"Katastrophe": Biathlon-Stars erheben heftige Vorwürfe
Oslo (Norwegen) - Im vergangenen Herbst erschütterte die Schließung des Schießstands am berühmten Holmenkollen in Oslo die Biathlon-Welt, es hatte eklatante Sicherheitsverstöße gegeben. Von Januar bis April war die Anlage unter Ausnahmegenehmigungen wieder geöffnet - doch jetzt stehen die weltbesten Biathleten erneut vor verschlossenen Türen!
"Das ist eine ziemliche Katastrophe", schimpfte etwa Vetle Sjåstad Christiansen (32), im vergangenen Winter Fünfter der Gesamtwertung, beim norwegischen NRK.
Denn anstatt auf der Wettkampfanlage trainieren zu können, müssen die Biathlon-Stars jetzt in die Schießhalle der norwegischen Sporthochschule ausweichen - Drinnen- statt Draußentraining also für die Outdoorsportler.
Ein Unding, findet auch Tarjei Bø (35), der nicht verstehen kann, wieso die Stadt Oslo nichts dagegen tut: "Ich muss einfach sagen, dass es absolut erbärmlich ist, dass die Stadtverwaltung von Oslo nicht den Finger hebt, ganz einfach", sagte der Gesamtweltcup-Zweite.
Ingrid Landmark Tandrevold (27), die den größten Teil des letzten Winters im Gelben Trikot unterwegs war, ist besonders betroffen von der erneuten Anlagen-Schließung.
"Das betrifft mich sehr, ganz offen. Dort trainiere ich fast jeden Tag. Jetzt können wir dort nicht mehr schießen. Das ist wirklich eine Schande", so die 27-Jährige.
Biathlon-Elite macht sich Sorgen um den Nachwuchs
Doch nicht nur um sich selbst machen sich die Athleten Gedanken, sie fürchten auch die Konsequenzen für den Nachwuchs.
"In Zukunft wird es einfach eine sportliche Katastrophe sein", betonte Christiansen. Denn während die Elite-Sportler eine Ausweichmöglichkeit haben, gibt es diese für Nachwuchs- und Breitensportler kaum.
"Ich habe von vielen Biathleten gehört, die in Oslo aufgehört haben, weil sie anfangen, andere Dinge zu tun, wenn sie nicht schießen können", ergänzte Bø - und schnelle Abhilfe ist nicht in Sicht.
Nachdem die Anlage von der Polizei geschlossen worden war, weil bei einer Kontrolle unter anderem ein herrenloses Gewehr gefunden wurde und Menschen hinter dem Schießstand hergelaufen waren, braucht es nämlich noch Nachbesserungen an der Anlage sowie Genehmigungen von verschiedenen Stellen, auf die der Betreiber nach wie vor wartet.
Bis der Holmenkollen wiedereröffnet wird, können so im schlimmsten Fall noch einige Monate vergehen: Derzeit wird eine Mauer als Schutzmaßnahme gebaut, für die rund acht bis zehn Wochen Bauzeit angesetzt ist.
Titelfoto: Terje Bendiksby / NTB / AFP