Rennchef schlägt Alarm: "Eltern werden Kindern den Skisport verbieten!"
Wengen (Schweiz) - Es war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte: Der schwere Sturz von Aleksander Aamodt Kilde (31) zieht immer noch große Kreise im Ski-Alpin-Weltcup. Ein Ausrüster schlägt nun Alarm: Das Verletzungsfestival könnte schwere Konsequenzen für den Nachwuchs haben!
Als Rennchef von Atomic ist Christian Höflehner für die Ausstattung von Superstars wie Kilde oder dem Ende Dezember gestürzten Marco Schwarz (28) mit Skiern und Schuhen verantwortlich.
Kein Wunder, dass ihm das Saison-Aus von zwei seiner Aushängeschilder nah geht - und er seinen Frust an den Rennorganisatoren auslässt!
"Was die FIS mit ihrem Rennprogramm den Athleten zumutet, ist ungesund", schimpfte Höflehner bei Blick.
"Wenn man auf einer derart selektiven Piste wie in Wengen in drei Tagen drei Speed-Rennen ansetzt, muss man sich nicht wundern, wenn es derart viele schwere Verletzungen gibt."
Denn auch für Marco Kohler (26) und Alexis Pinturault (32) bedeuteten dramatische Stürze in den Tagen von Wengen das vorzeitige Saisonende.
Vor allem macht sich Höflehner aber Sorgen um den Nachwuchs im Ski Alpin: "Wenn die Eltern bei den TV-Übertragungen von Skirennen immer mehr heftige Stürze sehen, werden sie ihren Kindern irgendwann den Gang in die Ski-Klubs und zu den Skirennen verbieten!"
FIS-Renndirektor kündigt an: Keine Rennen mehr nachholen
Um Stürze zu verhindern, könne es aber keine Lösung sein, an die Eigenverantwortung der Athleten zu appellieren, schließlich könnte ein freiwilliger Rennverzicht deren Chancen auf den Gesamt- oder Disziplinweltcups mindern.
Stattdessen müsse der Rennkalender entschlackt werden.
Immerhin: Ein erster Schritt in die richtige Richtung ist gemacht.
FIS-Renndirektor Markus Waldner kündigte nach den heftigen Diskussionen um die zu hohe Belastung der Sportler am Sonntag im ZDF an, dass in Zukunft keine Rennen mehr nachgeholt würden, solange er Renndirektor sei.
"Das haben wir gestern gesehen, das ist zu viel. Das wollen wir nicht, wir wollen nicht so ein Skifahren sehen wie gestern", sagte der Südtiroler.
Bei der Abfahrt am Samstag war nicht nur Kilde gestürzt, auch elf andere Athleten kamen gar nicht erst ins Ziel.
Zahlreiche weitere Sportler, wie etwa der deutsche Romed Baumann (38), waren sichtlich angeschlagen, konnten nicht mit voller Kraft fahren und mussten hoffen, heil im Ziel anzukommen - Baumann kommentierte anschließend: "Es war die Hölle."
Titelfoto: Bildmontage: Alessandro Trovati/AP/dpa (2)