Heftiger Zoff um Kabinettsposten bei Südwest-SPD: Spitzenpolitikerin scharf angegangen
Von Nico Pointner
Stuttgart - Im Landesverband der SPD-Bundesvorsitzenden Saskia Esken (63) tobt ein heftiger Streit um die künftige Rolle der Spitzenpolitikerin.

Sascha Binder (42), Generalsekretär der SPD in Baden-Württemberg, hatte Esken in einem Zeitungsinterview mit Südkurier und Badischer Zeitung ungewöhnlich scharf kritisiert. Dafür wird Binder nun von der ehemaligen SPD-Landeschefin Leni Breymaier (64) attackiert. Landeschef Andreas Stoch (55) und Esken selbst schweigen zur Auseinandersetzung.
"Kabinettsposten müssen an diejenigen gegeben werden, die ein großes Vertrauen innerhalb der Partei haben, aber vor allem auch bei den Menschen draußen", hatte Binder den Zeitungen gesagt.
"Wir haben sieben Kabinettsposten. Ich gebe Saskia Esken recht, dass vier davon an Frauen gehen sollen. Aber dann geht es danach, wer sind die vier Besten? Und darunter sehe ich Saskia Esken nicht."
Nun werde in der SPD über Inhalte abgestimmt, sagte Binder mit Blick auf den Koalitionsvertrag und die Mitgliederbefragung der Sozialdemokraten. "Ich nehme aber zur Kenntnis, dass die Einzige, die gerade über Kabinettsposten diskutiert, Saskia Esken selbst ist. Das sollte sie nicht tun."
Rückendeckung für die Bundeschefin

Die Personalie Esken ist umstritten, nicht nur im Südwest-Landesverband. Esken selbst wollte zu den Äußerungen Binders nicht Stellung nehmen, ebenso wenig der SPD-Landeschef Stoch. Stoch verwies lediglich darauf, dass die Entscheidung in Berlin getroffen werden müsse.
Stochs Vorgängerin Breymaier, bis 2018 SPD-Chefin in Baden-Württemberg, nahm Esken allerdings offensiv in Schutz - und griff Binder an. "Bemerkenswert, dass Generalsekretär Binder sich so einlässt. Ich finde nicht, dass ihm das zusteht", sagte Breymaier der BILD.
"Sascha Binders Karriere begann schon damit, dass er Frauen in der Partei das Leben schwer machte – daran hat sich nichts geändert." Mit Blick auf die Kritik an Esken sagte sie: "Wenn ein paar Männer ihr Mütchen kühlen wollen und vielleicht noch andere mit Posten versorgen möchten, haben sie das nicht an Saskia Esken auszulassen."
Titelfoto: Bildmontage: Uli Deck/dpa, Michael Kappeler/dpa