DSV "sprachlos" über Skisprung-Betrugsskandal: Wellinger trauert WM-Gold hinterher
Trondheim (Norwegen) - Der Manipulationsskandal um Norwegen bei der Skisprung-WM hallt nach! Auch der deutsche Top-Springer Andreas Wellinger (29) hadert mit den Ereignissen - kostete ihn der norwegische Betrug einen WM-Titel?

Eigentlich zog der DSV-Adler in einem an seine Fans gerichteten Instagram-Video ein positives WM-Fazit.
Es sei "echt viel aufgegangen", erzählte Wellinger, er habe auf der Normalschanze einen geilen Wettkampf gezeigt und eine Medaille gewonnen, mit der so nicht zu rechnen gewesen sei. Auch auf der Großschanze habe er in einzelnen Sprüngen sehr gut performt.
Dann jedoch bekam seine Euphorie über eine aus persönlicher Sicht erfolgreiche WM einen herben Dämpfer: Am Samstag wurde ein Video publik, das zeigt, wie die Anzüge der Norweger nach abgeschlossenen Kontrollen heimlich bearbeitet wurden. Norwegens Sportdirektor Jan Erik Aalbu (61) räumte den Betrug zumindest an zwei Anzügen schließlich am Sonntag ein.Für den Deutschen hat das einen "sehr, sehr faden Beigeschmack" - nicht nur, weil die Betrugsmasche für die gesamte Sportart überhaupt nicht gut sei, sondern auch für ihn persönlich.
Denn Wellinger holte sein WM-Silber von der Normalschanze ausgerechnet hinter dem Norweger Marius Lindvik (26), der nach dem Großschanzen-Wettbewerb wegen der Anzug-Manipulation disqualifiziert wurde. Auch im Teamwettbewerb platzierte sich Norwegen auf dem Podest, das DSV-Quartett landete auf Platz vier.
Entsprechend werfen die Manipulationen viele Fragen bei Wellinger auf: "Was wäre denn bei den anderen Wettkämpfen gewesen, bei denen ich sehr nah dran war, bei denen wir als Team sehr nah dran waren?", grübelte der Zweifach-Olympiasieger.
Skispringen: DSV ist fassungslos über Norwegens Betrug

Auch für den DSV stellen sich nach wie vor zahlreiche ungeklärte Fragen.
"Das macht einen schon sprachlos, wenn man sich vor Augen führt, wie hier offensichtlich ohne jegliche Skrupel manipuliert wurde", sagte Vorstandsmitglied Stefan Schwarzbach gegenüber der Deutschen Presse-Agentur.
"Fakt ist, dass die Vorwürfe und Verdachtsmomente, die im Raum stehen, deutlich weiterreichen als das, was von norwegischer Seite nun eingeräumt wurde", schlug Schwarzbach in eine ähnliche Kerbe wie Wellinger.
Denn seit wann betreibt Norwegen die Betrugsmasche? Auch bei den Skisprung-Frauen sowie in der Nordischen Kombination besteht jetzt der Verdacht, dass an den Anzügen herumgedoktert wurde.
Für einzelne Wettkämpfe kann die Anzug-Manipulation nachträglich nicht mehr wirklich nachvollzogen werden. Dennoch fordert der DSV eine lückenlose Aufklärung der Ereignisse mit den nötigen Konsequenzen.
Titelfoto: Hendrik Schmidt/dpa