Vikersund (Norwegen) - Krise am Skisprung-Traditionsstandort Vikersund! Weil die Wettkämpfe in dieser Saison derart schlecht besucht waren, dass die Veranstalter rote Zahlen in sechsstelliger Höhe schrieben, droht der größten Flugschanze der Welt in Zukunft das Aus im Skisprung-Weltcup.
Auf dem sogenannten "Monsterbakken" in Vikersund wurden zwei Springen der Raw Air ausgetragen, einer Art norwegischem Äquivalent zur Vierschanzentournee.
Zu den Wettkämpfen kamen allerdings lediglich rund 6000 Besucher - nur etwa die Hälfte der angestrebten Zuschauer und viel zu wenige, um die gewaltigen Kosten zu tragen, die durch den Betrieb der Anlage anfallen.
Wie das norwegische Dagbladet berichtet, machten die Veranstalter Verluste in Höhe von rund 3,8 Millionen Kronen (etwa 320.000 Euro), obwohl man die Kosten bereits um vier bis fünf Millionen Kronen gesenkt hatte.
"So kann es nicht weitergehen", sagte Leif Arne Berget, Leiter des Organisationskomitees in Vikersund, der Zeitung. Man habe zwar genug Eigenkapital, um das Defizit in diesem Jahr zu kompensieren, auf Dauer sei es aber nicht tragbar, derartige Verluste einzufahren.
Für die kommende Saison ist Vikersund zwar noch als fester Bestandteil des Weltcupkalenders eingeplant, wie es darüber hinaus weitergeht, ist angesichts der Zahlen aber unklar.
Skispringen: Kann Vikersund sich den Weltcup-Betrieb nicht mehr leisten?
"Nächstes Jahr wird es auf jeden Fall Wettkämpfe geben. Wir werden alles dafür tun, dass das passiert", erklärte Berger. Es dürfe aber nicht passieren, dass man auch 2026 rote Zahlen schreibe: "Wir können nicht mehr ausgeben, als wir haben."
Hoffnung könnte den Veranstaltern der Umstand geben, dass die diesjährigen Springen vom Skandal um die Manipulation der norwegischen Anzüge überschattet wurden.
Erst rund eine Woche vor den Wettkämpfen in Vikersund wurde der Betrug bei der WM aufgedeckt, der norwegische A-Kader nur zwei Tage vor dem ersten Skifliegen suspendiert worden.
Entsprechend getrübt war die öffentliche Stimmung in Norwegen dem Skispringen gegenüber, zudem in Vikersund nur norwegische Nachwuchsspringer ohne Aussicht auf vordere Platzierungen am Start.
Sollte der Fall bis zum nächsten Winter also abgeschlossen sein, dürfte das das Zuschauerinteresse in Vikersund wieder ankurbeln - und so hoffentlich dafür sorgen, dass auf der größten Schanze der Welt auch nach 2026 noch Weltcupspringen ausgetragen werden.