Influencer in Uniform: Feuerwehr Weingarten begeistert Fans auf Instagram
Weingarten - Mehr als 10.000 Menschen folgen der Freiwilligen Feuerwehr in Weingarten. Mit Postings gibt das Team auf Instagram Einblicke in den Einsatzalltag - und will gleichzeitig mehr Mitglieder gewinnen.
Wenn Alexander Binder mal nicht am Feuerwehrschlauch steht und Brände löscht, ist er vor oder hinter der Handykamera zu finden. Den mehr als 10.000 Followern zeigt er den Fuhrpark, erklärt die Schlauchpflege oder nimmt sie mit auf Einsätze. Binder hofft mit dem Auftritt in den sozialen Netzwerken, Menschen für das Ehrenamt begeistern zu können.
Wie viele andere Feuerwehren muss auch die Stadt mit 25.000 Einwohnern um Nachwuchs kämpfen. "Ich möchte für potenzielle neue Mitglieder zeigen, was wir machen, wie wir Leben retten und Häuser schützen - und das so transparent wie möglich", sagt der Zweite Stellvertretende Kommandant.
Erste Erfolge habe es schon gegeben. Potenzielle Mitglieder hätten sich über Instagram schon gemeldet. Im Jahr habe die etwa 80-köpfige Mannschaft im Schnitt 300 Einsätze.
Im echten Leben ist Binder selbstständiger Grafik-Designer. Bei der Feuerwehr sei er schon seit Jahrzehnten. In seiner Familie habe das Ehrenamt eine lange Tradition. "Schon mein Vater, Opa, Uropa und Onkel waren Feuerwehrleute", sagt der 40-Jährige.
Den erfolgreichen Instagram-Kanal habe er innerhalb von zwei Jahren aufgebaut. "Den Follower-Turbo liefern immer Videos", sagt Binder. Fotos seien auch gut, Videos seien aber besser.
Alexander Binder gibt Einblicke in ein Feuerwehrauto
Alexander Binder: "Haben Spaß an unserem Ehrenamt"
Alle Aufnahmen mache er mit seinem Handy. "In Uniform kann ich nicht auch noch eine Spiegelreflexkamera mitnehmen." Zwei, drei lustigere Videos seien auch schon viral gegangen. "Wir wollen auch zeigen, dass wir Spaß an unserem Ehrenamt haben."
Das erfolgreichste Video mit rund 680.000 Zugriffen zeigt Binder vermeintlich schlafend in voller Montur in einem Feuerwehrwagen mit dem Titel "der eine Kamerad, der immer da ist".
"Das ist so der Running Gag bei der Feuerwehr: Es ist immer einer hier, obwohl wir ehrenamtlich sind." In zehn Sekunden sei das Video abgedreht gewesen.
Die ersten Videos seien Aufnahmen von Einsatzfahrten gewesen. "Die Leute finden das toll, bei einem Alarm in einem Löschfahrzeug zumindest online mitfahren zu können."
Um Erfolg zu haben, seien interessante Themen wichtig. "Es ist für mich wesentlich einfacher, eine Feuerwehr in den sozialen Netzwerken zu zeigen als eine Firma", sagt Binder.
Tipps zur Brandprävention verhindern Notfälle
Nicht nur die Feuerwehr in Weingarten zeigt auf Instagram ihren Alltag. Auch andere Feuerwehren nehmen ihre Follower mit. "Wir haben in Deutschland mehr als 22.000 Freiwillige Feuerwehren", sagt Silvia Oestreicher vom Deutschen Feuerwehrverband in Berlin.
Viele davon seien in den sozialen Medien unterwegs. "Sei es auf LinkedIn oder Xing für die professionellen Führungspositionen." Soziale Medien seien für die Feuerwehren kein Neuland. Die Kanäle könnten auf dem guten Image aufbauen.
Eine große Reichweite sei jedoch kein Garant dafür, viele Menschen für die Feuerwehr zu gewinnen. Aber bei Tipps zur Brandprävention sei sie hilfreich und könne so eventuell Einsätze verhindern. "Wenn Menschen wissen, wie sie sich im Notfall verhalten müssen."
Beachten müsse man beim Teilen von Bildern aus Einsatzlagen, "dass die nicht grausam sind". Aber daran werde sich gehalten. Gut sei, die Vielfalt des Jobs zu zeigen. "Das ist der Vorteil der Feuerwehr, da gibt es viel."
Titelfoto: Felix Kästle/dpa