Skandal erschüttert Skispringen: Norwegen gibt Betrug zu!

Trondheim (Norwegen) - Ein handfester Betrugs-Skandal erschüttert die Skisprung-Welt. Nach der Disqualifikation von drei Norwegern bei der Nordischen Ski-WM in Trondheim hat der Sportchef des Teams die Schummelei nun zugegeben.

Marius Lindvik (26) musste seine Silbermedaille wieder abgeben. Er und zwei weitere Norweger wurden am Samstag disqualifiziert.
Marius Lindvik (26) musste seine Silbermedaille wieder abgeben. Er und zwei weitere Norweger wurden am Samstag disqualifiziert.  © Hendrik Schmidt/dpa

"Wir haben betrogen und damit alle Skisprungfans enttäuscht, auch uns selbst. Ich möchte mich bei den anderen Teams, den Springern, den Sponsoren und den Fans entschuldigen. Wir werden der Sache auf den Grund gehen", erklärte Jan Erik Aalbu (61) am Sonntag auf einer Pressekonferenz.

Zuvor waren am Samstag Marius Lindvik (26) sowie seine Teamkollegen Johan Forfang (29) und Kristoffer Eriksen Sundal (24) kurz nach dem Einzel-Wettbewerb auf der Großschanze von der FIS ausgeschlossen worden.

Ersterer hatte sich in seiner Heimat eigentlich die Silber-Medaille gesichert, verlor das Edelmetall aber wieder. Wenige Tage vorher war er auf der Normalschanze noch zu Gold gesprungen.

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Als Grund gab der Weltverband eine "Manipulation des Anzugs" an. Ein heimlich gefilmtes Video aus dem Teamhotel soll die Norweger beim Umnähen ihrer Anzüge nach dem offiziellen Chippen zeigen, was allerdings verboten ist. Mehrere Konkurrenten reichten anschließend eine Beschwerde ein.

Laut Aalbu sei allerdings nur bei den zwei Anzügen von Lindvik und Forfang gemogelt worden. Er selbst will von den Praktiken bis jetzt nichts gewusst haben.

Sven Hannawald: "Das ist natürlich eine absolute Tragödie, eine absolute Farce"

Sven Hannawald (50) hat den Skandal bei der Ski-WM schon kommen sehen.
Sven Hannawald (50) hat den Skandal bei der Ski-WM schon kommen sehen.  © Angelika Warmuth/dpa

Auch das deutsche Team hatte nach der Disqualifikation eine Aufklärung gefordert: "Es sollte unbedingt eine unabhängige Untersuchungskommission geben. Das war auf einem anderen Niveau als zuvor. Deshalb müssen wir der Sache auf den Grund gehen", erklärte DSV-Sprecher Ralph Eder gegenüber dem NRK.

Die deutsche Skisprung-Legende Sven Hannawald (50) befürchtete bereits vor dem Geständnis einen riesigen Imageschaden: "Wenn es eine dunklere Farbe als Schwarz geben würde, würde ich die nehmen. Das ist natürlich eine absolute Tragödie, eine absolute Farce", erklärte der Vierschanzentournee-Sieger von 2002 in der ARD auf die Frage, ob es ein schwarzer Tag für das Skispringen gewesen sei.

"Auf der anderen Seite sind in dem Moment natürlich die Themen zum Tragen gekommen, die man schon die ganze Zeit sieht", führte der 50-Jährige weiter aus.

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"Wenn man sieht, wie die Saison für uns Deutsche losgegangen ist, dann kann es nicht sein, dass wir am Anfang von der besten Saison überhaupt sprechen und zwei Monate später wird es dann wahrscheinlich die schlechteste. Das geht nicht", wetterte Hannawald.

Er sei deshalb sofort misstrauisch gewesen - und wünscht sich nun eine Regeländerung: "Vielleicht muss die Überwachung der Anzüge so schnell wie möglich auf eine Maschine übergeben werden. So wie es einen Scanner gibt, gibt es vielleicht die Möglichkeit, das von einem Computerprogramm kontrollieren zu lassen."

Erstmeldung von 12.08 Uhr, zuletzt aktualisiert 16.28 Uhr.

Titelfoto: Hendrik Schmidt/dpa

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