Kampf um Termine: Ausländerbehörde in Stuttgart am absoluten Limit

Stuttgart - Sie kommen aus verschiedensten Ländern und haben doch eins gemeinsam: Die Menschen vor der Ausländerbehörde in Stuttgart stehen schon Stunden vor der Öffnung in der Schlange vor der Behörde. Es ist eine harte Geduldsprobe, denn für die viele der Wartenden drängt die Zeit.

Mit Campingstühlen und Decken warten die Menschen bereits am frühen Morgen vor der Ausländerbehörde.
Mit Campingstühlen und Decken warten die Menschen bereits am frühen Morgen vor der Ausländerbehörde.  © Bernd Weißbrod/dpa

"Ich stehe schon seit gestern Abend um 18.50 Uhr hier in der Schlange", sagt Maksim, der einen russischen Pass hat und eigentlich anders heißt. Er sei hier, um eine Verpflichtungserklärung für seine Schwester abzugeben, die ebenfalls nach Deutschland kommen wolle.

Nur wenn er sich verpflichte, notfalls für seiner Schwester in Deutschland entstehende Kosten aufzukommen, könne sie ein Visum beantragen. "Wenn man hier einen Termin bekommen will, sollte man vor zwei oder drei Uhr nachts kommen", sagt er. Ansonsten habe man keine Chance.

Die Stimmung in der Schlange ist ruhig. Maksim sagt, dass zwischen den Wartenden eine angenehme Atmosphäre herrsche. Man teile Essen miteinander und gebe sich gegenseitig Tipps, zu welcher Uhrzeit man am besten kommen müsse, um noch eine Chance auf einen Termin zu haben.

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Auch die Organisation des Wartens haben sie selbst übernommen: Auf einer Liste haben sie in der Nacht die Reihenfolge ihres Eintreffens festgehalten, um nicht stundenlang in einer Reihe stehen zu müssen. Maksim selbst hat es auf den zweiten Platz geschafft und sitzt nun ganz vorne in der Schlange auf einem Campingstuhl.

In die Schlange für Notfälle dürfen sich laut Stadt diejenigen stellen, bei denen die Aufenthaltserlaubnis innerhalb von einer Woche abläuft.

Die anstehenden Menschen versorgen sich mit Essen und Trinken.
Die anstehenden Menschen versorgen sich mit Essen und Trinken.  © Bernd Weißbrod/dpa

Mehr Personal soll Entlastung bringen

Stuttgarts Ordnungsbürgermeister Clemens Maier (Freie Wähler) sagt, die Überlastung der Ausländerbehörde sei kein spezielles Stuttgarter Problem. Sehr viele Städte seien bundesweit in einer Notlage. Überall steige die Arbeitslast, gleichzeitig fehlten die Menschen, um die Aufgaben kompetent abzuarbeiten.

"Wir sind uns der Belastungen für die Kundinnen und Kunden, aber auch unserer Mitarbeitenden sehr bewusst." Entlastung soll laut Stadt mehr Personal bringen.

Bis zum Jahresende sollen demnach 17 vakante Stellen neu besetzt werden.

Titelfoto: Bernd Weißbrod/dpa

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