Biathlon-Legende schießt gegen Superstar aus dem eigenen Land: "Nicht bei der Sache!"
Sjusjøen (Norwegen) - Viel Aufregung um nichts, oder doch eine echte Formdelle? Die ersten Weltcup-Kilometer in der Loipe sind noch nicht gelaufen, die ersten Schüsse nicht auf die Scheiben gebracht, da gibt es den ersten handfesten Zoff im norwegischen Biathlon.
Legende Ole Einar Björndalen (50) hat den fünfmaligen Olympiasieger Johannes Thingnes Bö (31) nach den alljährlichen Testrennen hart attackiert.
Nachdem der Dominator des letzten Jahrzehnts bei den internen Wettkämpfen in der Nähe von Lillehammer im Sprint nur Rang zehn, im Massenstart Platz 17 belegte, äußerte Björndalen bei TV2 heftige Kritik.
"Er war nicht ganz bei der Sache und nicht in der richtigen Verfassung. Er scheint mit etwas zu kämpfen zu habe. Ich kann nicht sagen, ob es körperlich, mental oder familiär bedingt ist, aber er ist eindeutig nicht er selbst", meinte der Experte.
Bö jagt die Rekorde von Björndalen, hat sich große Ziele gesteckt, auch wenn er vor Kurzem klarmachte, dass seine Karriere nach den Olympischen Winterspielen von Cortina und Mailand 2026 definitiv enden wird.
"Johannes ist derjenige, der sich selbst den Druck auferlegt hat, für Kontiolahti in Topform zu sein", schob Björndalen nach.
Teamkollege nimmt Johannes Thingnes Bö in Schutz
Am kommenden Sonntag fällt der Startschuss für die neue Saison mit dem Weltcup in Finnland.
Die Teamkollegen von Johannes Thingnes Bö machen sich überhaupt keine Sorgen um ihren Ausnahme-Athleten. "Diejenigen von uns, die an Johannes zweifeln, sind dumm. Wenn er in Kontiolahti nicht der beste Skifahrer der Welt ist, dann wird er es in Hochfilzen und sicherlich in Le Grand-Bornand sein", nahm Sjastad Christiansen (32) ihn in Schutz.
Vor allem in der Loipe hatte Bö bei den beiden Tests ungewöhnliche Schwächen offenbart. Beim Sprint-Rennen lief er auf der letzten Runde nur die 33. Zeit, im Massenstart kam er in der ersten Runde über die 26. Zeit nicht hinaus.
Der große Champion des Biathlons meinte im Anschluss selbst, er müsse "aufwachen". Keiner zweifelt daran, dass das passieren wird, nicht einmal Björndalen.
"Er wird bereit für Kontiolahti sein und dann wird es in den finnischen Wäldern nach Feuer riechen", blickte die Legende dann doch sogar selbst optimistisch voraus.
Titelfoto: Bildmontage: Sven Hoppe/dpa, Terje Bendiksby/NTB/dpa