradmesser für das gesamte Ländle. Einige befürchten bereits eine Niederlage der Grünen am 14. März.

Entsprechend aufgeregt wurde der Sieg von CDU-Mann Nopper dann auch unter dem Hashtag #OBWahlStuttgart2020 auf Twitter kommentiert. "Glückwunsch nach Stuttgart und endlich eine Stadt, deren Menschen begriffen haben, dass Grüne einfach nur Müll sind und unser Land blockieren", ließ sich da etwa ein User aus.

"Die Mehrheit links von der CDU hat es also mal wieder verk****. Glückwunsch", zwitscherte ein anderer User verbittert.

Angriff auf linken Kandidaten Rockenbauch

Maskiert: Hannes Rockenbauch vor seinem Wahlplakat.
Maskiert: Hannes Rockenbauch vor seinem Wahlplakat.  © Sebastian Gollnow/dpa

Ein anderer User attackierte Kandidat Hannes Rockenbauch (40, Fraktionsbündnis SÖS/Linke).

"Good Job, Rockenbauch, acht Jahre konservative Regierung von Nopper sind Dein Verdienst. Einen progressiven Kandidaten in Stuttgart zu unterstützen wäre wohl auch zu viel verlangt gewesen", schrieb er und wünschte zum Abschied noch ein vergiftetes: "Feier schön."

Rockenbauch hatte am Wahlsonntag 17,8 Prozent der Stimmen geholt. Jüngst wurde er wegen Hausfriedensbruchs zu einer Geldstrafe verurteilt.

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Eine Userin gab derweil dem scheidenden OB Fritz Kuhn (65) die Schuld am Ergebnis: "Fritz Kuhn hat das Ergebnis zu verantworten. Für acht vertane Jahre ohne grüne Politik war das heute ein Denkzettel. Danke, Herr Kuhn! *ironieoff*"

"Querdenken"-Gründer Ballweg kriegt sein Fett weg

Michael Ballweg im Sommer bei einer "Querdenken"-Veranstaltung in Stuttgart.
Michael Ballweg im Sommer bei einer "Querdenken"-Veranstaltung in Stuttgart.  © Christoph Schmidt/dpa

Wiederum andere Nutzer blickten auf den Mann hinter der Initiative "Querdenken 711", Unternehmer Michael Ballweg (46).

Auch er war zur Wahl angetreten, kam am Ende auf 1,2 Prozent der Wählerstimmen.

Angesichts des mageren Abschneidens fragte ein User: "Was war da los, Herr Ballweg? Ich dachte Sie und Ihre Querdenkner wären das Volk? Wollen Sie es nun Trump nachmachen und von Wahlbetrug faseln?"

Ein anderer blickte aufs Ergebnis "des Chefs dieser seltsamen Quermischpoke" und wollte wissen, "ob denen nicht viel zu viel mediale Aufmerksamkeit zuteil wird".

Palmer prognostiziert Schreier große Zukunft

Marian Schreier (30) holte bei der OB-Wahl 36,9 Prozent, kehrt nun nach Tengen zurück.
Marian Schreier (30) holte bei der OB-Wahl 36,9 Prozent, kehrt nun nach Tengen zurück.  © Tom Weller/dpa

Es gab jedoch auch zahlreiche Glückwünsche im Netz für Nopper. Darunter auch von Tübingens Stadtoberhaupt Boris Palmer (48, Grüne).

Auf Facebook schrieb er: "Er hat das Kunststück geschafft, in einer Stadt zu gewinnen, in der die CDU eine strategische Mehrheit gegen sich hat und im Talkessel allein gar nicht mehr gewinnen kann."

Dem unterlegenen Marian Schreier prognostiziert er eine große Zukunft: "Er wird sicher für die SPD und unser Land noch eine große Rolle spielen."

Der 30-jährige Schreier ist Bürgermeister der Stadt Tengen (rund 4700 Einwohner) nahe der Schweizer Grenze.

"Die Rückkehr nach Tengen wird mir gar nicht schwer fallen", sagte der Jung-Politiker dem Südkurier. Er freue sich jetzt darauf, "dort die Kommunalpolitik fortsetzen zu können".

In den Landtag ziehe es ihn demnach noch nicht.

Linke Mehrheit im Gemeinderat: Für Nopper wird es nicht leicht

Leicht wird es der neue OB im Stuttgarter Gemeinderat nicht haben. Auf ihn kommen harte Verhandlungen zu.

In dem 60-köpfigen Gremium haben die Grünen 16 Sitze, die Fraktionsgemeinschaft aus Linkspartei, SÖS, Piratenpartei und Tierschutzpartei hält acht Sitze. Die SPD kommt auf sieben. Macht also 31 Sitze für das linke Lager - und damit mehr als die Hälfte.

Nopper müsse versuchen, Mehrheiten zu organisieren, sagte Kommunikationswissenschaftler Frank Brettschneider (Uni Hohenheim) am Sonntag gegenüber der Deutschen Presseagentur.

Titelfoto: Andreas Rosar/Fotoagentur Stuttgart

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