"Könnte mich schon wieder aufregen": Deshalb redet sich deutsche Biathlon-Ikone in Rage

Lenzerheide (Schweiz) - Hass im Netz nimmt immer mehr zu - auch im Sport. So berichtete die norwegische Biathletin Ingrid Landmark Tandrevold (28) nach ihrem verkorksten Staffelrennen von schlimmen Nachrichten, die sie erreichten - für die deutschen Weltmeister Arnd Peiffer (37) und Erik Lesser (36) ein absolutes Unding.

Ingrid Landmark Tandrevold (28) erlebte im ersten WM-Rennen ein Desaster am Schießstand und wurde danach übel beleidigt.  © Alessandro Trovati/AP/dpa

"Das ist was, das mich irgendwie betroffen macht, dass es solche Menschen gibt", sagte Peiffer im Podcast Das Biathlon-Doppelzimmer.

Tandrevold hatte zum Auftakt der WM in der Mixed-Staffel in beiden Schießeinlagen eine Strafrunde geschossen. Trotz einer unglaublichen Aufholjagd von Johannes Thingnes Bø (31) reichte es nicht mehr für das Podest.

Das nahmen Social-Media-Nutzer zum Anlass, der auf TV-Bildern ohnehin schon aufgelösten Tandrevold hasserfüllte Nachrichten zu schreiben, eine davon teilte sie in ihrer Instagram-Story.

Biathlon Olympiasieger behauptet: Biathlon-Stars treten zurück, weil sie gedopt sind und bald auffliegen

Dort war "Ich wünsche dir alles Böse in der Welt, du hässliche, dreckige H***" zu lesen, gefolgt von der Hoffnung, Tandrevold möge doch den Rest ihres Lebens leiden für das, was sie heute getan habe.

"Ingrid tat mir wirklich leid, sie hat diese Saison wirklich schon genug mitgemacht", sagte Peiffer, eine Anspielung auf die Herzprobleme der 28-Jährigen samt Operation, und verurteilte den Hass im Netz dann scharf.

Anzeige
Arnd Peiffer (37, l.) und Erik Lesser (36) teilten sich beinahe ihre gesamte Biathlon-Karriere über ein Zimmer und gründeten dort den Podcast "Das Biathlon-Doppelzimmer".  © Sven Hoppe/dpa

Biathlon: Arnd Peiffer beklagt Umgangston auf Social Media

Inzwischen sind beide Ex-Biathleten als Experten für die ARD tätig.  © Hendrik Schmidt/dpa

"Weißt du, was das Schlimme ist? Alle sagen schon, 'Ja, das ist halt normal, es gehört dazu, wenn du irgendwie in der Öffentlichkeit stehst'", sagte der 37-Jährige zu Lesser.

Er wünsche sich eine Plattform, auf der man Nutzer einfach sperren lassen könne, wenn diese beleidigend werden - bei den aktuellen sozialen Netzwerken sei eher ein gegenläufiger Trend zu erkennen.

"Der Schritt geht ja nicht dahin, sondern der Schritt geht viel weiter weg, weil die ganze Inhaltskontrolle und Faktenchecks und so weiter noch weiter runtergefahren wird", redete sich der Olympiasieger von 2018 in Rage.

Biathlon Krimi auf der Schlussrunde! Deutsche Biathlon-Staffel holt Bronze zum WM-Auftakt

"Es ist ja nicht so, dass Meta sagt: 'Hey, stimmt, wir arbeiten daran, wir wollen ja besser werden', sondern die sagen: 'Nö, wir fahren das alles noch weiter runter'", kritisierte Peiffer. "Wir wollen ja Meinungsfreiheit, aber das hat nichts mit Meinungsfreiheit zu tun, wenn ich da jemanden sozusagen einfach durchbeleidige. Da könnte ich mich schon wieder aufregen."

Lesser stimmte mit ein: "Ich weiß nicht, was bei denen dann falsch gelaufen ist." Auch er habe das Gefühl, dass entsprechende Nachrichten immer mehr zunehmen.

Die beiden ARD-Experten wollten selbst entgegenwirken - und schickten "ein paar Empathieherzchen an Ingrid".

Mehr zum Thema Biathlon: