Eislöwen-Stürmer Andres zeigt, wo sein Herz schlägt: "Es ist ein Lifestyle"
Ústí nad Labem (Tschechien) - In einem kleinen Cafe am, wie er sagt, "Großen Garten von Ústí" sitzt Tomas Andres (28) entspannt. Kurze Hose, T-Shirt. Er genießt den Sommer. Seine Frau Maria (28) hat den Laptop am Nachbartisch aufgebaut und arbeitet für einen österreichischen Getränkehersteller, während der Eislöwen-Stürmer mit TAG24-Redakteur Enrico Lucke über seine Stadt und sein Leben plaudert.
Und gleich zu Beginn meint der 28-Jährige mit einem verschmitzten Lächeln: "Wir sagen: Ústí ist keine Stadt, es ist ein Lifestyle."
Ja, seine Heimstadt putzt sich raus. Die Uni und die vielen Studenten verwandeln die ehemalige Industriestadt. Kein Wunder, dass Familie Andres hier wieder mehr heimisch wird.
Zurzeit lebt Tomas mit seiner Frau in Dresden. "Am Wochenende sind wir aber oft bei meiner Mutter, die hier ein Cafe betreibt, und bei meiner Oma", verrät er. "Wir sind aber gerade dabei, ein Haus zu kaufen." In wenigen Tagen soll alles unter Dach und Fach sein. "Aber einziehen werden wir wohl erst in einem Jahr", so Andres.
Das Paar hat sich nicht für einen modernen Neubau am Stadtrand entschieden, ein älteres, kleines Reihenhäuschen mitten in der Stadt eroberte ihr Herz. "Maria liebt hohe Decken und Parkett", verrät der Stürmer. "Einen kleinen Garten gibt es auch." Perfekt zum Grillen und für Kinder.
Immerhin werden die beiden in wenigen Wochen erstmals Eltern. Und da Ústí mit seinen gerade mal gut 90.000 Einwohnern ein überschaubares Städtchen ist, hätte es der Junior später vom Elternhaus auch nicht so weit bis zur Eishalle.
Tomas Andres hat mit den Dresdner Eislöwen "ein großes Ziel"
In der Zlatopramen Arena erlernte der punktbeste Eislöwe der abgelaufenen Saison das Einmaleins des Eishockeys. Einen Steinwurf entfernt steht noch heute seine Schule. "Es war eine Sportschule", berichtet Andres. "Hier habe ich Maria auch kennengelernt."
In die Eishalle schaut er immer noch voller Erinnerungen: "Die Treppen zu den Zuschauer-Plätzen sind wir immer hoch- und runtergerannt, wenn schlechtes Wetter war. Schien die Sonne, ging's den Berg vor der Arena rauf."
Heute lacht er darüber, früher war's nicht seine Lieblingsbeschäftigung. "Und bei jeder Trainingseinheit saßen meine Eltern in der Halle", erinnert sich Andres. "Zehn Jahre ist es her, dass ich zuletzt hier gespielt habe. Von Slavia Prag wurde ich damals ausgeliehen, um Spielpraxis für die Play-offs zu bekommen."
Mit David Pastrnak (28) stürmte er zu der Zeit in der U20 seines Landes, aber im Gegensatz zum frischgebackenen Weltmeister und NHL-Star der Boston Bruins bekam er bei den Profis von Slavia später keine Chance.
Er versuchte sein Glück in Finnland, Frankreich und fand es jetzt in Dresden. "Die Stadt ist schön, das Umfeld bei den Eislöwen ist super. Wir haben für die kommende Saison eine gute Mannschaft und ein großes Ziel."
Und damit er dafür auch fit ist, trainiert er hart in Dresden und schnappte sich nach dem TAG24-Besuch den Tennisschläger und spielte eine Partie mit seinem Schwiegervater. "Im Sommer nutze ich dies zum Training - wenn ich am Wochenende hier bin."
Titelfoto: Lutz Hentschel