Heuchelei oder Versöhnung? Diese Geste verblüfft Biathlon-Fans!
Lenzerheide (Schweiz) - Während Franziska Preuß (29) das Podest als Viertplatzierte bei der Verfolgung im Biathlon-Weltcup am Samstag knapp verpasste, ging der Doppelsieg nach Frankreich. Im Ziel sorgten die Gewinnerinnen für einen Moment, der viele Zuschauer überrascht haben dürfte.
Justine Braisaz-Bouchet (27) schnappte sich trotz drei Strafrunden den ersten Platz im schweizerischen Lenzerheide und fuhr dabei ausgerechnet vor ihrer französischen Teamkollegin Julia Simon (27) ins Ziel.
Anschließend gratulierten sich die Landsfrauen mit einem Faustschlag gegenseitig zum Triumph. Die noch am Boden sitzende Braisaz-Bouchet streckte wohlwollend den Arm aus, Simon klatschte bückend ab.
Für die meisten Mannschaftskolleginnen wohl eine vollkommen selbstverständliche Geste, im französischen Lager kann davon aber keine Rede sein.
Seit Monaten liegen die beiden Athletinnen nämlich eigentlich im persönlichen sowie juristischen Clinch, nachdem ein Betrugsskandal den Verband des deutschen Nachbarlandes erschüttert hatte.
Simon wird vorgeworfen, im Sommer 2022 mit der gestohlenen Kreditkarte ihrer Kollegin Braisaz-Bouchet Dinge im Wert von rund 1600 Euro erworben zu haben.
Die Gesamtweltcup-Siegerin der vergangenen Saison bestritt die Anschuldigungen in der Folge allerdings vehement und gab an, ihrerseits Opfer eines Identitätsdiebstahls geworden zu sein.
Friedensgipfel mit Julia Simon und Justine Braisaz-Bouchet gescheitert
Seitdem galt das Tischtuch zwischen den Spitzensportlerinnen als zerschnitten, obwohl sich der französische Skiverband nach Infos der Süddeutschen Zeitung kürzlich mit einem Friedensgipfel um Aussöhnung bemüht habe.
Das Treffen im Beisein der Anwälte sei jedoch ertraglos geblieben, es stehe weiterhin Aussage gegen Aussage. Auch die Ermittlungen dauern an, es läuft wohl auf einen Wettstreit vor Gericht hinaus.
Zwar hielt der Verband trotzdem an beiden Biathletinnen fest und holte Simon im Oktober zurück ins Team, im Lager sollen sie sich seither aber aus dem Weg gegangen sein.
Vor allem der Vorjahressiegerin hätten die Vorwürfe sowie die öffentliche Schlammschlacht stark zugesetzt. "Ich bin mental am Ende", erklärte Simon nach ihrer enttäuschenden Platzierung zum Weltcup-Auftakt in Östersund gegenüber L'Équipe.
Ob die Geste am Samstag nur ein Zeugnis ihrer Professionalität war oder sich die Wogen tatsächlich allmählichen glätten, wollte das Duo in der Schweiz noch nicht verraten.
Titelfoto: Gian Ehrenzeller/KEYSTONE/dpa