Wegen Nazi-Vergangenheit: Wird die Hanns-Martin-Schleyer-Halle nach einem Kommunisten benannt?
Stuttgart - Der Antrag hatte für Aufsehen gesorgt: Wegen der NS-Vergangenheit des Namensgebers soll die Hanns-Martin-Schleyer-Halle umbenannt werden, wenn es nach linken Gemeinderäten geht (TAG24 berichtete). Jetzt gibt es auch einen konkreten Namensvorschlag.
Rückblick: Schleyer (†62) war im Dritten Reich SS-Hauptsturmführer. Nach dem Krieg stieg er bei Daimler zum Vorstandsmitglied auf. Im Dezember 1973 wurde er schließlich Arbeitgeberpräsident. Als solcher entführten und ermordeten ihn RAF-Terroristen im Jahr 1977.
Wie berichtet, reagierte sein Sohn Jörg (66) geschockt auf den Antrag der Gemeinderäte von Linkspartei, Piratenpartei, SÖS und Tierschutzpartei, die Halle umzubenennen.
"Ausgerechnet die Erben des SED-Unrechtsstaates beschädigen das Andenken meines Vaters", so der 66-Jährige gegenüber der Bild-Zeitung. "Die, die den Terroristen in der DDR Zuflucht gegeben und sie auch noch unterstützt haben. Es ist eine Schande, dass ausgerechnet die einen solchen Antrag stellen."
In einer Stellungnahme bezeichnet jetzt Martin Eickhoff, stellvertretender Bezirksbeirat der Fraktion von Linkspartei, Piratenpartei, SÖS und Tierschutzpartei die Äußerungen Schleyers als Nonsens.
Künftig die Walter-Häbich-Halle?
"Jörg Schleyer solle sich lieber mit der eigenen Familiengeschichte kritisch auseinandersetzen, statt blind auf linke Menschen eindreschen", heißt es in dem Schreiben.
Eickhoff erinnert etwa an die Mitgliedschaft des Ermordeten in Hitlerjugend, SS und NSDAP.
Letzteres zu "einem Zeitpunkt, wo das faschistische Unrecht im vollen Gange lief und sichtbar war, z.B. die Euthanasie an geistig behinderten Menschen sowie die Verfolgung von Sozialdemokraten, Kommunisten, Christen, Homosexuellen".
Schleyers Sohn Jörg berücksichtige dies nicht, so Eickhoff: "Stattdessen komme er mit der Hufeisentheorie und versucht aus dem Tod seines Vaters Kapital zu schlagen."
Einen Vorschlag für einen neuen Namenspatron der Hanns-Martin-Schleyer-Halle hält Eickhoff auch parat: "Es wäre zum Beispiel angebracht, die Halle nach Walter Häbich zu benennen, der als Kommunist und langjähriger Vorsitzender des Kommunistischen Jugendverbandes Deutschlands bereits in der Weimarer Republik mehrfach Opfer faschistischen Terrors wurde und 1934 im KZ grausam ermordet wurde."
Dieser habe es mehr verdient, als Hanns-Martin Schleyer, heißt es abschließend in dem Schreiben.
Der gebürtige Botnanger Häbich war KPD-Politiker und betreute die illegale kommunistische "Neue Zeitung", bis er 1933 verhaftet und ins KZ Dachau gesteckt wurde. Dort wurde er im Sommer 1934 erschossen.
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