Skisprung-Zoff vor weiterer Eskalation: Jetzt wollen die Stars diesen Trainer wegschnappen
Oslo (Norwegen) - Im norwegischen Skispringen tobt seit Wochen, ja fast Monaten eine Schlammschlacht, die von den Stars rund um Johann André Forfang (28) losgetreten wurden, indem sie in einem offenen Brief die Entlassung von Cheftrainer Alexander Stöckl (50) forderten.
Bislang blieb das weibliche Team des Landes davon unberührt, doch das könnte sich nun ändern. Denn die revoltierenden Springer haben in Eigenregie einen Nachfolger für den von ihnen nicht mehr geduldeten Stöckl auserkoren. Und das ist mit Christian Meyer (46) ausgerechnet der Boss der norwegischen Skispringerinnen.
Nach Information von "Dagbladet" haben die Athleten beim Verband bereits einen Vorstoß gewagt und ihren Wunsch nach einer Betreuung durch Meyer geäußert.
Das machte bei den Frauen schnell die Runde. Sie sind wenig begeistert davon und wollen ihren Trainer auf gar keinen Fall abgeben. Die Mannschaft rund um Vizeweltmeisterin Silje Opseth (24) hat mit Meyer sofort die Konversation gesucht. "Wir haben mit ihm darüber gesprochen. Ich denke, es ist ziemlich klar, dass Christian mit uns weitermacht", erklärte sie dem Portal.
Seit 2011 habe der Norweger ein solides Team aufgebaut und im kommenden Jahr steht mit der Heim-WM in Trondheim ein großes Highlight an, vor dem die Frauen ihren Chef auf keinen Fall verlieren wollen. "Er ist jemand, der den ganzen Menschen sieht. Ich denke, das brauchen wir im Frauenteam", so Opseth.
Alexander Stöckl möchte Norwegen nicht verlassen, Christian Meyer lieber bei den Frauen bleiben
Genau diese Qualität könnte der Grund sein, warum Forfang und Co. Meyer haben wollen. Denn in ihrem internen Brief an das norwegische Skisprung-Komitte hatten sie ihrem jetzigen Trainer Alexander Stöckl schwere Vorwürfe in Sachen Umgang mit den Athleten gemacht.
Schon seit Wochen ist Stöckl kaltgestellt, begleitet das Team nicht mehr im Weltcup-Zirkus. Es gab unschönen Zoff über die Medien, nachdem der Österreicher nach langer Zeit sein Schweigen gebrochen hatte und in einem Radio-Interview Auskunft zu seiner Situation gegeben hat. Das nahmen ihm die Springer übel.
Dass Stöckl freiwillig geht, ist ausgeschlossen, er besitzt einen gültigen Vertrag bis nach den Olympischen Winterspielen 2026. Der finanziell nicht auf Rosen gebettete Verband kann es sich im Grunde nicht leisten, ihn zu entlassen und dafür einen neuen Trainer von Weltformat zu verpflichten.
Das wissen auch die Athleten, werden mit ihrem Wunsch nach Meyer aber dennoch keinen Erfolg haben, da dieser nicht zu den Männern wechseln möchte, wie er seinen Sportlerinnen gesagt haben soll.
Das letzte Wort ist in diesem Streit noch lange nicht gesprochen. Zuletzt hatten sich die österreichischen Springer rund um Stefan Kraft (30) gemeldet, dass sie Stöckl gern nehmen würden. Doch der fühlt sich nach 13 Jahren in Norwegen heimisch, seine Tochter geht dort zur Schule. Die Familie möchte das Land nicht verlassen.
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