Sölden (Österreich) - Große Emotionen gehören zum Sport dazu, sowohl während des Wettkampfes als auch in den anschließenden Interviews - sollte man meinen. Für Österreichs Ski-Stars gilt das nämlich nicht: Wer vor der Kamera in Tränen ausbricht, muss blechen!
Am vergangenen Samstag wurde Lara Gut-Behrami (33) vor laufender Kamera von ihren Gefühlen übermannt: Unter Tränen verkündete die Schweizerin kurz vor dem Saisonstart der Skirennfahrerinnen, dass sie nicht beim Riesenslalom an den Start gehen würde, sie fühle sich nicht zu 100 Prozent bereit.
Für diese Entscheidung erhielt die 33-Jährige viel Zuspruch und Mitgefühl innerhalb der alpinen Ski-Szene - würde sie allerdings zum Speed-Team der Österreicher gehören, hätte sie dieser Ausbruch außerdem 50 Euro gekostet!
Das verriet Sepp Brunner, Speed-Chef des Österreichischen Ski-Verbands (ÖSV), dem Schweizer Blick.
"Die Athleten haben vor ein paar Jahren teamintern einen Strafenkatalog erstellt, der auch das Tränen-Vergießen vor der Kamera beinhaltet", sagte der Abfahrtstrainer. Wer heult, wird also zur Kasse gebeten!
Immerhin eine Ausnahme gibt es: "Wenn einer von uns in einem Interview, ohne, dass jemand gestorben ist, zu weinen beginnt, wird das genauso mit einer Geldstrafe von 50 Euro bestraft wie wenn er zu spät zum Training oder zur Teamsitzung erscheint."
Ski Alpin: Heul-Verbot von Österreichs Speed-Spezialisten selbst festgelegt
Keine Hammer-Strafe also für Vincent Kriechmayr (33) und Co. - und doch eine absurde Maßnahme, kann man seine Emotionen doch nicht immer vollständig kontrollieren.
Wenigstens haben Brunners Schützlinge den Tabu-Punkt Weinen vor der Kamera ihrem Trainer zufolge selbst festgelegt und nicht aufgezwungen bekommen.
Zum Glück für Österreichs restliche Athleten gilt das Verbot aber nicht pauschal für alle Skifahrer: Wie der ÖSV gegenüber Krone klarstellte, gebe es keinen generellen Strafenkatalog, jede Trainingsgruppe würde ihre eigenen Regeln festlegen.