Erstes Eisbären-Spiel nach Tod von Tobias Eder (†26): Nach dem ersten Tor weint der Schütze hemmungslos
Berlin - Als dem an Krebs verstorbenen Tobias Eder (†26) im ersten Heimspiel nach seinem Tod am Sonntag vor dem ersten Bully gedacht wurde, flossen in der Berliner Uber Arena Tränen ohne Ende. Keine 36 Sekunden war die Begegnung der Eisbären gegen die Nürnberg Ice Tigers als, da tönte das Lieblingslied des ehemaligen Eishockey-Nationalspielers aus den Lautsprechern.
"Viva La Vida" von Coldplay ertönte kurz nachdem Ty Ronning (27) sein Team mit 1:0 in Führung gebracht hatte. Der Kanadier jubelte anschließend nicht, sondern schaute nach oben gen Hallendach und begann zu weinen.
Anschließend setzte er sich auf die Bank, nahm seinen Helm ab und goss reichlich Wasser aus einer Trinkflasche über seinen Kopf, um mit seinen Emotionen klarzukommen.
Seit 19 Uhr hatten sich extrem bewegende Momente in der Uber Arena zugetragen. Die 14.000 Zuschauer im ausverkauften Rund waren zunächst komplett still. Dann trat Sprecher Uwe Schumann, der schon seit 1991 dabei ist, ans Mikrofon.
"Es ist irgendwie ein Spagat zwischen persönlicher Anteilnahme, zwischen den ganzen Fragen der eigenen Befindlichkeiten und dem Versuch, irgendwie weiterzuleben", sagte er.
Die gesamte Eisbären-Geschäftsstelle hatte sich auf der Berliner Bank versammelt, wenig später kamen die Spieler aus der Kabine und stellten sich an der blauen Linie auf.
Um 19.12 Uhr wird es in der Uber Arena still, als die Schweigeminute für Tobias Eder läuft
Wenig später betrat auch der Gegner, die Nürnberg Ice Tigers, das Eis und stellte sich ebenfalls an der gegenüberliegenden blauen Linie auf.
Um 19.12 Uhr wurde es komplett ruhig in der Arena, als die Schweigeminute für den viel zu früh Verstorbenen abgehalten wurde. Spieler, Verantwortliche und Fans kämpften mit den Tränen.
Kurze Zeit später lief auf dem Videowürfel ein Erinnerungsvideo, das zahlreiche Szenen aus der Karriere von Tobias Eder zeigte. Anschließend schallten "Tobi Eder"-Sprechchöre durch die Arena und es lief zum ersten Mal Eders Lieblingslied "Viva La Vida".
Zuvor hatte Schumann erklärt, dass nach einem Tor der Eisbären nicht die gewöhnliche Torhymne laufen würde, sondern eben dieser Song. In der 22. Minute wurde die Partie dann noch einmal für eine Choreografie in der Hartmut-Nickel-Kurve unterbrochen. Sie zeigte neben dem Namen Tobias Eder seine Rückennummer 22. Alles war in Schwarz gehalten. Anschließend wurde ein rotes Herz hochgehalten, die Zuschauer in der Arena klatschten.
Auch Moderator Holger Speckhahn und Kommentator Max Giesen von Magenta Sport waren vor der Partie sichtlich ergriffen. "Am 4. Dezember stand Tobi hier bei mir zum Interview, da gab es noch ganz viel Hoffnung, ganz viel Zukunft"; sagte Speckhahn mit gedrückter Stimme.
Anschließend spielte die Eisbären für ihren Tobi, und spendeten sich alle gegenseitig in dieser schweren Zeit Kraft. Am Ende siegten die Berliner dank des 2:1-Treffers durch Kai Wissmann. Auch er kämpfte mit seinen Emotionen.
Erstmeldung um 20.15 Uhr, aktualisiert um 22.03 Uhr.
Titelfoto: Bildmontage: Andreas Gora/dpa, IMAGO / Nordphoto