"Kann Gründe nicht verstehen": Deutscher Skisprungstar rechnet mit Vierschanzentournee ab
Oberstdorf - "Two Nights Tour". Das ist der erste bescheidene Versuch, die Vierschanzentournee für Frauen zu etablieren. Für einige Stars der Skisprungszene ist das aber inakzeptabel.
Schon seit vielen Jahren kämpfen Skispringerinnen dafür, die gleichen Chancen zu bekommen, wie ihre männlichen Kollegen. Dazu gehört beispielsweise auch eine eigene Vierschanzentournee, die jährlich zwischen dem alten und neuen Jahr veranstaltet wird.
Mit Andreas Wellinger (28) konnte am Freitag endlich wieder ein deutscher Athlet ein Ausrufezeichen setzen und mit dem Sieg auf der ersten Schanze in Oberstdorf die Hoffnung auf den ersten deutschen Vierschanzentourneesieg seit Sven Hannawald (49) befeuern.
Aber einen ersten deutschen Sieg einer Frau wird es nicht geben. Denn statt einer Vierschanzentournee wird für die Skispringerinnen "nur" eine Two-Nights-Tour veranstaltet. Katharina Schmid (27) und Co. springen am 30. Dezember in Garmisch-Partenkirchen und am Neujahrstag in Oberstdorf.
Allein, dass der prominente Name "Vierschanzentournee" von den Frauen nicht genutzt wird, hat womöglich Auswirkungen auf die Ticketverkäufe. Wie die Sportschau berichtete, lief der Vorverkauf bei den Frauen nur schleppend, während die vier Wettkämpfe der Männer schon lange ausverkauft waren.
Sven Hannawald und Katharina Schmid können es nicht mehr nachvollziehen
Wie der Sportbuzzer berichtete, sollte eigentlich die 70. Tournee eine gemeinsame von Männern und Frauen werden. Jetzt, bei der 72. Tournee, hat man stattdessen eine "Alibi-Tournee" geschaffen. So kommentiert es niemand Geringeres als Sven Hannawald.
Auch Skispringerin Schmid ist es leid. "Manchmal komme ich mir vor, wie ein kleines Kind, das die ganze Zeit jammert", sagte Schmid wütend. "Aber ich kann die Gründe nicht mehr verstehen."
Die Gründe, die von den Veranstaltern genannt werden, sind meist logistischer Natur. "Wir sind hier rund um die Tournee voll", erklärte der Präsident der Vierschanzentournee, Peter Kruijer, gegenüber der Süddeutschen Zeitung. Es gibt also zu wenig Übernachtungsmöglichkeiten.
Vor drei Jahren wurden aber auch sportliche Gründe genannt. Der FIS-Renndirektor für das Skispringen, Sandro Pertile (54), sagte damals gegenüber dem Deutschlandfunk, dass es einfach zu wenige Frauen auf dem höchsten Niveau gebe. "Wir können kein Top-Event für ein paar Athletinnen organisieren. Deshalb ist es unsere Aufgabe, das Frauen-Skispringen immer weiterzuentwickeln", so Pertile.
Ist eine "Two Nights Tour" daher vielleicht doch der richtige Anfang? Es gibt einen durchaus prominenten Unterstützer.
Skisprung-Legende Martin Schmitt (45) sagte gegenüber Eurosport: "Das, was man jetzt hat, ist besser als nichts. Es ist auf jeden Fall ein Schritt", wenngleich er bedauert, dass es keine richtige Frauen-Tournee gebe.
Sven Hannawald schlägt derweil vor, dass Frauen am Vormittag springen könnten und Männer überall ab 16.30 Uhr. Mit Innsbruck wird im kommenden Jahr der Tiroler Tageszeitung zufolge auch die letzte der vier Schanzen über Flutlicht verfügen, und ein spätes Springen der Männer wäre dann kein Problem mehr!
Titelfoto: Philipp Schmidli/KEYSTONE/dpa