Ski-Stars leisten Widerstand: 40 Ausnahme-Genehmigungen machen neue Regel zur Farce
Oberhofen am Thunersee (Schweiz) - Wenn am ersten Dezember-Wochenende die Speed-Wettkämpfe im Ski Alpin starten, gibt es offiziell erstmals eine Airbag-Pflicht für die Skirennfahrer. Doch es trudelt eine Ausnahmegenehmigung nach der anderen ein - die neue Regel wird zur Farce.
Gegen den Willen vieler Athleten führte der Internationale Skiverband FIS zu dieser Saison eine Airbag-Pflicht in den Speed-Disziplinen Abfahrt und Super-G ein. "Für die FIS kommt die Sicherheit der Athleten an erster Stelle. Sie ist nicht verhandelbar", erklärte Generalsekretär Michel Vion (65) vor einigen Wochen in einer Mitteilung.
Dabei aber legte sich die FIS mit einem Schlupfloch selbst ein Ei: Die Sportler können bei ihrem nationalen Skiverband einfach eine Ausnahmegenehmigung beantragen.
Wie der Schweizer Blick berichtete, seien bisher bereits satte 40 dieser Anträge eingegangen! Allein 16 der Anträge kommen demzufolge aus Österreich, sieben aus der Schweiz.
Die neue Regel, die theoretisch für mehr Sicherheit sorgen soll, wird komplett zur Farce!
"Mit der Möglichkeit von Ausnahmen hat sich die FIS lächerlich gemacht. Denn so ist es kein Obligatorium. Wer nicht will, trägt wie im letzten Winter auch diesmal keinen Airbag", teilte ein Insider dem Blick mit.
Airbag-Pflicht im Ski Alpin: Sportler haben Angst vor Verletzungen
Mögliche Gründe für den Verzicht auf den zusätzlichen Schutz sind vielfältig.
So haben viele Athleten wohl Angst vor Fehlauslösungen oder sind gegen eine Pflicht, weil sie nicht davon überzeugt sind, durch den Airbag besser geschützt zu sein. Andere finden schlicht kein passendes Modell oder sehen das Kosten-Nutzen-Verhältnis nicht gegeben.
Die zweimalige Olympiasiegerin Michelle Gisin (30) fürchtet gar, dass sie sich durch den Airbag eher schwer verletzen könnte, da bei einem gängigen Hersteller die Auslöse-Patrone genau auf der Wirbelsäule sitzt.
Drei prominente Gegner sind der Österreicher Vincent Kriechmayr (33), Dominik Paris (35) aus Italien und die Schweizerin Lara Gut-Behrami (33), sie zählen Blick zufolge wohl zu den Personen, die eine Ausnahmegenehmigung beantragt haben.
Ob aus Deutschland ebenfalls jemand auf den Airbag verzichten wird, zeigt sich dann bei den Rennen im US-amerikanischen Beaver Creek.
Titelfoto: KERSTIN JOENSSON / AFP