Handgranate, Schüsse und Betrug: Banden-Kriminalität im Raum Stuttgart eskaliert

Stuttgart - Seit mehr als einem Jahr liefern sich zwei verfeindete Gruppen aus Stuttgart und Esslingen schwere Auseinandersetzungen. Die Ermittler nehmen Dutzende Personen fest und langsam häufen sich auch die Anklagen.

Ein Mann (35) wurde bei den Schüssen im April verletzt.
Ein Mann (35) wurde bei den Schüssen im April verletzt.  © Kohls/SDMG/dpa

Knapp sechs Monate nach den Schüssen auf drei Männer in einer Gaststätte in Plochingen hat die Staatsanwaltschaft Stuttgart Anklage gegen zwei junge Männer erhoben.

Sie sollen am 2. April absichtlich und heimtückisch aus einem fahrenden Kleinwagen heraus auf die Männer in der Gaststätte geschossen und hierbei den 35-jährigen Wirt durch Streifschüsse am Rücken verletzt haben.

Die Anklage lautet auf versuchten Mord und gefährliche Körperverletzung.

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Der 22 Jahre alte Türke und der 23 Jahre alte Grieche sollen einer Gruppe aus Stuttgart-Zuffenhausen angehören, die sich seit mehr als einem Jahr mit einer Esslinger Gruppe schwere Auseinandersetzungen liefert. Das Lokal in Plochingen wird mutmaßlich von der Esslinger Gruppe besucht.

Täter suchen Anerkennung und Respekt innerhalb der Gruppe

In Asperg wurde im April 2023 ein 18-Jähriger erschossen und ein Gleichaltriger durch Schüsse schwer verletzt.
In Asperg wurde im April 2023 ein 18-Jähriger erschossen und ein Gleichaltriger durch Schüsse schwer verletzt.  © Bernd Weißbrod/dpa

Die Täter versuchen laut den Ermittlern durch exzessive Taten ihre Stellung in der jeweiligen Gruppe zu festigen oder erst zu erreichen. Es gehe um Anerkennung und Respekt. Experten bezeichnen das Phänomen als "gewaltlegitimierte Männlichkeit".

Die Verdächtigen seien männlich, zwischen 19 und 26 Jahren alt, viele hätten einen Migrationshintergrund. Insgesamt gehe man von grob 300 Mitgliedern auf beiden Seiten aus.

Bei den Auseinandersetzungen der beiden multiethnischen Gruppen wurden seit dem 20. Juli 2022 schwere Gewalttaten verübt. Immer wieder wird dabei auch auf Menschen geschossen.

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Vorfälle gab es neben dem in Plochingen unter anderem in Stuttgart-Zuffenhausen, in Asperg im Kreis Ludwigsburg und in Eislingen im Kreis Göppingen.

Der bisherige Höhepunkt der Auseinandersetzungen war ein Anschlag auf einem Friedhof in Altbach im Kreis Esslingen. Dort hatte ein 23-Jähriger eine Handgranate auf die Trauergemeinde geworfen, dabei wurden zehn Menschen verletzt.

Mehrere Männer verfolgten daraufhin den Angreifer, zerrten ihn aus einem Taxi und fügten ihm massive Verletzungen zu. Im Zusammenhang mit Schüssen im Großraum Stuttgart gibt es mittlerweile 34 Verhaftungen, außerdem mittlerweile insgesamt vier Anklagen.

Drei Männer wegen Bandenbetrugs verhaftet

Beim Wurf eines Sprengkörpers auf eine Trauergemeinde in Altbach sind im Juni 2023 fünf Menschen verletzt worden.
Beim Wurf eines Sprengkörpers auf eine Trauergemeinde in Altbach sind im Juni 2023 fünf Menschen verletzt worden.  © Christoph Schmidt/dpa

Des Weiteren hat die Staatsanwaltschaft gegen drei 19, 20 und 20 Jahre alte türkische Staatsangehörige und einen 18 Jahre alten deutsch-türkischen Staatsangehörigen unter anderem Anklage wegen Bandenbetrugs erhoben.

Ihnen wird vorgeworfen, ältere Menschen mit der Betrugsmasche "falsche Polizeibeamte" geprellt zu haben. Konkret sollen die vier Angeschuldigten am 25. Mai einer 84 Jahre alten Frau in Dornbirn (Österreich) knapp 30.000 Euro abgeknöpft haben.

Die Anklagebehörde ordnet den 18 Jahre alten und einen der beiden 20 Jahre alten Angeschuldigten der gewaltbereiten Gruppierung im Raum Esslingen zu.

Der 20-Jährige soll auch an der Verfolgung und dem Angriff auf den mutmaßlichen Werfer des Sprengkörpers in Altbach beteiligt gewesen sein. Er sitzt deswegen schon in Untersuchungshaft.

Titelfoto: Bernd Weißbrod/dpa

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