Biberach wehrt sich gegen mieses Image durch Krawalle!

Biberach - Teils gewalttätige Ausschreitungen am Aschermittwoch rückten Biberach in die Schlagzeilen. Die oberschwäbische Stadt will dieses Bild von sich nicht stehen lassen und der Ministerpräsident auch nicht.

Es kam zum Großaufgebot der Polizei.
Es kam zum Großaufgebot der Polizei.  © Stefan Puchner/dpa

Ein Hubschrauber kreist über der Biberach an der Riß, die Gigelberghalle ist abgeriegelt, zahlreiche Polizisten sind im Einsatz: Die Sicherheitsvorkehrungen sind hoch, als Winfried Kretschmann (75, Bündnis 90/Die Grünen) am Freitagabend nach Biberach kommt.

Dieses Bild von sich will die Stadt nicht stehen lassen. Ministerpräsident Kretschmann und Innenminister Thomas Strobl (64, CDU) folgten einer Einladung von Oberbürgermeister Norbert Zeidler und Landrat Mario Glaser (beide parteilos) zum politischen Abend nach Biberach. Die Ausschreitungen sollten eingeordnet werden, es ging um politische Streitkultur.

Die Ereignisse am Aschermittwoch, das sei nicht Biberach. "Das war ein Ausreißer", sagte Kretschmann am Freitagabend. Nach seinen Worten hatten die Krawalle nichts mit demokratischem Protest und den Interessen der Bauern zu tun - und rein gar nichts mit Biberach. Es sei nur darum gegangen, Wut herauszulassen, Wut anderer anzustacheln, andere zum Schweigen zu bringen, kritisierte er.

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Die Biberacher Innenstadt stand am Nachmittag im Kontrast zu Polizeiaufgebot und Sicherheitsmaßnahmen. Neben der Gigelberghalle steht ein Zirkuszelt, in dem eine Pferdeshow stattfand. Eine lange Einkaufsnacht zog zahlreiche Menschen an, viele saßen in Cafés am Marktplatz.

"Die Leute sind ja entspannt hier", sagte der Mittzwanziger Thomas. "Hier kommt man nicht zusammen und schlägt um sich", meinte seine Freundin Anna. Die Folge der Ausschreitungen dürfe gerade nicht sein, dass solche Veranstaltungen nicht mehr in Biberach stattfinden, fand die Biberacherin Lena Akok.

Hans Peter Landthaler kam zum politischen Abend, er sei auch am 14. Februar vor der Stadthalle gewesen, als der Protest eskalierte. "Das war für mich ein bisschen verstörend", schilderte er. "Ich finde es gut, dass der Ministerpräsident heute kommt."

In der Gigelberghalle tauschten sich Landes- und Kommunalpolitiker mit Bürgern aus.
In der Gigelberghalle tauschten sich Landes- und Kommunalpolitiker mit Bürgern aus.  © Stefan Puchner/dpa

OB von Biberach: Krasser Gegensatz zur Lebensart in der Stadt

Für Oberbürgermeister Zeidler steht der politische Aschermittwoch in krassem Gegensatz zur Lebensart in der Stadt. Biberach stehe seit dem 14. Februar weniger für eine weltoffene Stadt, "seitdem steht der Name unserer Stadt sinnbildlich für ein neues Niveau undemokratischer Unkultur", sagte er. Doch die Krawalle seien eine gesellschaftliche Entwicklung, die sich in der Stadt entladen habe.

Innenminister Strobl erklärte auf dem Podium am Freitagabend, dass die Erfahrungen vom Aschermittwoch in künftige Einsatzplanungen bei Veranstaltungen in ganz Baden-Württemberg einfließen würden. Er hoffe nicht, dass große Polizeiaufgebote wie an diesem Abend zur neuen Normalität würden.

Auch Thomas Strobl (64, CDU), Innenminister von Baden-Württemberg, und Bernhard Weber, Polizeipräsident von Ulm, standen den Bürgern Rede und Antwort.
Auch Thomas Strobl (64, CDU), Innenminister von Baden-Württemberg, und Bernhard Weber, Polizeipräsident von Ulm, standen den Bürgern Rede und Antwort.  © Stefan Puchner/dpa

Eine Protestaktion vor der Stadthalle war damals so eskaliert, dass die Grünen ihre geplante Veranstaltung unter anderem mit dem Ministerpräsidenten Kretschmann und Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (58, Bündnis 90/Die Grünen) aus Sicherheitsgründen kurzfristig absagten.

Titelfoto: Bildmontage: Stefan Puchner/dpa

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