"Das ist nicht normal": Sturz-Dramen lösen Diskussionen im Skisport aus!

Wengen (Schweiz) - Die diesjährige Ski-Alpin-Saison ist geprägt von zahlreichen Absagen und schweren Verletzungen. Auch im schweizerischen Wengen sieht es an diesem Wochenende nicht anders aus - das regt nun große Diskussionen über den vollgestopften Weltcup-Kalender an.

Der heftige Crash von Aleksander Aamodt Kilde (31) bringt für viele Alpinisten das Fass zum Überlaufen.
Der heftige Crash von Aleksander Aamodt Kilde (31) bringt für viele Alpinisten das Fass zum Überlaufen.  © Peter Schneider/KEYSTONE/dpa

Drei Rennen in Wengen, drei schwere Stürze: In der verkürzten Abfahrt am Donnerstag kam der Schweizer Marco Kohler (26) zu Fall und zerstörte sich dabei das Knie.

Am Freitag im Super-G traf es den Franzosen Alexis Pinturault (32), der sich das Kreuzband riss - für beide Sportler ist die Saison vorzeitig beendet.

Am Samstag dann war es schließlich Aleksander Aamodt Kilde (31), der in der Abfahrt mit Vollspeed in den Fangnetzen landete und dabei offenbar noch Glück im Unglück hatte: Dem ersten Verdacht eines offenen Unterschenkelbruchs widersprach das norwegische Alpin-Team auf Instagram.

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Kilde habe keine Brüche erlitten, sondern "nur" eine ausgekugelte Schulter, einen Schnitt in der Wade und Prellungen.

Dennoch versetzte besonders der Sturz des Norwegers der Szene einen Schock, schließlich verließen den 31-Jährige kurz vor dem Ziel einfach seine Kräfte - nach drei Speedrennen in drei Tagen auf der anspruchsvollen Piste kein Wunder.

"Drei Tage in Folge sind auf der längsten Strecke im Weltcup zu viel", betonte etwa Super-G-Sieger Cyprien Sarrazin (29) nach Kildes Verletzung im ORF. "Das ist nicht normal. Aleksander ist der stärkste Rennfahrer der Welt und er ist vor dem Ziel gestürzt."

Tenor nach Aleksander Aamodt Kildes Sturz: zu viele Rennen am Stück!

Marco Odermatt (26) führt den Gesamtweltcup mit einem Vorsprung von fast 600 Punkten an - auch, weil sich die Konkurrenz teils schwer verletzte.
Marco Odermatt (26) führt den Gesamtweltcup mit einem Vorsprung von fast 600 Punkten an - auch, weil sich die Konkurrenz teils schwer verletzte.  © Gabriele Facciotti/AP/dpa

Drei Speedrennen hintereinander waren es nur, weil Wengen für eine der abgesagten Abfahrten in Beaver Creek einsprang.

"Natürlich müssen die Rennen nachgeholt werden und wir sind froh, dass diese nachgeholt werden", sagte der Abfahrts-Dritte Dominik Paris (34). "Aber muss es sein, dass man so viele Rennen an einem Wochenende bestreitet?"

Er sei generell kein Fan von Doppelabfahrten - doch schon am kommenden Wochenende steht in Kitzbühel die nächste an.

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Auch Gesamtweltcup-Sieger Marco Odermatt (26) empfindet das als problematisch: "Das ist keine Kritik, hoffentlich aber eine Lehre für alle, für jeden Austragungsort, für jeden Verband, für die FIS, dass nicht immer mehr besser ist."

Es seien einfach generell zu viele Rennen im Weltcup-Kalender angesetzt.

Das sieht auch Claus Ryste (49), norwegischer Sportdirektor, so: "Das Gefühl, das ich heute habe, ist offensichtlich, dass es zu viel ist. Auch weil es heute nicht nur Aleks ist. Vielleicht sind wir über das Limit hinausgegangen. Wir wollen diese Verletzungen nicht, also müssen wir alles tun, um sie zu vermeiden."

Im Ski Alpin fehlen zahlreiche große Namen derzeit verletzt

Ob sich die Organisatoren des Weltcup-Zirkus die Worte der Athleten und Funktionäre zu Herzen nehmen? Schließlich sorgen die zahlreichen Verletzungen neben schlimmen TV-Bildern auch für das Fehlen großer Namen, was die Rennen potenziell weniger attraktiv macht.

Neben den Topstars Kilde und Pinturault traf in dieser Saison bereits Marco Schwarz (28), zu diesem Zeitpunkt Gesamtweltcup-Führender, die amtierende Parallel-Weltmeisterin Maria Therese Tviberg (29) sowie zahlreiche weitere Weltcup-Sieger und Medaillen-Gewinner.

Andererseits geht der Trend in den meisten Sportarten zu immer mehr, mehr, mehr Wettkämpfen - kaum vorstellbar, dass der Skisport eine Trendwende in die andere Richtung einleitet.

Titelfoto: Bildmontage: Peter Schneider/KEYSTONE/dpa, Gabriele Facciotti/AP/dpa

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