Studenten wollen Rekordrakete ins All schießen - wenn's Wetter passt
Stuttgart - Schneller als der Schall soll sie sein und in null Komma nix auf über 100 Kilometern Höhe. Wenn alles so läuft, wie es die Stuttgarter Studenten sich erhoffen, könnten sie in den kommenden Tagen Rekorde brechen. Aber das ist nicht nur eine Frage der Technik.
Der Countdown läuft: Im verschneiten Schweden wollen Studenten aus Stuttgart nach drei Jahren Vorbereitung einen Rekord mit einer gebauten Hybridrakete brechen.
Die von den Studierenden des Teams Hybrid Engine Development (HyEnD) entwickelte, gefertigte und bereits getestete Rakete soll zwischen dem 17. und 23. April vom schwedischen Raketenstartplatz Esrange (European Space and Sounding Rocket Range) nahe Kiruna Richtung Weltall starten und eine Höhe von mindestens 32 Kilometern erreichen, möglichst aber weit mehr als dies.
Ziel der Studenten ist es sogar, in Höhen von 100 Kilometern damit in den Weltraum vorzustoßen, teilte die Universität Stuttgart vor dem ersten von vier möglichen Startversuchen mit.
Rund 70 Kilogramm schwer, 7,80 Meter lang. "Es ist eine der leistungsstärksten und fortschrittlichsten gebauten studentischen Hybridraketen der Welt", zitiert die Uni Max Öchsle, Student und Projektleiter von HyEnD. Es scheint sicher, dass die Gruppe den 2016 selbst aufgestellten Höhenrekord von 32 Kilometern für studentische Hybridraketen bricht.
Überschreitet sie zudem die Grenze von 100 Kilometern Höhe, ist auch der Weltrekord für studentische Raketen im Allgemeinen möglich. Er liegt bei 103,6 Kilometer. "Der Weltrekord liegt für uns in Reichweite, wir könnten es schaffen", sagt Öchsle (25). Allerdings müsste dann auch das Wetter passen.
Um gegen alle Widrigkeiten gewappnet zu sein, haben die Studenten gleich zwei Raketen im Gepäck
Die Studenten gehen auf Nummer sicher: Sie haben als Back-up eine zweite Rakete desselben Typs gebaut.
"Der Sinn der zweiten Rakete ist tatsächlich primär, den Rekord zu brechen und auszubauen, wenn der erste Start gut funktioniert hat", erklärt HyEnd-Sprecher Julian Dobusch. Zum anderen sei das Team damit flexibler, sollte beim Transport nach oder in Schweden oder beim Zusammenbau etwas beschädigt werden. "Dies ist aber bislang glücklicherweise nicht der Fall", sagt Dobusch der Deutschen Presse-Agentur. "Wir sind zuversichtlich, dass die Starts gelingen werden. Bisher hat alles gut funktioniert."
Ins All schießen die Stuttgarter Studis ihre Rakete mit Namen "N2ORTH" mit festem Brennstoff und flüssigem Lachgas.
Daher auch der Name: Lachgas als Oxidator hat die chemische Formel N2O, gestartet wird im Norden.
Die Studenten haben sogar den Fallschirm selbst genäht
"Besonders stolz sind wir auf das selbst entwickelte Triebwerk, das mit seinem Schub von bis zu 1,5 Tonnen zu den stärksten und effizientesten studentischen Triebwerken der Welt gehört", sagt Öchsle. Außerdem eingebaut: ein überschalltauglicher Fallschirm.
"Da keine kommerziellen Fallschirme für diese Anforderungen verfügbar sind, haben wir ihn selber hergestellt", erklärt der Student. Wie die meisten anderen Komponenten wurden auch die Strukturteile und die Wärmeschutzschicht aus Kork in den Werkstätten der Universität gebaut.
Die Stuttgarter Rakete entstand im Rahmen des vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) geförderten "Studentischen Experimentalraketen-Programms" STERN
Titelfoto: HyEnD / Universität Stuttgart