Biathlon-Bundestrainer schimpft über Ausbildung beim DSV: "Wenn du mit dem 15. Platz zufrieden bist ..."

Ruhpolding - In diesem Jahr läuft es bei den deutschen Biathleten außergewöhnlich gut, bei den Männern gingen sogar vier von zehn Einzelrennen nach Deutschland. Deshalb ist aber noch lange nicht alles Gold, was glänzt - Bundestrainer Uroš Velepec (56) sieht besonders ein Manko in der Ausbildung in Deutschland!

Bundestrainer Uroš Velepec (56) brachte Deutschlands Biathleten in die Erfolgsspur zurück.
Bundestrainer Uroš Velepec (56) brachte Deutschlands Biathleten in die Erfolgsspur zurück.  © Martin Schutt/dpa

Die Erfolge der deutschen Männer sind nämlich insbesondere auf das Läuferische zurückzuführen, gerade Benedikt Doll (33) und Philipp Nawrath (30) spielen in den Laufzeiten regelmäßig ganz vorn mit.

Beim Schießen dagegen besteht schon seit Jahren der Kritikpunkt, dass die Deutschen einfach zu langsam schießen!

Das sieht auch Uroš Velepec, seit 2022 im Trainerteam und seit diesem Winter Chefcoach der deutschen Herren so - und prangert dabei besonders Versäumnisse in der Ausbildung an.

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In Deutschland liege der Fokus viel zu sehr auf Präzisionsschießen anstatt auf Geschwindigkeit, sagte der Slowene laut dem Sportinformationsdienst (SID) bei einer Medienrunde vor der Herrenstaffel in Ruhpolding: "Aber das ist nicht der moderne Biathlon!"

In anderen Nationen kommen regelmäßig junge Sportler nach, die den Deutschen bei einer einzigen Schießeinlage zahlreiche Sekunden abnehmen und sich so einen enormen Vorteil verschaffen - schließlich muss die Lücke auf der Strecke erst einmal wieder geschlossen werden.

Arbeit von Uroš Velepec am Schießtempo der DSV-Starter fruchtet langsam

Insbesondere beim Schießen sieht Uroš Velepec (56) allerdings noch erhebliches Verbesserungspotenzial.
Insbesondere beim Schießen sieht Uroš Velepec (56) allerdings noch erhebliches Verbesserungspotenzial.  © Martin Schutt/dpa

Die DSV-Athleten arbeiteten daran, aber: "Wir haben nicht die jüngste Mannschaft. Wenn du zehn, 15 Jahre Biathlet bist und in den typisch deutschen Skischulen das Präzisionsschießen gelernt hast, ist das nicht einfach", erklärte Velepec.

Seiner Meinung nach fahre ein Sportler im modernen Biathlon "immer besser mit schnellem Schießen, vollem Risiko und voller Attacke".

So wie im deutschen Skiverband gelehrt könne man hingegen nur agieren, "wenn du mit dem 10. oder 15. Platz zufrieden bist. Das ist zwar ein super Resultat bei der Konkurrenz. Aber wenn du aufs Podium willst, musst du schneller schießen und riskieren."

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Immerhin: Die Arbeit des Slowenen scheint bereits zu fruchten! Bei seinem Sprintsieg in Oberhof hatte Benedikt Doll die zweitschnellste Rangetime, also die Zeit, die er vom Einlaufen in den bis zum Verlassen des Schießstands brauchte, und legte so die Basis für seinen Erfolg.

Auch Philipp Nawrath zeigt inzwischen regelmäßig schnelle Serien und lief so in Östersund zum ersten Mal in seiner Karriere ins Gelbe Trikot.

Jetzt muss die Kritik von Velepec nur noch in den Ausbildungsstätten des DSV ankommen - damit die zukünftigen Biathlon-Generationen das schnelle Schießen nicht erst mit 30 lernen ...

Titelfoto: Martin Schutt/dpa

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