"Mega unprofessionell": Darüber wütet Biathlon-Weltmeister Lesser vor Saisonstart
Kontiolahti (Finnland) - An diesem Wochenende beginnt die neue Biathlon-Saison, und damit wird die Einführung der neuen Startgruppen-Regelung Realität. Viele Athleten hatten sich über diese beschwert - jetzt stimmt auch der ehemalige Weltmeister Erik Lesser (36) mit ein.
Lesser, der nach den Olympischen Spielen 2022 zurückgetreten war, sieht besonders die Notwendigkeit für die Änderung der Regel nicht gegeben, nach der die Spitzenathleten ihre Startgruppe nicht mehr selbst wählen dürfen, sondern automatisch in die dritte gesteckt werden.
Zuvor hatten sie sich meist aufgrund besserer Bedingungen für die erste Gruppe entschieden, jetzt starten die Top 15 des Gesamtweltcups automatisch zwischen Platz 46 und 75. Damit erhofft sich die IBU längere Spannung im Wettbewerb und für die TV-Zuschauer.
"Das Produkt Biathlon funktioniert ja im Fernsehen in Ordnung. In der Redaktion vom RBB und der ARD höre ich jetzt nicht, dass das Produkt unattraktiv ist", sagte der TV-Experte der ARD bei t-online.
Ganz im Gegenteil fürchte er eher, dass die Zuschauer dann erst später einschalten, wenn bereits von vornherein klar ist, dass am Anfang keine Top-Läufer starten.
Und auch aus Sportler-Sicht betrachtet der 36-Jährige die Änderung kritisch: "Ich würde es als Bestrafung empfinden", sagte Lesser.
Neue Startgruppen-Regel beim Biathlon beeinflusst das Warm-up der Topstars
Das liegt nicht nur an der fehlenden Wahlfreiheit, sondern auch daran, dass in den späteren Startgruppen die Möglichkeiten für das Aufwärmen teils stark eingeschränkt sind. Die ersten Starter können noch die gut präparierte Strecke für die Erwärmung nutzen, später gibt es dann entweder nur noch eine kleine Warm-up-Runde oder die Sportler müssen gar aufs Joggen oder Radfahren ausweichen.
"Es ist mega unprofessionell. Das habe ich als Athlet schon immer nicht gemocht, wenn ich in der dritten und vierten Startgruppe war und mich auf so einer Pseudo-Warm-up-Runde warmlaufen musste", schimpfte Lesser.
"Das bedeutet dann in manchen Fällen und manchen Wetterlagen für die Topathleten eine Unprofessionalität. Sie müssen sich dann zu Fuß warm machen." Für ihn sei das immer ein Grund gewesen, Startgruppe eins oder zwei zu wählen.
Auch die Art und Weise, wie die Regeländerung vonstattengegangen ist, stört den zweimaligen Weltmeister: "Das finde ich immer schade, wenn ein Weltverband gegen die Athleten etwas durchdrücken will."
Denn die Sportler fühlten sich im gesamten Prozess absolut nicht gehört, nach der Bekanntmachung der neuen Regelung gab es einen Aufschrei unter den Biathleten - der bisher aber einfach verpuffte.
Titelfoto: Sven Hoppe/dpa